Rheuma bei Kindern: Ursachen und Symptome

Rheuma ist eine Krankheit, die viele immer noch automatisch einem älteren Menschen zuordnet. Dabei gibt es allein in Deutschland fast 50.000 Kinder und Jugendliche, die von einer akuten oder chronischen rheumatischen Erkrankung betroffen sind. Die Heilungschancen sind allerdings größer als bei Erwachsenen.

Weil Kinder seltener über Schmerzen klagen, sondern stattdessen unbewusst eine Schonhaltung einnehmen, bleibt die Erkrankung leider oft jahrelang unerkannt. Ein verändertes Bewegungsmuster sollte Eltern veranlassen, ihr Kind von einem Facharzt untersuchen zu lassen.

Im engeren Sinne versteht man unter dem Begriff „Rheuma“ chronische Entzündungsprozesse unbekannter Ursache, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet. Die Entzündungen können sich fast überall im Körper abspielen. Daher sehen die Krankheitsbilder sehr unterschiedlich aus.

Meist durch Infektionen ausgelöst: akutes Rheuma bei Kindern

Am häufigsten sind akute rheumatische Erkrankungen. Sie werden meist durch virale oder bakterielle Infektionen verursacht. In Frage kommen zum Beispiel das Rötelnvirus, Streptokokken, Yersinien (Bakterien, die eine Darmentzündung hervorrufen) und Salmonellen, aber auch Borrelien, die durch Zecken übertragen werden.

Die Gelenkentzündungen halten oft nur Tage oder wenige Wochen an, können gelegentlich aber auch über Monate oder sogar ein bis zwei Jahre andauern und mehrfach aufflackern. Im Gegensatz zu vielen anderen akuten Erkrankungen können also die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen auch längere Zeit bestehen bleiben und somit leicht mit chronischen Formen des Rheumas verwechselt werden. Die akuten sind etwa zehnmal häufiger als die chronischen Verläufe, dafür entstehen jedoch keine Gelenkschäden.

Chronisches Rheuma kann auch die Gelenke des Kindes angreifen

Bei den chronisch entzündlich-rheumatischen Erkrankungen leiden die meisten Kinder und Jugendlichen unter der sogenannten juvenilen idiopathischen Arthritis, bei der hauptsächlich die Gelenke entzündet sind. Die chronische Entzündung kann die Gelenke schädigen oder sogar zerstören. Da sie sich schleichend und ohne erkennbare Ursache entwickelt, kann man den Beginn der Erkrankung oft gar nicht mehr feststellen. So kommt es manchmal vor, dass sie über einen längeren Zeitraum unentdeckt bleibt. Glücklicherweise schreitet der chronische Entzündungsprozess bei Kindern nur sehr langsam fort, sodass man mit einer frühzeitigen Therapie erste Gelenkschäden verhindern kann.

Chronisch rheumatische Formen bei Kindern

Je nach Erkrankungsverlauf in den ersten sechs Monaten wird die chronische rheumatische Erkrankung in verschiedene Untergruppen eingeteilt:

  1. Oligoarthritis: wenn weniger als fünf Gelenke betroffen sind (die häufigste Unterform)
  2. Polyarthritis: wenn mehr als fünf Gelenke betroffen sind (Rheumafaktor-positive und Rheumafaktor-negative Formen sind möglich)
  3. Juvenile Psoriasisarthritis: wenn das Kind oder ein Verwandter ersten Grades an einer Schuppenflechte erkrankt ist
  4. Enthesitis-assoziierte Arthritis: wenn neben den Gelenken auch die Sehnenansätze entzündet sind und die Kinder das genetische Merkmal HLA-B27 tragen
  5. Systemische juvenile idiopathische Arthritis: Arthritis mit Fieberschüben und Hautausschlägen

Symptome einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung beim Kind

Doch wie erkennt man, dass es sich bei den Gelenkbeschwerden, die bei Kindern auftreten, nicht um Wachstumsschmerzen handelt, sondern um eine rheumatische Erkrankung? Folgende Symptome können auf eine ernsthafte Erkrankung zurückzuführen sein:

  1. Die Beschwerden dauern länger als sechs Wochen an.
  2. Die Gelenke sind sichtbar geschwollen und überwärmt.
  3. Gleichzeitig treten Schmerzen auf, die die Beweglichkeit beeinträchtigen.
  4. Das Kind verändert seine Bewegungen oder es hinkt.
  5. Morgens ist das Kind auffallend steif und verhält sich ungeschickt.
  6. Ein Hinweis kann auch eine Schuppenflechte sein, die das Kind früher hatte oder auch jemand anders aus der Familie.
  7. Schulkinder können über heftige Schmerzen klagen, ohne dass die Gelenke geschwollen sind. Das ist bei einer rheumatischen Entzündung der Sehnen- oder Bänderansätze am Knochen der Fall. Charakteristisch sind Fersen- oder Knieschmerzen, verbunden mit einem ungewöhnlichen Bewegungsmuster, während die Gelenke normal beweglich bleiben.
  8. Rückenschmerzen im Gesäßbereich oder an der unteren Wirbelsäule können bei älteren Kindern im Verlauf oder schon zu Beginn im Vordergrund stehen. Sie treten nach langem Sitzen in der Schule oder beim Autofahren auf.

Veränderte Bewegungen bei Kindern ernst nehmen und prüfen

Schmerzen werden nicht immer geäußert, weil Kinder automatisch eine Schonhaltung einnehmen, um die Bewegungen angenehmer zu gestalten. Auffallend sind dann eher die veränderten Bewegungsabläufe oder ungelenkes Verhalten. Betroffene Kinder wollen auch weniger laufen, kleine Kinder wollen getragen werden und schlafen unruhiger. Fälschlicherweise werden sie dann manchmal als faul oder ungezogen hingestellt.

Die beste Methode, erkrankte Gelenke zu erkennen, ist, sie nacheinander vorsichtig zu bewegen und auf die Reaktion des Kindes zu achten. Wenn es das Gesicht verzieht, ist offensichtlich etwas nicht in Ordnung. Interessanterweise geben die Kinder bei Befragung trotzdem häufig an, keine Schmerzen zu haben. Trotzdem sollte bei verändertem Verhalten ein Facharzt aufgesucht werden, denn je früher eine Therapie eingeleitet werden kann, desto größer sind die Chancen auf Erhaltung der Beweglichkeit.

Lesen Sie, wie Sie steife Gelenke bei Kindern mit Rheuma homöopathisch behandeln können.

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