Erkennen von Dyskalkulie

Dyskalkulie zeigt sich nicht immer gleich beim Schuleintritt. Häufig gelingt es den Kindern mithilfe von Abzählen und Auswendiglernen von Rechenergebnissen noch eine Weile mit den anderen Schülern mitzuhalten. Meist zeigen sich die Defizite erst in der 3. oder 4. Klasse, wenn die Rechenaufgaben komplexer werden.

Dyskalkulie erkennen – die drei Stufen der Rechenfertigkeiten

Die Entwicklung der Rechenfertigkeiten bei Kindern wird in drei Stufen eingeteilt. Während zu Beginn die einfache Unterscheidung von Mengen steht, lernen Kinder in der zweiten Stufe das Zählen und die Zuordnung von Zahlen zu den Mengen.

Das Abzählen von Mengen hält bei vielen Kindern länger an und so bewältigen sie auch einfache Plusaufgaben damit. In der dritten Stufe gelingt es Mengen zu zerlegen und kleinere Mengen als Teil von größeren Mengen zu erkennen.

Dyskalkulie erkennen – die Stellenwertzuordnung

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Rechenfähigkeiten bei Kindern ist die korrekte Zuordnung der einzelnen Zahlen zu ihrem jeweiligen Stellenwert. So können Kinder ohne Dyskalkulie in der 4. Klasse bei einer dreistelligen oder vierstelligen Zahl in der Regel die zugehörige Stelle korrekt angeben.

Sollen Sie beispielsweise die Zahl Vierhundertsiebenundachtzig in Zahlen hinschreiben, schreiben sie 487. Auch die Inversion gelingt. Das heißt, sie setzen die sieben an die äußere rechte Stelle obwohl sie im Zahlwort an der mittleren Stelle steht. Kinder, die unter Dyskalkulie leiden haben damit in der Regel große Probleme.

Sie verwechseln oft die Einerstelle mit der Zehnerstelle und können Hunderter schlecht von Tausendern oder noch höheren Zahlen unterscheiden.

Dyskalkulie erkennen – der mentale Zahlenstrahl

Mit zunehmender Entwicklung entsteht im Inneren eines Kindes der so genannte mentale Zahlenstrahl. Er repräsentiert die proportionale Distanz zwischen den einzelnen Zahlen und dient als innerer Anhaltspunkt für verschiedene Rechenarten.

Bei Kindern, die unter Dyskalkulie leiden, fehlt es an der Repräsentation des Zahlenstrahls. Sie haben kein ausreichendes Verständnis von Mengen und keine zuverlässige Vorstellung von Teilmengen. Ihr Verständnis von Zahlen und Mengen ist oft auf der kardinalen Stufe stehen geblieben. So kommt es, dass sie auch einfache Plus-Aufgaben immer wieder abzählen.

Dyskalkulie erkennen – die semantische und die asemantische Route

Die Durchführung von Rechenoperationen ist ein komplexer Vorgang im Gehirn. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es zwei unterschiedliche Wege gibt mit Zahlen zu operieren. Einmal den asemantischen Weg, wo Zahlen lediglich als Symbole für eine bestimmte Information gesehen werden wie zum Beispiel unsere Telefonnummern.

Und dann der semantische Weg, wo Zahlen eine mengenmäßige Bedeutung haben und eine Relation ausdrücken. Hier ist es wichtig, dass man erkennt, dass 10 mehr als 5 ist und 2 weniger als 3.

Dyskalkulie erkennen – die Auswirkung der asemantischen Route

Kinder, die Zahlen nur ohne ihre mengenmäßige Bedeutung erfassen, können sich unter Umständen Zahlenkombinationen gut merken und auch die Ergebnisse von einfachen Plus- und Minusaufgaben. Meist können sie sogar die Ergebnisse von Malaufgaben auswendig lernen, erfassen aber nicht die dazu gehörige Menge.

So kann es sein, dass sie das Ergebnis von der Aufgabe 8 plus 6 korrekt benennen. Fragt man sie dann aber was 8 plus 10 ist kommen sie leicht auf eine Zahl über 100.  Solange die Verknüpfung von Mengen mit den dazugehörigen Zahlbildern nicht erfolgt ist, ist eine sichere Durchführung von den vier Grundrechenarten mit verschiedenen Zahlen nicht möglich.

Auch die Transferleistung von einfachen Aufgaben auf ähnliche Aufgaben ist Kindern, die unter einer Dyskalkulie leiden nicht möglich.

Fazit:
Die Dyskalkulie eines Kindes lässt sich an vielen verschiedenen Fehlern beim Rechnen erkennen. So können Probleme mit der Zuordnung von Zahlen zu Mengen, das Nichterkennen von Teilmengen, und die Verdrehung von Einern und Zehnerzahlen bei größeren Zahlen auf das Vorliegen einer Rechenschwäche hinweisen.

Anmerkung:
Bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Dyskalkulie ist es notwendig das Kind einer fachgerechten Testung beim schulpsychologischen Dienst oder bei einem Kinder- und Jugendlichen-Psychologen zu unterziehen. Wenn bei einem Kind eine Dyskalkulie festgestellt wurde, hat es das Recht auf einen Nachteilsausgleich in der Schule und auf eine spezifische Förderung.

Weitere Informationen zu Dyskalkulie finden Sie hier:

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