Der Silvaner: 350 Jahre in Deutschland

Seit dreieinhalb Jahrhunderten wird die weiße Rebsorte Silvaner nachweislich in deutschen Landen angebaut. Doch sie hat noch einige Jahrhundert mehr auf dem Buckel – sie gehört zu den ältesten europäischen Kulturreben überhaupt. Um ihre genaue Herkunft ranken sich bis heute Mythen.

Der Silvaner startet seine Karriere in Catell in Franken
Man schrieb den "10. Apriles 1659“ in Castell in Franken, als die ersten Reben im Casteller Schlossberg des Fürstlich Castell’schen Domänenamtes gepflanzt wurden. Der Gräflich Castell’sche Amtmann Johann Georg Körner ließ von dem Amtsboten Michel Saueracker für 8 Schilling 3 1/2 Pfennig 25 Fechser (Stecklinge) des Silvaners aus Obereisenheim heranschaffen. Zu jener Zeit wurde die Rebsorte noch "Österreicher” genannt.

Der Silvaner – ein Kind von Wildreben des Waldes?
Silvaner leitet sich wahrscheinlich von dem lateinischen Wort silva (Wald) ab und weist auf die Abstammung von Wildeben hin. DNA-Analysen legen dagegen die Vermutung nahe, dass der Silvaner eine natürliche Kreuzung von Traminer und Österreichisch-Weiß ist. Letztere Sorte wiederum stammt vom Weißen Heunisch ab – Wildreben waren danach wohl nicht unter den Eltern. 

Österreich oder Transsylvanien – woher kommt der Silvaner?
In Deutschland heißt der Silvaner offiziell Grüner Silvaner, denn es gibt auch rötliche und blaue Varianten, die Roter Silvaner bzw. Blauer Silvaner genannt werden. In Österreich und der Schweiz wird die Sorte mit "y“ geschrieben (Sylvaner). Gerade dieses "y“ hat immer wieder für Spekulationen einer Herkunft aus Transsylvanien (Siebenbürgen) im heutigen Rumänien gesorgt.

Wahrscheinlicher ist aber, dass der Silvaner aus Österreich eingeführt wurde. Dafür sprechen die Synonyme "Grüner Zierfahndler” und "Österreicher“ – letztere Bezeichnung ist in Franken noch heute gebräuchlich. 

Silvaner, die Nr. 3 der deutschen Weißweine
Derzeit wird Silvaner in Deutschland auf 5.236 Hektar angebaut, das sind 5,1% der deutschen Gesamtrebfläche. Damit ist der Silvaner die dritthäufigste weiße Rebsorte nach dem Riesling und dem Müller-Thurgau (Rivaner), gefolgt von Grauburgunder und Weißburgunder (Quelle: Deutsches Weininstitut, Basisdaten 2009). Doch es ist noch gar nicht lange her, da war der Silvaner die Nr. 1 der deutschen Weißweinreben. Bis zu Beginn der 1990er-Jahre wurde noch mehr Silvaner als Riesling in Deutschland angebaut.

Der Silvaner hat seine Hochburg auch heute noch in Franken
In Franken ist der Silvaner auf über 20% der Rebfläche zu finden und muss sich nur vom Müller-Thurgau mit rund 30% geschlagen geben. Die zweite Silvaner-Hochburg ist Rheinhessen, wo die Sorte 9% der Rebfläche belegt.

Und wie schmeckt Silvaner?
Die Rebsorte ist in der Lage, eine beachtliche Bandbreite von Geschmacksstilen hervorzubringen. Vom leichten, spritzigen und feinaromatischen Schoppenwein über kraftvolle, körperreiche und auch mineralische Spätlesen bis hin zu edelsüßen Botrytis-Weinen ist alles drin. Sogar Sekt lässt sich aus Silvaner machen. Typisch für den Wein ist sein feiner Duft, der oft an frische Kräuter, Gräser, Birnen Stachelbeeren und auch einmal tropische Früchte erinnert. Im Gegensatz zum Riesling hat er eine deutlich sanftere Weinsäure.

Wer macht guten Silvaner in Deutschland?
Hier eine nicht abschließende Auswahl von Weingütern, die hervorragenden Silvaner erzeugen:
Weingut Bürgerspital zum Hl. Geist (Franken)
Weingut Michael Fröhlich (Franken)
Fürstlich Castell’sches Domänenamt (Franken)
Weingut Höfler (Franken)
Weingut Juliusspital (Franken)
Weingut Fürst Löwenstein (Franken)
Weingut Johann Ruck (Franken)
Weingut Horst Sauer (Franken)
Weingut Rainer Sauer (Franken)
Weingut Egon Schäffer (Franken)
Staatlicher Hofkeller Würzburg (Franken)
Weingut am Stein – Ludwig Knoll (Franken)
Weingut Keller (Rheinhessen)
Weingut Ökonomierat Johann Geil I. Erben (Rheinhessen)
Weingut Wagner-Stempel (Rheinhessen)