Olivenöl: Was steckt hinter den Angaben auf dem Etikett?

Heute ist Olivenöl bei uns nicht mehr aus den Regalen der Supermärkte und Discounter wegzudenken. Extra Vergine, nativ, erste Güteklasse, Kaltpressung - die auf den Etiketten von Olivenöl zu findenden und Qualität versprechenden Bezeichnungen sind zahlreich. Was aber verbirgt sich genau hinter diesen Angaben – und welche signalisieren tatsächlich gute Qualität?

Was genau ist „natives“ Olivenöl?

Nativ bedeutet durch ein natürliches Verfahren hergestellt – also nicht raffiniert oder unter Einsatz chemischer Substanzen. Darunter fallen alle Olivenöle, die ausschließlich durch mechanische oder sonstige physikalische Verfahren gewonnen wurden. Nur diese Behandlungen sind zulässig: Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren. Native Olivenöle am hochwertigsten.

Wie lässt sich das Anbaugebiet der Oliven erkennen?

Viele Olivenöle (auch der Güteklasse nativ extra) schweigen sich über die Herkunft der Oliven bzw. des Olivenöls aus. Angaben wie „produziert in“ oder „abgefüllt in“ geben nur einen Hinweis, wo sich der Abfüllbetrieb befindet. Das Öl selbst kann sogar aus einen anderen Land stammen.

Ab 1. Juli 2009 wird es allerdings bei nativem Olivenöl (extra) Pflicht, einen Hinweis auf das Herkunftsland zu geben. Wollen Sie ganz sicher gehen, dass ein Olivenöl aus einem ganz bestimmten Anbaugebiet (beispielweise aus Ligurien oder der Toskana) kommt, achten Sie auf das runde EU-Siegel zur Ursprungsbezeichnung (rot/gelb für geschützte Ursprungsbezeichnung oder blau/gelb für geschützte geografische Angabe).

Welche Güteklassen von Olivenöl sind im Handel?

  • Natives Olivenöl extra: erste Güteklasse, aus erster Pressung, ohne übermäßige Temperatureinwirkung schonend hergestellt, mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von höchstens 0,8 g je 100 g. Es muss in Geruch und Geschmack einwandfrei sein und bei der sensorischen Prüfung mindestens 6,5 von 9 möglichen Punkten erreichen. In anderen Sprachen heißt es: „Extra Vergine“ (italienisch), „Virgen Extra“ (spanisch), „Extra Virgem“ (portugiesisch), „Vierge Extra“ (französisch) und „Extra Virgin“ (englisch).
  • Natives Olivenöl: zweite Güteklasse, aus erster Pressung, ohne übermäßige Temperatureinwirkung schonend hergestellt, mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von höchstens 2 g je 100 g. Hat eine etwas geringere Fruchtigkeit als die erste Güteklasse und kann geringe Geschmacksfehler aufweisen. Die Bezeichnungen in anderen Sprachen entsprechen denen beim nativen Olivenöl extra, nur halt ohne das Wort „Extra“.
  • Olivenöl: Verschnitt von raffiniertem Olivenöl mit nativem Olivenöl extra oder nativem Olivenöl (mind. 1%), mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von höchstens 1 g je 100 g. Meist ist jedoch der Anteil nativen Öls sehr gering (oft nur wenige Prozent), um das Öl billig anbieten zu können. Es ist sehr mild und recht neutral im Geschmack. Vorteil gegenüber nativem Olivenöl (extra): Es ist hitzebeständiger und eignet sich deshalb sogar zum Frittieren bei über 200° C.
  • Oliventresteröl: Verschnitt von raffiniertem Oliventresteröl mit nativem Olivenöl extra oder nativem Olivenöl, mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von höchstens 1 g je 100 g. Hat einen mild-neutralen Geschmack und ist zum Verzehr geeignet, wird aber bei uns so gut wie gar nicht angeboten.

Was bedeutet „erste Kaltpressung“ oder „erste Kaltextraktion“?

Diese zusätzlichen Bezeichnungen dürfen bei nativen Olivenölen nur dann verwendet werden, wenn sie bei höchstens 27° C in einer traditionellen, hydraulischen Presse (erste Kaltpressung) oder bei max. 27° C in modernen Zentrifugiersystemen (Kaltextraktion) gewonnen wurden. Native Olivenöle ohne diese Hinweise werden allerdings auch auf diese Weise hergestellt.

Im Einzelfall kann die Temperaturgrenze von 27° C überschritten werden, was mit der Konsistenz des Olivenbreis und damit mit dem Reifegrad und der oder den Olivensorten zusammenhängt. Praktisch wird heute jedoch so gut wie jedes native Olivenöl (extra) unter dieser Temperaturgrenze hergestellt.

Was sagt Ihnen die „Säurezahl“ bei Olivenöl?

Der Säuregrad eines Olivenöls hängt unmittelbar mit der Qualität und der Reife der verwendeten Oliven und dem Herstellungsprozess zusammen. Sind die Oliven von guter Qualität und optimal reif und werden dann noch schonend geerntet, transportiert und verarbeitet, hat das Endprodukt wenig Säure. Und je weniger Säure ein Olivenöl hat desto besser ist seine Qualität.

Welche Olivenöle gibt es noch?

  • Lampantöl: natives Olivenöl mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von mehr als 2 g je 100 g, das aber sensorisch fehlerhaft ist – es ist nicht für den Verzehr geeignet und wird raffiniert.
  • Raffiniertes Olivenöl: wird durch Raffinieren von nativen Olivenölen gewonnen und darf höchstens einen Gehalt an freien Fettsäuren von 0,3 g je 100 g aufweisen. Es hat keinen typischen Olivenölgeschmack mehr und wird daher nicht angeboten.
  • Rohes Oliventresteröl: Öl aus Oliventrester (also den bereits gepressten Oliven), das durch Behandlung mit Lösungsmitteln oder auf physikalische Weise gewonnen wurde. Ist nicht zum Verzehr geeignet und wird raffiniert.
  • Raffiniertes Oliventresteröl: durch Raffinieren von rohem Oliventresteröl gewonnenes Öl mit einem Gehalt an freien Fettsäuren von höchstens 0,3 g je 100 g. Hat keinen typischen Olivenölgeschmack mehr und wird daher nicht angeboten.

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