Mammografie – Wie wollen Sie entscheiden?

Eine Mammografie zur Brustkrebs-Früherkennung ist und bleibt umstritten. Mit Beginn dieses Jahres wurden regelmäßige Röntgen-Reihenuntersuchungen zur Brustkrebs-Früherkennung ins Leben gerufen. Doch der Nutzen der Mammografie ist tatsächlich geringer als angenommen. Wer sich mit dem Nutzen der Mammografie beschäftigt, kommt um Zahlenspiele nicht herum.

Experten zur Mammografie

Die Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin, Professorin Ingrid Mühlhausen, die sich seit Jahren mit dem Thema Mammografie befasst, zum Thema Mammografie:

„Geht man beispielsweise von 1.000 Frauen im Alter von 50 bis 69 aus, sterben in zehn Jahren ohne Mammografie vier Frauen, mit dem Screening sind es drei. Vergleicht man nun nur die Zahlen 4 und 3, so kommt man rein rechnerisch auf eine Senkung von 25 Prozent. Das ist aber irreführend.

Bezogen auf die 1.000 Frauen, senkt die Mammografie die Sterblichkeit genau um nur 0,1 Prozent. Das bedeutet: Von 1.000 Frauen haben 996 keinen Nutzen von der Mammografie, weil sie in den nächsten zehn Jahren auch ohne Untersuchung gar nicht an Brustkrebs sterben.“

Die Erwartungen an die Mammografie sind überzogen

Manche kommen durch die Röntgen-Reihenuntersuchung sogar eher zu Schaden: Oft werden bösartige Brustkrebsformen durch die Untersuchung nicht rechtzeitig erkannt. Oder es wird der Zeitpunkt der Diagnose nach vorn verschoben und die Leidenszeit der Frau verlängert.

Fehldiagnosen bei der Mammografie

Zudem kommt es bei der Mammografie sehr häufig zu Fehldiagnosen. Studien zeigen, dass bei zweijährigem Untersuchungsrhythmus innerhalb von zehn Jahren jede vierte bis fünfte Frau durch falschen Alarm mehr oder weniger zu Tode geängstigt wird. Rund 300.000-mal soll es jährlich nach neuesten Schätzungen bei uns zu einem solchen Fehlalarm kommen.
 
Etwa 100.000 Frauen kommen wegen eines falschen Verdachts unter das Messer – die üblichen körperlichen und seelischen Nebenwirkungen inklusive.

Tatsächlicher Nutzen eher ungewiss

Nach heutigem Kenntnisstand werden bei der Mammografie vor allem Tumore gefunden, die meist keinen schlimmen Krankheitsverlauf nehmen – selbst wenn sie erst später entdeckt werden. Manche bilden sich auch von selbst wieder zurück. Besonders bösartige und schnell wachsende Tumore werden hingegen häufig nicht erkannt, das Leben der Frau also nicht gerettet.
 
In vielen von Anfang an hoffnungslosen Fällen wird lediglich der Zeitpunkt der Diagnose vorverlegt, ohne dass der Tod abgewendet werden kann. Die betreffende Frau lebt also trotz Mammografie nicht länger, leidet aber länger als Patientin.

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