Ernährung in der Palliativpflege

Essen und Trinken haben für uns Menschen einen hohen Stellenwert. Sie sind eng mit Gesundheit, Lebensfreude und Lebensqualität verbunden. In der Palliativphase verringern sich Hunger und Durst, eine künstliche Ernährung oder Flüssigkeitsgabe kann dann angebracht sein. Worauf es bei der Ernährung in der Palliativpflege ankommt, erfahren Sie hier!

Vor einer dann geplanten Ernährungstherapie – gleich welche Form sie annimmt – sollte man jedoch klären, für wen es wichtig ist, das der Patient noch Nahrung zu sich nimmt. Uns? Dem Arzt ? Dem Angehörigen? Oder doch dem Patienten?

Ernährung in der Palliativpflege 
"Palliativmedizin ist die schwierigste Medizin überhaupt, weil es um Kommunikation und ethische Entscheidungen geht, die immer wieder überprüft werden müssen", stellte Martin Ehmer bei einem Vortrag fest, zu dem die Hospizgruppe Südlicher Breisgau eingeladen hatte.

Ernährung in der Palliativpflege – Zubereitung in kleinen Gruppen
Das Einbeziehen der Patienten in die Vorbereitungen ihrer Mahlzeiten, durch Berücksichtigung von Wünschen und Vorlieben oder Bitte um Mithilfe, z. B. beim Kräuter zupfen. Durch Tasten, Riechen und Probieren ist es möglich, auch in dieser Zeit die Sinne anzusprechen. Diese so genannte Nahrungsvorbereitung (da es sich ja hier nicht um die Zubereitung großer deftiger Menüs handelt – obwohl auch dies ein Wunsch sein kann) ist ein Weg in die Vergangenheit, in die Erinnerung.

Hilfen für Ihre Nahrungsentscheidung in der Palliativpflegen:
G
eeignet sind hier Milch, Bier, Wein, Sekt (werden gern als Getränke angenommen), Suppe, Milchsuppe und Hühnerbrühe (wenig gewürzt).

Dabei sollten aber Gewohnheiten wie das schöne Eindecken der Tische, Stoffservietten, Blumen, schöne Gläser, schönes buntes Geschirr etc. beibehalten werden. Ein schwarzer Tisch und schwarze Stühle sind ebenso unpassend wie die – ansonsten ja moderne – schwarz weiße Mobilierung. Am besten sollte der Raum einen wohnlichen – nach Möglichkeit noch gemütlichen Charakter haben. Ein Platz zum Essen mit Blick in den Garten, auf eine Wiese oder in Bäume wäre ideal.

Hier stand im Mittelpunkt die Ernährung schwerstkranker Menschen. Palliativmedizin ist zur Zeit beim Medizinstudium noch kein Pflichtfach, weshalb Ärzte ohne Zusatzausbildung mit den Grundsätzen dieses Faches nicht vertraut sind. So herrscht oft Unkenntnis darüber, welche Ernährung in der Palliativpflege sinnvoll wäre. Wichtig : Eine Ernährung mit einer Sonde ist eine (auch lebensverlängernde) medizinische Maßnahme, die nicht ohne Zustimmung des Patienten erfolgen darf!

Die Frage nach der Ernährung in der Palliativpflege
Die Frage nach der Ernährungsform stellt sich dem sterbenden Patienten irgendwann unweigerlich und wird so auch zum Thema für den behandelnden Arzt und die Angehörigen. Mit der Begründung, man könne den Patienten doch nicht verhungern lassen, plädieren häufig Angehörige für die Magensonde, ohne dabei den Nutzen für den Kranken zu hinterfragen, gern wird dabei auch über den Kopf des Betroffenen hinweg entschieden.

So bereitet auch die Entscheidung Schwierigkeiten, ob eine künstliche Ernährung mit der so genannten PEG abgebrochen oder gar nicht erst angelegt werden sollte. Sich selbst in der eigenen Entscheidung ermutigend, geben Angehörige aber auch Ärzte die Begründung für eine Magensonde bei Patienten in der Palliativpflege mit der Antwort: "man kann ihn doch nicht einfach verhungern / verdursten lassen".

An diesem Punkt sollte wirklich hinterfragt werden, wem diese Entscheidung nützt: dem eigenen Gewissen oder dem Patienten?

Ernährung in der Palliativpflege nach Beginn des Sterbeprozesses
"Hat der Sterbeprozess bereits begonnen, ergibt es keinen Sinn, ihn aufzuhalten." Um eine PEG ethisch und rechtlich zu legitimieren, muss die Maßnahme medizinisch notwendig sein und dem Bedürfnis des Patienten gerecht werden. Ebenso müsste er vorweg eingewilligt haben. Hier ist auch die Patientenverfügung bindend.

Hat der im Sterben liegende Patient überhaupt Hunger oder Durst?
Der sterbende Körper verlangt nur noch wenig Nahrung, da sein Energiebedarf auf das Notwendigste herabgesetzt ist. Der Appetit schwankt. Oft bekommt der Patient "noch einmal Lust" auf eine bestimmte Speise, diese ist jedoch bereits beim Anblick oder beim Riechen befriedigt und "der Appetit" gestillt. Ernährung in der Palliativpflege folgt eigenen Gesetzen.

Flüssige Nahrungsmittel werden oft festeren Speisen vorgezogen. Das Gefühl des Durstes kann jedoch bis zuletzt erhalten bleiben und für den Betroffenen ein quälendes Gefühl hinterlassen, wenn diesem nicht genüge getan wird. Doch häufig gilt das Gefühl "Durst" nicht dem Trinken von Flüssigkeiten, sondern entsteht aus der Mundtrockenheit, der Trockenheit der Schleimhäute und der Lippen. So ist eine häufige und gut ausgeführte Mundpflege in der Sterbebegleitung ein äußerst wichtiges Thema.

Essen & Trinken in der Palliativpflege: Biologische Notwendigkeit?
Der Patient möchte am Lebensende nicht mehr nach unseren Vorstellungen Essen und Trinken, häufig aber hat er gerade in dieser Phase große Gefühle und Sinn für seine Kultur und Religion. Gerade am Lebensende stellt sich die Frage nach der eigenen Religion und Spiritualität wieder. Und auch hier können wir die Ernährung in der Palliativpflege an die Sitten und Gebräuchen seiner entsprechenden Glaubensrichtung / Religion anpassen und durch Zeremonien quer durch seine Kultur aufleben lassen.  

Man muss nichts essen wollen, um einen Grund zu haben, einen Tisch schön zu decken. Man muss nichts trinken wollen, um die Besonderheit der Gemeinschaft am Tisch hervor zu heben. Hier reicht es schon aus, wenn man sagt "das Auge sieht…" – hier muss "es nicht mit – essen".

Ein Beispiel aus dem Judentum: Hier sagt man: Man darf nichts dazu tun, damit der Tod eines Menschen verzögert wird. Man darf kein Salz auf die Zunge eines Sterbenden legen, um damit den Eintritt des Todes heraus zu schieben. Sefer ha Chassidim, Kap. 723,3

  • Aus der Hindu – Tradition: Tradition der Altersaskese – ins Sterben ausziehen Praxis des Sterben-Fastens , Einstellung gegenüber dem Lebensende: geprägt von der Haltung der Entsagung
  • Prinzip der hinduistischen Medizin-Ethik: Du sollst nicht aufdringlich danach streben, am Leben zu erhalten! ( Univers. Of Hawai )
  • Beispiel traditionelle Gesellschaften ( Schamanismus etc. ) "Wenn unsere Leute hören, sie haben unheilbar Krebs, dann hören sie auf zu essen und zu trinken. Das ist eine Sache von 7 bis 10 Tagen . Manchmal auch schneller, je nachdem. Sie sagen zu ihren Kindern: ich habe mein Leben gelebt, es ist ein guten Leben gewesen, jetzt kann ich gehen." ( aus "Der singende Fels", Zürich 2009 ).

Wählen Sie einen kleinen Teller mit einer kleinen Portion. Auch pürierte Kost kann appetitlich zubereitet werden. Häufig reicht in der fortgeschrittenen Sterbephase gegen Mundtrockenheit das Saugen an feuchten Mulltüchern, an Eisstückchen, Ananas oder das Einträufeln von Wassertropfen mit einer Spritze in den Mund.

Wichtig zu Wissen: In der Terminalphase ist Anorexie normal. Eine neu aufgetretene Anorexie ist bei Tumorerkrankungen oft ein Zeichen für die Progression der Erkrankung. Appetitlosigkeit kann Anlass sein zu einem eingehenden Gespräch über Prognose und den nahen Tod. Die Frage , für wen es nun wichtig ist, dass der Patient isst, sollten sich alle stellen, die Angehörigen, der Arzt und auch der Patient!

Eine Pflegerin beschrieb dies so: "Er stirbt nicht, weil er nichts isst und trinkt, sondern er isst und trinkt nichts, weil er stirbt."