Die Nosoden Herpes simplex und zoster bei Herpesinfektionen anwenden

Etwa 90% der Deutschen sind mit dem Herpes-simplex-Virus 1 infiziert - oft bekannt durch seine Lippenbläschen. Neben ihm gibt es zwei weitere, eng mit ihm verwandte Herpes-Viren: Herpes-simplex-Virus 2 und Varicella-Zoster-Virus - die Auslöser von Genitalherpes und Gürtelrose (Herpes Typ 3). Infektionen mit diesen 3 Herpes-Typen lassen sich mit 2 Nosoden kurieren: Herpes simplex und Herpes zoster.

Herpes-labialis-Infektion

Eine Herpes-labialis-Infektion (Lippenherpes) geht in der Regel auf eine meist schon in der frühen Kindheit erfolgte Infektion mit HSV 1 (Herpes simplex Virus 1) zurück, die in 85-90% der Fälle unbemerkt verläuft. Nach der anfänglichen Tröpfchen-, Schmier- oder Hautinfektion nisten sich Herpesviren lebenslang in den Knoten von sensorischen (fühlenden) Nervenzellen ein.

Bei bestimmten Triggerfaktoren (inneren oder äußeren Auslösern), die tagtäglich auftreten können, wie z. B. Stress, Hautreizungen und Immunschwäche, wandern die Viren die Nervenzellen entlang zur Haut- oder Schleimhaut-Oberfläche, wo sie eine erneute Infektion mit den typischen Bläschen hervorrufen. Diese können an den Lippen, Nase, Augen, Ohren oder Fingern und Daumen auftreten, und außerdem kann HSV 1 auch Mundhöhle, Gehirn und innere Organe infizieren.

Verlauf von Herpes labialis

Erneute Lippenherpes-Infektionen dauern unbehandelt etwa sieben bis zehn Tage und lassen sich in sieben, verschieden lange Phasen einteilen:

  1. Vorphase mit Schmerzen, Kribbeln, Brennen, Spannungsgefühl, mitunter auch Fieber, geschwollene Lymphknoten und beeinträchtigtes Allgemeinbefinden,
  2. Rötephase, in der sich die Haut rötet,
  3. Papelphase, in der schmerzhafte Papeln (Knötchen) auftreten,
  4. Bläschenphase, in der sich aus den Papeln flüssigkeitsgefüllte Bläschen bilden, deren hochansteckendes Sekret Millionen von Viren enthält,
  5. Wundphase, in der die Bläschen aufbrechen und schmerzhafte, nässende Wunden freilegen,
  6. Krustenphase, in der sich stark juckende Krusten und Schorf bilden,
  7. Heilungsphase, in der die restlichen Rötungen und Schwellungen abheilen.

Herpes-genitalis-Infektion

In 80% der Fälle steckt Typ 2 des Herpes-simplex-Virus hinter einer Herpesinfektion im Genitaltrakt (Geschlechts- und Harnorgane) und in den restlichen 20% der Fälle Typ 1 dieses Virus. Die Ansteckung mit Typ 2 erfolgt durch Sexualkontakt oder Austausch infizierter Körperflüssigkeiten, was bereits bei der Geburt geschehen und für das Neugeborene lebensgefährlich sein kann.

Vergleich zwischen beiden Infektionen

Herpesinfektionen beider Typen verlaufen grundsätzlich nach dem oben erwähnten Schema  und die Beschwerdebilder stimmen weitgehend überein. Unterscheiden kann man beide Arten meist dadurch, dass die Bläschen bei Typ 1 eher im Kopfbereich und bei Typ 2 eher im Genitalbereich auftreten. Bei Herpes genitalis dauert es aber häufig länger als bei Herpes labialis, bis die akuten Symptome abklingen: Etwa 2-3 Wochen.

Außerdem können sich bei Herpes genitalis ausgeprägtere Symptome bemerkbar machen: Über die oben aufgeführten Vorphasen-Symptome hinaus kann es zu Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen sowie Ödemen und Vaginalausfluss kommen.

Zudem heilt die Typ-2-Infektion – im Gegensatz zur Typ-1-Infektion – seltener ohne Narbenbildung ab.

Vermischung beider Herpesviren

In  der letzten Zeit häufen sich die Fälle, in denen eine Typ-1- zusammen mit einer Typ-2-Infektion auftritt, und sowohl Herpes-labialis- als auch Herpes-genitalis-Symptome zu erkennen sind. Hierzu finden Sie unten ein Fallbeispiel.

Herpes Zoster-Infektion

Da sich bei dieser Infektion in ausgeprägter Form eine Wundrose (eine lokal begrenzte Hautentzündung) gürtelförmig auf der Hautoberfläche ausbreitet, wird sie auch Gürtelrose genannt. Hervorgerufen wird sie durch das das zur Familie der Herpesviren gehörende Varicella-Zoster-Virus ( = WindpockenGürtelrosen-Virus).

Bei dieser Infektion kommt es üblicherweise zu einem streifenförmigen Hautausschlag mit Blasen auf einer Körperseite, dadurch verursacht, dass die Entzündung von einem Nervenknoten und den von ihm ausgehenden Nerven auf die Hautpartie, die er versorgt ( = Dermatom), übergreift. Da hierbei sensorische Nervenzellen betroffen sind, ruft sie Brennen und mitunter starke Schmerzen in dem betroffenen Dermatom hervor.

Ursprung von Herpes zoster

Häufig geht Herpes zoster auf eine bereits in der Kindheit erfolgte Typ-3-Infektion zurück, die zuerst als Windpocken (Varizellen) in Erscheinung trat. Ausgelöst z. B. durch Stress oder Immunschwäche kommt es meist bei älteren Menschen zu einer Reaktivierung der in Spinalganglien (Nervenknoten der Wirbelsäule) eingenisteten Varicella-Zoster-Viren und zu einer erneuten Infektion: Herpes zoster.

Verlauf von Herpes zoster

Herpes zoster verläuft ähnlich wie Herpes labialis und Herpes genitalis, manifestiert (zeigt) sich aber meistens im Taillen- oder Bauchbereich. Alle drei Infektionen entwickeln sich in etwa nach dem oben erwähnten Schema. Bei Herpes zoster, das etwa 3 Wochen dauert, treten aber nicht selten stärkere Nervenschmerzen und, besonders bei älteren Patienten, ein gestörteres Allgemeinbefinden auf als bei Herpes labialis und genitalis.

Es kommt zu mit wässriger oder blutiger Flüssigkeit gefüllten, brennenden und juckenden Bläschen, die verändert pigmentierte Hautreale und evtl. Narben hinterlassen. Selbst nach Abheilen des Hautausschlages können die Nervenschmerzen andauern.

Die Tücke der Herpes Viren

In dem griechischen Wort Herpes, das frei übersetzt schleichender Schaden bedeutet, drückt sich die Tücke der Herpesviren aus, von denen bislang acht verschiedene Typen entdeckt wurden. Wie Schläfer bemerkt man sie, bis sie aktiviert oder reaktiviert werden, nicht.

Sie entziehen sich dem Einfluss von Immunsystem und Medikamenten und bergen ein enormes Gefahren-Potential in sich, je nachdem, welche Körperregionen sie befallen, welche anderen Erkrankungen bei dem Patienten bestehen, und wie stark sein Immunsystem bereits belastet ist, können sie z. T. lebensgefährliche Schäden anrichten:

  • Kleinkinder können bei erneuter Infektion an der so genannten Mundfäule erkranken (eine massive Entzündung der Mundschleimhaut mit weißen Aphten, hohem Fieber und Appetitlosigkeit).
  • Herpesinfektionen der Augen stellen in Industrieländern die häufigste Ursache für Erblindung dar.
  • Eine Herpes Typ-1-Infektion kann eine Immunreaktion auslösen, in deren Folge eine Lähmung des Gesichtsnerven auftreten kann.
  • Eine Herpesenzephalitis (Entzündung des Gehirns) kann zu schweren geistigen Defekten führen oder sogar tödlich verlaufen.
  • Bei Patienten mit Neurodermitis kann es zu einer ausgebreiteten Infektion der Haut mit Beteiligung innerer Organe kommen sowie zu einer Sepsis.

Neueste Forschungserkenntnisse über Herpes-Viren

  • Laut einer bei DocCheck erwähnten Studie befindet sich Herpes-Simplex-Virus-Typ-1-DNA innerhalb der Plaques, die bei der Alzheimer-Krankheit im Gehirn auftreten, was nahe legt, in diesem Virus eine Hauptursache der Plaques und der Krankheit zu sehen.
  • Neuerdings vermutet man eine Beteiligung von Herpesviren bei dem DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms): Schweres Hautexanthem (= Rash), bei dem es zusätzlich zu Entzündungen und Ulzerationen (Geschwürsbildungen) innerer Organe wie Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse und Nieren kommt, ausgelöst durch bestimmte Medikamente wie Schlaf-, Betäubungsmittel und Antiepileptika ( = Drug).

Eine Herpes zoster-Infektion kann ebenfalls zu tückischen Folgen führen:

  • Herpes zoster kann in eine Post (Nach)-Zoster-Neuralgie übergehen, bei der die Nervenschmerzen Jahre lang andauern.
  • Bei Befall von Extremitäten können Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen auftreten.
  • Außerdem kann ein Befall innerer Organe z. B. Atemnot bis hin zu Atemlähmung hervorrufen und lebensgefährlich sein.

Die Nosoden Herpes simplex und Herpes zoster

In der Homöopathie gibt es die Nosode Herpes simplex, deren Ausgangssubstanz den Virus-Typ 1 und 2 enthält sowie die Nosode Herpes zoster, in deren Ursubstanz sich das Varicella-Zoster-Virus befindet.

Verordnung der beiden Herpes-Nosoden

Patienten mit chronischen Krankheitsbildern, bei denen Herpes-Typ-1- und/oder 2-Symptome aufgetreten sind, verordne ich die Herpes simplex-Nosode, 1 Globulus täglich in der Potenz C 200, solange, bis sich ihre Abwehrkräfte erholt haben und ihre Beschwerden verschwunden sind. Sobald eine erneute Abwehrschwäche, wie z. B. bei einer Erkältung, auftritt, empfehle ich eine erneute Einnahme.

Bislang haben fast alle meine Patienten die Herpes-simplex-Nosode benötigt, die Herpes-zoster-Nosode dagegen nur ausnahmsweise, wie in folgendem Fallbeispiel beschrieben.

Fallbeispiel (gekürzt): Vermischung von Herpesinfektionen

Fallbeschreibung:

Eine junge Frau, Anfang 20, leidet unter Herpes labialis mit Lippenbläschen und sehr schmerzhaften Aphten im Mund, Herpes genitalis sowie Bluthochdruck und Verdauungs- und Rückenbeschwerden, obwohl sie Sport treibt. Außerdem ist ihre Zunge weißlich belegt, was auf eine Pilzinfektion hinweist, und im Brustbereich bestehen Nervenschmerzen mit Rötungen, weshalb eine Ärztin schon vermutete, sie könne auch an Herpes zoster erkrankt sein.

Wegen ihrer lästigen, heftigen Beschwerden war sie schon im Krankenhaus gewesen, aber enttäuscht, dass die Ärzte ihr nicht hatten helfen können. Sie hatten ihr nur ein antivirales Medikament, Aciclovir, verordnet, was sie wirkungslos fand.

Verordnung:

Ich verordne ihr neben ihrem Konstitutionsmittel, eine Darmnosode (zur Sanierung ihrer Darmflora und zum Ausleiten), zwei Impfnosoden, den erhaltenen Impfungen entsprechend, sowie folgende Nosoden in der Anfangspotenz C 200, die ich bei einigen Nosoden nach drei Tagen erhöhe:

  • Herpes simplex,
  • Herpes zoster,
  • Lyssinum wegen einer früherer Tierverletzung und ihrer sich hartnäckig haltenden Beschwerden,
  • Streptococcinum, um die bei Infektionen präsenten Streptokokken-Toxine abzubauen,
  • Variolinum, weil bei ihr die Trias (3 Symptome) mit Haut-, Rückenbeschwerden und gelegentlichem Kältegefühl besteht,
  • Radium bromatum und
  • X-Rays wegen ihrer Bewegungsapparat- und Hautbeschwerden mit Tendenz zur Vernarbung.

Außerdem stelle ich ihr aus einem Reiskorn-großen Bruchstück von einer Aciclovir-Tablette eine Aciclovir-Nosode her. Denn trotz all der oben erwähnten Arzneien, die ich ihr nach und nach gebe – Lyssinum, Variolinum, Radium bromatum und X-Ray(s) nur jeden zweiten Tag, die anderen einmal täglich- je 1 Globulus, hätten die Medikamenten-Toxine, ohne ausgeleitet zu werden, eine Stagnation im Heilungsprozess verursacht.

Behandlungsverlauf

Bevor die junge Frau nach einer Woche wiederkommt, hat man im Krankenhaus bei der Nachuntersuchung festgestellt, dass Herpes genitalis abgeheilt ist. Herpes labialis und die Aphten sind ebenfalls verschwunden.

Weitere Informationen zu Nosoden und Nosodentherapie finden Sie hier:

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