Prestigecuvées: Die Champagner-Luxusklasse

Champagner ist ein Luxusgetränk. Aber Luxus ist nicht gleich Luxus. Erfahren Sie mehr über die teuersten, seltensten und besten Prestigecuvées. Und erfahren Sie, dass selbst beim Champagner teuer nicht gleich gut bedeuten muss.

Jeder Champagnererzeuger hat einen Champagner, der als Inbegriff der Hausphilosophie gilt und das Beste an Champagner ist, was der jeweilige Kellermeister erzeugen kann. Diese Champagner nennt man „Cuvées de Prestige“ oder eben „Prestigechampagner“, denn sie sind nicht nur vom Qualitätsanspruch, sondern auch preislich in der obersten Kategorie angesiedelt.

Manche dieser Champagner sind berühmt, manche nur berüchtigt, viele sind völlig unbekannt.

Fließende Übergänge zwischen echtem Prestigechampagner und „nur“ gutem Marketing

Die Grenze zwischen berühmt und berüchtigt, zwischen kompromissloser Qualität und kompromisslosem Marketinghype sind fließend. Oft kommt es vor, dass bestimmte Champagner praktisch über Nacht Kultstatus erlangen, andere bleiben jahrelang Geheimtips und sind trotzdem immer ausverkauft. Nachfolgend eine kleine Orientierungshilfe in der Welt der Luxuschampagner.

Champagner Alfred Gratien: Cuvée Paradis, Cuvée Paradis Rosé

Das kleine, feine Haus aus Epernay hat sich eine Selbstbeschränkung auferlegt und produziert, Nachfrage hin oder her, einfach nicht mehr als 300 000 Flaschen Champagner pro Jahr. Ein sehr kleiner Prozentsatz bester Trauben ist dabei der Prestigecuvée „Paradis“, die es in weiss und rosé gibt, vorbehalten. nach Art des Hauses erfolgt die Vinifikation in Holzfässern, auf einen biologischen Säureabbau wird verzichtet.

Alle Gratien-Champagner verfügen daher über eine hohe Säure, die von Kellermeister Nicolas Jaeger durch einen selten angewandten Trick aromatisch gepolstert wird: er verwendet die Eigenschaften der charmanten Pinot Meunier (Müllerrebe) als Vermittler zwischen hoher natürlicher Chardonnaysäure und weichem, weinigem Pinot Noir. Lange Lagerfähigkeit bleibt dadurch ebenso garantiert, wie das variantenreiche Entwicklungspotential, die „Paradis“ Champagner sind aber nichts für Etikettentrinker.

Champagner Billecart-Salmon: Cuvée Nicolas-Francois Billecart, Cuvée Elisabeth Salmon Rosé und Clos St. Hilaire

Der eigentliche Star im Hause Billecart-Salmon ist der jahrgangslose Rosé. Dass man aber noch viel mehr kann, zeigen die beiden Prestigecuvées, die jeweils als „Cuvée du Fondateur“, also als Hommage an die Namensgeber des Hauses, einer großen Champagnertradition verpflichtet sind.

Der weiße Nicolas-Francois stammt ausschließlich aus Grand-Cru-Lagen und wurde teilweise im traditionellen Holz ausgebaut, während Elisabeth Salmon für Raffinesse und höchste Verfeinerung des Roséstils steht.

Das Rückgrat und gleichsam das Geheimnis des Erfolgs waren bei den Rosés aus dem Hause Billecart-Salmon immer Spätburgundertrauben, die im Clos St. Hilaire stehen. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass Man sich bei Billecart-Salmon entschieden hat, diesen ummauerten Rebgarten als Einzellage zu vinifizieren und so die Kraft und den Reichtum der Lage in Reinkultur zu zeigen.

Champagner Bollinger: Grande Année, Grande Année Rosé, R.D. und Vieilles Vignes Francaises

Bollinger ist einer der Erzeuger mit dem kleinsten Portfolio unter den großen Häusern, aber dafür einem, das sich durchweg sehen lassen kann. Wertvolle Lagen in allen Schlüsselgebieten der Champagne und völliger Verzicht auf Meunier von der Aube deuten den hohen Qualitätsanspruch an, der sich in der berühmten Qualitätscharta des Hauses wiederfindet. Der Jahrgangschampagner „Grande Année“ markiert den Einstieg in die Prestigelinie des Hauses, der auch in Rosé zu den trinkenswertesten der Champagne gehört.

Der spät dégorgierte Grande Année (nichts anderes bedeutet nämlich Récemment Dégorgé oder eben R.D.) überstrahlt mit seiner unerhörten Frische und lasergenauen Pointiertheit oft noch einmal die Jahrgangschampagner des Hauses und ist so etwas wie die eigentliche Prestigecuvée.

Im Gegensatz dazu sind die Vieilles Vignes aus den wenigen wurzelechten Reben, die es innerhalb der Champagne überhaupt noch gibt und im Besitz des Hauses stehen so etwas wie ein lebendiges Weinmuseum. Die sehr hohen Preise, die dafür aufgerufen werden, rechtfertigen sich ausnahmsweise wirklich angesichts der winzigen Menge an Rebstöcken, die in den beiden Miniparzellen des Hauses stehen. Obwohl die Vieilles Vignes nicht sehr offensiv vermarktet werden, sind sie fast nicht zu bekommen und verschwinden nach der Marktfreigabe schnell in Sammlerkellern und Genießerrachen.

Champagner Gosset: Celebris, Celebris Rosé, Celebris Blanc de Blancs

Das Celebris-Trio des ältesten Weinhauses der Champagne entfaltet barock anmutende Aromenpracht, die den Genießer dennoch nicht überfrachtet. Dafür sorgt die durch den Verzicht auf biologischen Säureabbau präsente Säure und die im Holzfass harmonisierten Aromen der sorgfältig vermählten Grand- und Premier Crus. Die gesamte Serie wird ohne Dosagezuckerzugabe präsentiert der Wein kann deshalb ganz für sich allein sprechen.

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