Gedichte von Theodor Storm für Ihre Gedichtsammlung für Weihnachten

Geht es Ihnen auch so, dass Sie hin und wieder nach Lektüre mit Werken alter deutscher Dichter und Schriftsteller greifen? Diese Werke geben immer auch ein Zeugnis über vergangene Zeiten ab: über die Sprachgewohnheiten, Denkweisen und Prägungen der jeweiligen Zeitepoche. Theodor Storm schrieb Novellen, Märchen und Gedichte. Hier finden Sie Vorschläge für Ihre Gedichtsammlung für Weihnachten.

Wer war Theodor Storm?

Denke ich an Theodor Storm, fallen mir zuerst seine Novellen ein, die mich vor Jahren faszinierten. Geschichten voller Liebe und Leidenschaft, Tragik und Melancholie waren es, die die Figuren sprechen ließen. Am bekanntesten sind wohl „der Schimmelreiter“ und „Immensee“. Aber auch Märchen wie „die Regentrude“ oder „der kleine Häwelmann“ blieben mir im Gedächtnis.

Theodor Storm schrieb aber auch Gedichte. Er lebte von 1817 bis 1888. Seine juristische Laufbahn mit mehreren Stationen in Deutschland, so auch im thüringischen Heiligenstadt, wurde seit frühester Jugend von seiner schriftstellerischen und dichterischen Tätigkeit begleitet.

Weihnachtsgedichte von Theodor Storm

Theodor Storm schrieb mehrere Gedichte, die sich mit Weihnachten beschäftigen. Ich habe Ihnen 3 Gedichte ausgesucht, die treffend für das Schaffen des Poeten stehen.

„Weihnachtsabend“ – Theodor Storm

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fort gespült,
Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
„Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

Ich schrak empor, und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlecht es mochte sein,
Erkannt’ ich im Vorübertreiben nicht.

Nur vor dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört’ ich, mühsam, wie es schien:
„Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn’ Unterlass;
Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.

Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfasste mich die Angst im Herzen so,
Als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein
Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

Gedichtsammlung für Weihnachten: Das Weihnachtslied

„Weihnachtslied“ – Theodor Storm

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre ferne Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.

Gedichtsammlung für Weihnachten mit einem Gedich über Knecht Ruprecht

„Knecht Ruprecht“ – Theodor Storm

Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen; 
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich so strolcht‘ durch den finstern Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!  
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan.

Alt‘ und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg‘ ich hinab zur Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!“

Ich sprach: „O lieber Herre Christ, 
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo’s eitel gute Kinder hat.“

„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.“

„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.“
Christkindlein sprach: „So ist es recht!
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“

Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier drinnen find!
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

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