Verführer Muskateller: Wo der Name trügt (Teil 2)

Nicht alles, was sich Muskateller nennt, ist auch wirklich Muskateller. Es gibt Spielarten und Kreuzungen, die zwar das Wort "Muskateller" im Namen tragen, die aber nicht so edlen Wein liefern – oder überhaupt nichts mit dem Muskateller zu tun haben. Da lohnt es sich, die Muskateller-Spreu vom Muskateller-Weizen zu trennen.

Muskateller, ein Meister der Spielarten
Die Sorte Muskateller hat im Laufe der Geschichte etwa 200 Varianten und Mutationen ausgebildet. Es gibt Spielarten mit hellgelben, goldgelben, grauen, roten und violetten Beeren. Die edelsten Sorten sind die kleinbeerigen Varianten, die bei uns Weißer Muskateller, in Frankreich "Muscat Blanc à Petits Grains" und in Italien Moscato Bianco genannt werden. Ebenso hochwertig ist die Spielart Gelber Muskateller (Goldmuskateller, italienisch Moscato Giallo), die goldgelbe Beeren ausbildet, und ein rötliche Mutation davon, der Rosenmuskateller (Moscato Rosa).
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Der Muskateller-Gegenspieler aus der eigenen Familie
Oft verbirgt sich hinter dem Muskateller eine andere, weit verbreitete Variante, die nicht so feinen Wein liefert: "Muscat d’Alexandrie" ("Moscatel de Alejandria" oder "Muscat of Alexandria"). Aus ihr werden so gut wie alle Moscatel-Weine Spaniens gekeltert. Auch hinter dem süditalienischen "Zibibbo" versteckt sie sich, und auch der (zugegebenermaßen durchaus wundervolle) Moscato di Pantelleria wird nicht aus dem "echten" Muskateller gewonnen.

Der entfernte Muskateller-Verwandte von geringerem Format
Nicht direkt, sondern allenfalls auf Umwegen mit dem Muskateller verwandt ist die deutlich weniger aromatische Sorte Muskat-Ottonel (Muscat Ottonel). Meist bringt sie nur eher flachen Wein hervor. Insbesondere in Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Moldawien, Österreich, in der Ukraine und im Elsass ist die Rebe anzutreffen.

Der nahe Muskateller-Verwandte, der früher keiner war
In Deutschland (vor allem in Sachsen) ist eine Spezies namens Morio-Muskat zu finden. Sie wurde von 1928 von Peter Morio (1887-1960) am Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen gezüchtet. Der Züchter gab an, die Eltern seien Silvaner und Weißburgunder gewesen. Neueren Erkenntnissen zufolge entstand die Sorte aus Silvaner und Gelbem Muskateller. Was jedoch nichts daran ändert, dass diese Sorte einen recht aufdringlich-aromatischen, ansonsten aber mäßigen Wein liefert.

Der Muskateller, den man lieber isst
Gelegentlich begegnet man auch Wein aus der roten Verwandten Muscat d’Hamburg (Muskat-Trollinger), so in Württemberg, Mazedonien und Serbien. Es handelt sich dabei um eine Kreuzung von Trollinger und Muscat d’Alexandrie. In anderen Gegenden der Welt wird die Sorte meist als Tafeltraube verwendet, was vollkommen verständlich ist. Denn der aus Muscat d’Hamburg gewonnene, leichte und vordergründige Wein ist nicht der Rede wert.

Welche Rebsorten tatsächlich nichts mit Muskateller zu tun haben

  • Muscadelle: wahrscheinlich nicht mit dem Muskateller verwandte Sorte aus der Gegend von Bordeaux, deren Duft jedoch an Muskateller erinnert
  • Muscadet: eigenständige Sorte von der unteren Loire, Synonym für Melon de Bourgogne
  • (Weißer) Muskat-Gutedel: Synonym für Gutedel (Chasselas)
  • Muskat-Silvaner: Synonym für Sauvignon Blanc
  • Grüner Muskateller: Synonym für Grünen Veltliner
  • Schwarzer Muskateller: Synonym für die rote Rebsorte Blaufränkisch (Lemberger)
  • Wildmuskat (Spielart der roten Rebsorte Blaufränkisch oder Lemberger)