Herz: Was ist ein Bypass?

Bei einer Operation nach einem Herzinfarkt werden häufig eine oder mehrere Bypass-Operationen durchgeführt. Aber wissen Sie wirklich, was ein Bypass ist?

Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einer Verstopfung eines oder mehrerer Herzkranzgefäße. Vorausgesetzt, der Herzinfarkt wird rechtzeitig bemerkt, kann eine Operation Leben retten. Leider kann man ein Blutgefäß nicht wie ein verstopftes Abflussrohr einfach sauber putzen und so die Verstopfung beseitigen. Wenn ein Herzgefäß fast oder sogar ganz verstopft ist, wird eine neue Leitung gebaut: der sogenannte Bypass.

Der Bypass ist eine Umleitung

Der Begriff Bypass kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „Umleitung“. Und genau das ist es, was bei einer Bypass-Operation gemacht wird. Anstatt durch die verstopften Gefäße fließen zu müssen, wird der verschlossene Teil überbrückt, damit das Herz wieder ausreichend mit Blut versorgt werden kann. Sind mehrere Gefäße verstopft, werden auch mehrere Bypässe gelegt. Darum erzählen Ihnen vielleicht Betroffene von einem zwei-, drei- oder gar vierfachen Bypass, der ihnen gelegt worden ist.

Neue Venen aus den Beinen

Für die Bypass-Operation werden oft körpereigene Venenstücke verwendet. Die Ersatz-Gefäße sind meistens nur so groß wie ein Regenwurm und werden aus dem Ober- oder Unterschenkel entnommen. Wenn keine geeigneten Venen vorhanden sind, verwendet man Venen aus Kadavern oder künstlich hergestellte Blutgefäße. Ist die Aorta, also die Hauptschlagader verstopft, muss man ein künstliches Blutgefäß nehmen, da im Körper keine Vene vorhanden ist, die groß genug wäre.

Nach dem Bypass verändern Venen sich von selber

Bei einer Bypass-Operation werden diese Blutgefäße kurz ober- und unterhalb der Engstelle in die Herzkranzarterie eingenäht. Das Herz hat meistens keine Probleme damit, die neuen Herzgefäße auch anzunehmen. Und auch die Venen gewöhnen sich schnell an ihre neue Aufgabe. Venen dienen eigentlich dazu, das Blut vom Herzen wegzuführen und in den Arterien fließt das Blut zum Herz hin. Nach einer Bypass-Operation bilden die Venen ihre Wände um, damit sie wie richtige Arterien funktionieren können.

Bypass ist nicht immer sinnvoll

Eine Bypass-Operation ist nicht immer sinnvoll. Darum wird in der Regel eine Operation vorher zwischen Arzt und Patient genau besprochen und der Patient wird über Gefahren und Risiken aufgeklärt. Der Bypass ist normalerweise der letzte Schritt, den mach unternimmt, um das Herz zu retten. Den Bypass macht man normalerweise in drei Situationen:

  • bei einer instabilen Angina pectoris, wenn ein Herzinfarkt droht
  • wenn alle drei großen Herzarterien verengt sind
  • wenn der Hauptast der linken Herzarterie verstopft ist und das Herz bei größeren Anstrengungen zu wenig Sauerstoff bekommt

Eine Bypass-Operation ist aber nicht immer sinnvoll. Auf die OP verzichtet man

  • wenn nur kleine Arterien leicht verstopft sind
  • wenn längere Abschnitte der Arterien so verschlossen sind, dass auch bei einem Bypass eine ausreichende Versorgung nicht gesichert ist
  • wenn das Herz durch alte Infarkte bereits stark vernarbt ist

Der Bypass als letzter Ausweg

Einen Bypass zu legen ist keine einfache Operation. Früher musste man das Brustbein aufsägen, um an die betroffenen Gefäße zu kommen. Heute ist das nicht mehr bei jeder Operation notwendig. Dennoch bleibt ein gewisses Risiko. Aber der Bypass ist oft der letzte Ausweg, um ein krankes Herz zu retten.

Letztendlich bekämpft man mit der Bypass-Operation nur die Auswirkungen der verstopften Herzgefäße. Die Ursachen wie beispielsweise Rauchen, fettige Ernährung und Übergewicht werden mit der Operation nicht beseitigt. Wer sich aber regelmäßig bewegt und sich gesund ernährt, kann einen Bypass meistens verhindern.

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