Freie Radikale: Ist Sport Mord?

Freie Radikale sind mitverantwortlich für Erkrankungen wie Herzinfarkt, Krebs oder Rheuma. Sie entstehen auch beim Sport. Worauf man bei der Trainingsplanung und bei der Ernährung achten muss, um diese aggressiven Moleküle neutralisieren zu können, lesen sie im folgenden Artikel.

Freie Radikale: Ist Sport Mord?
Freie Radikale oder auch "reaktive Sauerstoffspezies" sind hochreaktive und aggressive Sauerstoffmoleküle. Sie beschädigen Zellen und Organe, sind u. a. mitverantwortlich für die Entstehung von Krebs, Rheuma und Arteriosklerose, die bekanntlich einen Herzinfarkt und/oder Schlaganfall auslösen kann und beschleunigen den Alterungsprozess.

Freie Radikale entstehen ständig in unserem Körper, vor allem aber, wenn in den Muskeln mit Hilfe von eingeatmetem Sauerstoff Energie verbrannt wird. 5% des eingeatmeten Sauerstoffs werden während der Energiegewinnung nicht direkt zu Kohlendioxid und Wasserstoff verarbeitet, sondern in Form dieser aggressiven Moleküle. Normalerweise kommt der Körper durch seine Abwehmechanismen mit diesen Molekülen gut zurecht.

Probleme bekommt er dann, wenn über die Maßen hinaus zu viele frei Radikale entstehen, z. B. durch äußere Reize, wie Rauchen, Passivrauchen, Abgase, extremer Stress oder, wie jetzt im Sommer, durch eine zu hohe Konzentration von UV-Strahlen aufgrund eines zu ausgiebigen Sonnenbades.

Wie entstehen freie Radikale beim Sport?
Ein weiterer Grund für die Entstehung einer zu hohen freien Radikal-Konzentration ist übermäßiger Sport, Leistungs- und Hochleistungssport. Aber auch Breitensport, der unregelmäßig und dann mit einer zu hohen Intensität betrieben wird. Im Hochleistungssport (z. B. Marathon- und Ultramarathonläufe) wurde festgestellt, dass die Radikalbelastung um bis zu 600% ansteigt. Besonders Sportler, die Ausdauerbelastungen im oberen Bereich ausgesetzt sind, sind besonders gefährdet.

Bei sportlichen Ausdauerbelastungen bis zur Erschöpfung steigt der Sauerstoffverbrauch bis auf das 100- bis 200fache des Normwertes an und es kommt somit zu einer vermehrten Bildung freier Radikale. Hochleistungssport ist gleichzusetzen mit starkem Stoffwechselstress und Stress begünstigt die Entstehung freier Radikale.

Zudem werden über den enormen Schweißausstoß, vor allem bei zeitlich ausgedehnten und hohen Belastungen, wie Ultramarathons oder Triathlons, Radikalfänger, wie z. B. Magnesium, Natrium, Zink, Kalium u. a. ausgeschieden. Diese Ausscheidungsprozesse können sogar noch Tage nach dem Wettkampf oder Training andauern.

Die unmittelbaren Folgen, die den schwerwiegenden Folgen (s. o.) vorausgehen, sind eine geringere Leistungsfähigkeit, eine verstärkte Schmerzempfindung, eine verlängerte Regenerationsphase, eine schwache mentale Verfassung und eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Eine fast schon chronische Anfälligkeit für Muskel- und Bänderverletzungen ist bei den Sportlern häufig zu beobachten. Vor allem ältere Sportler über 40, insbesondere Sporteinsteiger, sind dieser Gefahr ausgesetzt, da der Körper nicht mehr in dem Maße gegensteuern kann, wie beim jungen Menschen.

Gegenmaßnahmen
Zunächst ist ein planvolles Training oberstes Gebot. Das Aufwärmen sollte moderat, mit leicht ansteigender Intensität, gestaltet werden. Insbesondere bei älteren Sportlern ist auf eine zu hohe Intensität, wie sie z. B. beim Wettkampf gefordert ist, zu verzichten. Die Herzfrequenz sollte in einem durch einen Sportmediziner ermittelten Bereich liegen.

Wichtig ist regelmäßiges trinken während Training und Wettkampf. Die Zuführung sogenannter "Antioxidantien", die einen wirksamen Schutz gegen freie Radikalen aufbauen, sollte immer gewährleistet sein. Ein bedeutendes Antioxidans ist das vitaminähnliche Coenzym Q10. Die Wirkung von Q10 lässt sich durch die Gabe von Vitamin E und dem Spurenelement Selen noch verstärken.

Neben den Vitaminen A und C spielt vor allem das Vitamin E eine große Rolle als Neutralisator von Radikalen. Vitamin E ist vorhanden in Pflanzenöle (Weizenkeim-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl), Nüsse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte. Hochdosierte Vitamin E Präparate werden vor allem Menschen mit übermäßigem Stress, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus und denen, die an Leber- und Gallenerkrankungen leiden, empfohlen, da sie einen erhöhten   Bedarf an Vitamin E haben.

Im Sport schadet jegliches Übermaß. Die Pflege und das Training aller bei der Sportart eingesetzten Muskeln (Kräftigung und Dehnung) sowie ein sich stetig wiederholender, moderater Reiz, sprich ein regelmäßiges und dauerhaftes Training, lassen den Sport zu dem werden, was er eigentlich soll: Gesund sein für Körper, Geist und Seele.