Erfolgreiche Verständigung trotz nachlassendem Hörvermögen

Nachlassendes Hörvermögen im Alter ist ein normaler Vorgang. Das schlechtere Hören hochfrequenter Töne und Konsonanten sowie behindernde Hintergrundgeräusche müssen nicht zu Lasten einer guten Verständigung gehen. Folgende Empfehlungen für eine angepasste Verständigung können helfen, den weiteren Kognitionsverlust und der Gefahr einer Depression vorzubeugen.

Normale Hörverluste im Alter
Schwerhörigkeit ist im hohen Alter weit verbreitet. Über 15 % der Gesamtbevölkerung leidet unter Schwerhörigkeit – Tendenz zunehmend. Besonders betroffen sind Raucher und Menschen, die im Leben oft vielfältigen und zu lauten Geräuschen und Stress ausgesetzt waren. Dabei sind nicht allein Erkrankungen des Hörorgans dafür verantwortlich.

Schwerhörigkeiten im Alter entstehen sowohl durch Veränderungen der Haarzellen des Innenohres als auch durch degenerative Abbauprozesse der zentralen Hörbahn. Der Hörverlust im Alter entspricht einem völlig normalen, physiologischen Vorgang und hat nicht unbedingt Krankheitswert. Besonders die Diskussion um die hochfrequenten Abschreckungsgeräte gegen Jugendliche vor Geschäften hat dieses Phänomen wieder ins Bewusstsein gerückt.

Hochfrequente Töne sind zunehmend schwerer zu hören
Mit fortschreitendem Alter sinkt die Schwelle, oberhalb derer Töne nicht mehr gehört werden können, wohingegen das Hören tieferer Töne in der Regel nicht beeinträchtigt ist. So hört ein Kind mit 5 Jahren noch Töne bis 21.000 Hertz. Weitere Daten:

  • 20 Jahre bis 18.000 Hertz
  • 30 Jahre bis 15.000 Hertz (Grillenzirpen)
  • 50 Jahre bis 12.000 Hertz (Hundepfeife)
  • 65 Jahre bis 9.000 Hertz
  • 70 Jahre bis 6.000 Hertz (hohe Orgeltöne)
  • 80 Jahre bis 5.000 Hertz

Im normalen Gespräch bewegt sich der Schall in einem Bereich von 200 bis 8.000 Hertz. Das heißt, dass viele über 70-Jährige einen Teil des Gesprächs nicht mehr hören und die Hörlücken durch vermutetes, sinnvolles Hinzufügen füllen.

Störende Hintergrundgeräusche
Die Unterscheidung von Nutzschall (Signal, Botschaft) und Störschall (Lärm, Nebengeräusche) ist mit zunehmendem Alter deutlich erschwert. Viele ältere Menschen klagen darüber, dass sie Schwierigkeiten haben, Gesprächen zu folgen, insbesondere in einer lauten Umgebung mit störenden Hintergrundgeräuschen. So kann ein laufendes Radio oder Fernsehgerät im Wohn-Essbereich eines Altenheims eine entspannte Verständigung sehr behindern.

Hören von Vokalen noch gut, Hören von Konsonanten schlecht
Konsonanten werden nicht mehr richtig verstanden. So sind "d" und "t" oder "f" und "s" und andere Konsonanten beim Zuhören kaum zu unterscheiden. Allerdings werden Vokale (a,e,i,o,u) deutlich besser gehört.

Rahmenempfehlungen für eine gute Verständigungsqualität
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen nun, dass Schwerhörigkeit im Alter einen starken Einfluss nimmt auf die Kognition und verbunden ist mit einer erhöhten Erkrankungshäufigkeit für Altersdepressionen. Aus diesem Grund erscheint es ratsam, die Kommunikationsqualität mit schwerhörigen alten Menschen auf einem hohen Niveau zu halten.

Dabei geht es nicht allein um die Kompensation durch Hörgeräte und deren korrektes Handling. Folgende Empfehlungen lassen sich aus den oben genannten Merkmalen ableiten:

  1. Es ist nicht immer erfolgreicher lauter zu sprechen, zumal die Hörgeräte den Schall oft nur unerträglich erhöhen. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, dass man im Blickfeld des hörbeeinträchtigten Menschen mit möglichst tiefer, eher normal lauter Stimmlage spricht.
  2. Ferner sollte stets darauf geachtet werden, dass bei der Alltagskommunikation Hintergrundgeräusche wie Radio oder Fernsehen ausgeschaltet bleiben.
  3. Schließlich ist es empfehlenswert, durch deutliche Mund- und Lippenbewegungen im Sichtkontakt zum Betroffenen die Konsonanten zu akzentuieren. Dies mag ein wenig Überwindung kosten und manchmal auch befremdlich aussehen, lässt sich aber gut einüben und ist sehr wirksam.