Menschen mit Demenz verstehen: Konzepte im Kopf (Teil 3)

Demenzkranke können mündlichen Anleitungen oft nicht folgen. Daher denken die Menschen im Umfeld oft, die Handlung könnte auch nicht durchgeführt werden. Das ist nicht ganz richtig. Beim Verstehen mündlicher oder schriftlicher Anleitungen wird Demenzkranken eine sehr komplexe Fähigkeit abverlangt: Die Fähigkeit, Konzepte im Kopf zu bilden.

Jenny Powell hat das Bild der Konzepte im Kopf entwickelt. Um diesen Sachverhalt einfacher nachzuvollziehen denken Sie bitte einmal an Apfelkuchen. Sicherlich haben Sie ein Bild vor Augen, können sich genau vorstellen, wie er riecht, schmeckt und sich im Mund anfühlt. Sie haben eine relativ genaue Vorstellung von Apfelkuchen. Man könnte auch sagen, dass Sie ein Konzept im Kopf haben.·       

Gesunde Menschen haben viele Konzepte im Kopf

Wir alle haben Informationen im Gehirn gespeichert. Es sind Informationen zu Sinneseindrücken: Geschmack, Aussehen, Farbe, Geruch, Gefühl, Geräusche, Orte, Erlebnisse. Wenn wir eine Information erhalten können wir alle diese Eindrücke miteinander verbinden und haben ein Konzept von dem Vermittelten.

Menschen mit Demenz fehlen diese Konzepte

Menschen mit Demenz fehlt dieses Konzept oder es ist nicht komplett erhalten. Die Konsequenz davon ist, dass an Demenz erkrankte Personen oft ratlos sind, wenn sie um etwas gebeten werden oder einer Anleitung folgen sollen. Um eine verbalen Handlungsanleitung umzusetzen, muss vorher gedanklich klar sein, was zu tun ist.

Wird ein Demenzkranker beispielsweise gebeten, sich ein Marmeladenbrot zu schmieren, muss er zuerst  eine Vorstellung davon haben, wie ein Marmeladenbrot aussieht, schmeckt, riecht. Erst nach diesem inneren Bild kann das Brot dann hergestellt werden. 

Schrittweise Anleitung verhilft Demenzkranken zur Selbständigkeit

Kann die Person eine Handlung nicht alleine auf Anleitung durchführen, sollten Sie nicht sofort alles für den Demenzkraken übernehmen. Versuchen Sie statt dessen herauszufinden, was die Person mit Demenz noch kann. Die Anleitung muss schrittweise geschehen, um eigentlich bekannte Fähigkeiten wieder zu aktivieren.

Gehen Sie bei Demenzkranken in folgenden Schritten vor:

Beginnen Sie mit Schritt 1 und lassen Sie den jeweils nächsten Schritt erst folgen, wenn Ihre Hilfestellung nicht zum gewünschten Ziel führt.

  1. Beobachten Sie zunächst, welche Teile Ihrer mündlichen Handlungsanleitung der Demenzkranke selbständig durchführt.
  2. Deuten Sie die Handlung durch Gesten an oder setzen Sie sich dem Demenzkranken sozusagen als Modell gegenüber. Das hilft z.B. bei den Mahlzeiten, um selbständiges Essen zu ermöglichen
  3. Unterstützen Sie die Person mit Demenz, indem Sie ihn in die Bewegungen hineinführen. z.B. beim Essen seine Hand mit der Gabel zum Mund führen.
  4. Führen Sie die Handlung nur dann für den Demenzkranken aus, wenn diese drei Schritte nicht helfen.

Mit diesen vier Schritten erhalten Sie konsequent die vorhandene Selbständigkeit und leisten gegebenenfalls die notwendige Hilfestellung.

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