Realitätsorientierungstraining ist nicht immer sinnvoll für Demenzkranke

Das Realitätsorientierungstraining (kurz ROT) ist ein Konzept, das an Demenz erkrankten Personen helfen soll, aktiver und selbstbestimmter den Alltag zu gestalten. Hierzu wird die geistige Aktivität gefördert. Der Schwerpunkt liegt auf dem Training der räumlichen, zeitlichen und persönlichen Orientierung des Demenzkranken. Interessanterweise war ROT ursprünglich gar nicht für an Demenz erkrankte Personen gedacht. J. Folsen entwickelte es 1958 zur Rehabilitation von Kriegsopfern.

Realitätsorientierungstraining: So verhelfen Sie dem Demenzkranken zur Orientierung in der Realität
Beim Realitätsorientierungstraining als Methode im Umgang mit Demenzkranken ging man anfangs davon aus, den Demenzkranken damit länger im hier und jetzt halten zu können. Mit der Demenzerkrankung einhergehende Orientierungsstörungen sollten durch konsequentes Hinweisen auf Daten und Fakten aufgehalten und verbessert werden.

Dieser stark korrigierende Ansatz des ROT- Konzeptes wird heute nicht mehr durchgeführt. In mehreren Versuchen zeigte sich, dass der Stress für die Erkrankten zu hoch war. Schließlich wird im Realitätsorientierungstraining immer wieder auf eine Realität hingewiesen, die für den Demenzkranken keine Bedeutung mehr hat.

Realitätsorientierungstraining: Sie sollten es mit den ROT-Hilfen nicht übertreiben
Realitätsorientierungstraining wird heute als alltäglicher Bestandteil der Begleitung von demenziell veränderten Menschen genutzt. Unaufdringliche Orientierungshilfen helfen dem an Demenz Erkrankten diskret, sich zurechtzufinden. Folgende ROT-Hilfen können dazu beitragen, dass der Demenzkranke sich besser zurechtfindet:

  • Große Kalender mit möglichst wenig Informationen pro Blatt: Jahr, Datum, Monat, mehr sollte nicht auf dem Blatt stehen. Enthält das Kalenderblatt zu viele Informationen, kann der Demenzkranke nicht mehr unterscheiden, was wichtig ist und was nicht.
  • Große Uhren mit Zifferblatt und gut lesbaren Zahlen. Hängen Sie die Uhr gut sichtbar auf. Achten Sie darauf, dass sie nicht inmitten anderer Wanddekorationen verschwindet.
  • Farbegestaltung und Wahl der Tapete: In Pfegeheimen finden Sie häufig ausgefeilte Farbkonzepte im Sinne des Realitätsorientierungstrainings, die die Orientierung erleichtern. Sie sollten sich aber vor allen Dingen an biografischen Aspekten orientieren, z. B. eine typische Küchentapete für den Essbereich auswählen. Denken Sie auch daran, wenn Sie im Privathaushalt die Wohnung des Demenzkranken renovieren.
  • Beschilderung von Türen und Schränken: Schreiben Sie auf, was sich wo in den Schränken befindet. Zuhause können Sie auch die einzelnen Zimmer beschriften, wenn der Demenzkranke sich in seiner Wohneng verläuft.
  • Tagestrukturierung: Eine gleichbleibende Tagesstruktur ist Teil des Realitätsorientierungstrainings und hilft dem Demenzkranken, sich im Alltag zurechtzufinden.
  • Informationstafeln: Überlegen sie hierbei genau, welche Informationen für den Demenzkranken bedeutungsvoll sind und welche nicht.

Ergänzen Sie diese Liste mit individuell angepassten Orientierungshilfen. Aber übetreiben Sie das Realitätsorientierungstraining nicht. Weisen Sie nur diskret auf die ROT-Hilfen hin, um den Demenzkranken selbst wählen zu lassen, was er nutzen möchte und was nicht.