Miasmen in der Klassischen Homöopathie: Miasmatische Belastung

Eine klassische homöopathische Behandlung erfolgt meist unter Berücksichtigung der miasmatischen Belastung, die ein Patient mitbringt. Was ist aber eine miasmatische Belastung? Welche Miasmen gibt es? Und wie kann man sie behandeln?

Nach Rajan Sankaran, dem berühmten indischen Homöopathen, gibt es neben der Psora, der Sykose und der Syphillis noch verschiedene andere Miasmen. Er nennt das kanzerogene Miasma, das tuberkulinische Miasma, das akute Miasma, das typhöse Miasma, das lepröse Miasma, das Malaria-Miasma und das Ringworm-Miasma.

Was bedeutet der Begriff Miasma?
Ein Miasma ist so etwas wie eine Prägung, die über die Generationen hinweg erfolgt ist. Es ist eine Art Grundstimmung des Einzelnen. Ein Mensch beispielweise, der ein psorisches Miasma mitbringt, fühlt sich häufig kraftlos, hat wenig Antrieb, friert schnell und zweifelt an seiner Genesung.

Ein Mensch, der ein sykotisches Miasma mitbringt, hat im Gegensatz zum psorischen Menschen zu viel Energie. Seine Reaktionen auf Erreger sind überschießend. Seine Gefühle und Beschwerden sind von starker Intensität. Herrscht das syphillitische Miasma vor, ist ein destruktiver Prozess im Gang. Hier zerstört der Körper sich selbst. Angeborene Fehlstellungen und Autoimmunerkrankungen werden zum syphillitischen Miasma gerechnet.

Das kanzerogene Miasma in der Homöopathie
Das kanzerogene Miasma liegt vor, wenn es Krebs in der Familie gibt. Eine Anlage zu einem kanzerogenen Geschehen zeigt sich häufig schon in der Vorgeschichte eines Patienten. Kinderkrankheiten gab es kaum. Der Patient war als Kind übermäßig brav und hat sich selten gegen die Eltern aufgelehnt. Die Anpassung an die Anforderung der Umgebung erfolgt in der Regel lautlos und ohne Gegenwehr.

Aber tief innen herrscht trotz aller Anpassung an die elternlichen Erwartungen eine große Verunsicherung vor. Kinder, die ein kanzerogenes Miasma aufweisen, sind selbst vollkommen untröstlich, wenn ihnen einmal etwas nicht so gut gelingt. Der Perfektionsanspruch kann schon in jungen Jahren sehr hoch sein. Der Raum für die kindliche Eigenart fehlt häufig. Homöopahische Mittel, die zum kanzerogenen Miasma zählen, sind beispielsweise: Anacardium, Argentum nitricum, Arsenicum album, Carcinosinum, Staphisagria, Ignatia, Acidum nitricum und Ruta.

Das tuberkulinische Miasma in der Homöopathie
Das tuberkulinische Miasma liegt vor, wenn ein Mensch häufig unter Erkrankungen der Bronchien und der Lunge leidet und zu dem sehr ruhelos ist. Ein tuberkulinischer Mensch ist immer getrieben. Er will möglichst viel in möglichst kurzer Zeit erledigen. In der Homöopathie heißt es, der tuberkulinische Mensch ist wie eine Kerze, die an zwei Enden gleichzeitig brennt. Er hat immer das Gefühl zu wenig Zeit zu haben und sich beeilen zu müssen. Homöopathische Mittel, die dem tuberkulinischen Miasma zugeordnet werden, sind zum Beispiel: Apis mellifica, Cantharis, Cimicifuga, Coffea, Kalium-phosphoricum, Mygale, Phosphor, Spongia, Tarentula hispanica, Vespera und Zincum.

Das lepröse Miasma in der Homöopathie
Wie der Leprakranke vor vielen Jahren ausgestoßen wurde, weil sich die anderen Menschen vor ihm geekelt haben und weil er so scheußlich aussah, so fühlt sich der lepröse Mensch heute unwohl mit seinem Äußeren. Er hat das Gefühl, andere Menschen ekeln sich vor ihm oder er ekelt sich selbst vor sich oder vor seiner Erkrankung. Menschen mit einem leprösen Miasma sehnen sich nach Kontakt, haben aber wenig oder gar kein Zutrauen darein, dass sie jemand mögen könnte. Häufig leben sie eher zurückgezogen, weil sie fürchten abgelehnt zu werden. Typische homöopathische Mittel aus dem leprösen Miasma sind: Aloe, Blatta, Cicuta, Coca, Cyclamen, Ferrum-iodatum, Hura, Iodum, Kalium-iodatum, Kola, Ledum, Secale, Sepia und Thea.

Die miasmatische Belastung in der Homöopathie
Jedes homöopathische Mittel wird einem – manchmal auch zwei oder drei – Miasmen zugerechnet. Gelingt es, das Miasma zu erfassen, was der Patient mitbringt, ist es leichter, das richtige homöopathische Mittel für ihn zu finden. Wird ein Mittel gegeben, das die Grundstimmung, also die miasmatische Vorbelastung des Patienten nicht berücksichtig, hat es wenig Aussicht auf Erfolg.

Epidemische Erkrankungen wie Typhus, Tuberkulose, Syphillis und Lepra sind zwar in unseren Breitengraden weitgehend ausgerottet, dennoch leben diese Krankheiten als miasmatische Belastungen in jedem Menschen fort. Das heißt nicht, dass man davon ausgehen muss, dass sie jederzeit wieder ausbrechen können. Es verlangt lediglich ein differenziertes und scharfsinniges Herangehen an einen Patienten während der homöopathischen Behandlung, um diese miasmatische Veranlagung erfassen und die daraus resultierenden Beschwerden heilen zu können.