Darmnosoden: Wann können sie Ihnen helfen

Die aus Darmbakterien hergestellten homöopathischen Arzneien, Darmnosoden genannt, haben eine tiefe Wirkung auf alle möglichen Symptome, von Haut-, Schleimhaut- oder sonstigen organischen Beschwerden über Gewichtsprobleme bis hin zu psychischen Störungen oder einfach generellem Unwohlsein. In welchen Fällen können Sie Darmnosoden einsetzen?

Anwendungshinweise

Alle Darmnosoden – falls sie vom Typ her passen – sind untereinander kombinierbar. Sie können sogar zusammen eingenommen werden, am besten in der C 200- Potenz. Falls nötig, bei schon lange bestehenden Beschwerden, können Sie so vorgehen: Die benötigten Globuli in Wasser auflösen und eventuell zum Konservieren etwas Alkohol dazu geben. Von dieser Mischung kann man täglich ein paar Tropfen in ein Glas mit Wasser spritzen, mit einem Plastiklöffel kurz verrühren und von dieser Lösung trinken.

Bevor ich selbst verschiedene homöopathische Arzneien kombiniert verordne, prüfe ich zunächst, ob die einzelnen Mittel vertragen werden. Denn auch bei den relativ einfach anzuwendenden Darmnosoden kann es bislang passieren, dass Darmnosoden, die auf den ersten Blick passend erscheinen, z. B. Verstopfung oder Durchfall verursachen, andere Darmnosoden aber erstaunlich gut für eine geregelte Verdauung sorgen.

Dies kommt natürlich vor allem dann vor, wenn man sich noch nicht gut mit ihnen auskennt. Insofern empfiehlt es sich, sich an einen mit Darmnosoden und Nosodentherapie erfahrenen Homöopathen zu wenden, von dem man sie auch beziehen kann.

Darmnosoden bei Gewichtsproblemen

Bestehen Gewichtsprobleme, können Darmnosoden helfen, den Stoffwechsel zu regulieren und sowohl Abnehmhindernisse als auch eine zu starke Abmagerung zu überwinden – vorausgesetzt, man ernährt sich entsprechend seinem Stoffwechseltyp. Welchem Stoffwechseltyp Sie angehören und welche Ernährungsweise Sie fit hält und schlank macht, können Sie durch einen Test herausfinden, den ich demnächst veröffentlichen werde.

In diesem Beitrag werden die Darmnosoden Bacillus Coli, Bacillus Mutabilis, Proteus und Sycotic co. vorgestellt.

Bacillus Coli (=Eschericia coli)

Hauptthema: Unterdrückung durch eine diktatorische Macht (Quelle: Homöopathisches Linksystem Sat).

Diese Darmnosode würde ich verordnen, wenn entweder

  • die Symptome des Patienten auf eine Eschericia-coli-Infektion hinweisen (siehe unten) oder
  • die betreffende Person beklagt, von ihren Eltern keine Zuwendung und Anerkennung erfahren zu haben und stark bevormundet und unterdrückt worden zu sein.

Auf die Patienten im mittleren Alter, denen ich diese Nosode verordnet habe, traf auffallender Weise beides zu: Sie waren in ihrem Elternhaus massiv in ihrer Selbstentfaltung eingeschränkt worden und litten zeitweilig unter Symptomen einer Eschericia coli-Infektion:

Gelegentlich Fieber, Abgeschlagenheit, Schmerzen im Ober- und Unterbauch, Durchfall (mitunter wässerig und blutig) und meistens Harnwegssymptome.

Fallbeispiel:

Eine Patientin, bei der man eine besorgniserregende Blutkrankheit diagnostiziert hatte, beklagte, im Elternhaus rigide ausgenutzt und grob missachtet worden zu sein. Sie hatte mehrere Unfälle erlitten und mehrfach operiert werden müssen. Sie litt unter Abgeschlagenheit, Atemwegsinfekten mit blutenden Schleimhäuten, Knochen- und Bauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Harndrang und weiteren heftigen Stoffwechselproblemen.

Ich verordnete ihr neben anderen Nosoden und pflanzlichen Arzneien die Darmnosoden Bacillus Coli und Dysenteriae co., worauf ihre Symptome abklangen. Seit gut einem Jahr geht es ihr gut.

Da eine Eschericia-coli-Infektion denen einer Shigellen-Infektion entspricht, verordnete ich, wenn Symptome einer solchen Coli-Infektion auftreten, neben anderen Nosoden sowohl Bacillus Coli als auch Dysenteriae co. (=Shigella dysenteriae).

Bacillus Mutabile (= „veränderlicher“ Bacillus, auch „Mutabilis“ genannt)

Diese Darmnosode verordne ich häufig anstelle von Pulsatilla (wechselhaftes, sanftes Gemüt mit Verlangen nach Aufmerksamkeit, Neigung zum Weinen), da Pulsatilla in meiner Praxis häufig keine Wirkung erzielt hat, und wenn Mutabilis zu der betreffenden Person passt.

Der Name dieser Darmnosode rührt daher, dass sich Mutabilis von einem nicht Laktose fermentierendem (umbauendem) zu einem Laktose fermentierendem Bakterium wandelt. Daher erklärt sich auch das Hauptthema der Darmnosode Mutabilis: Veränderlichkeit, Wechselhaftigkeit der Persönlichkeit und der Symptome.

Weitere Hinweise auf diese Nosode können sein:

Asthma, Hautausschläge, entzündete Blase und Nierenbeschwerden; allergische Reaktion auf Nahrungsmittel oder Unverträglichkeiten.

Proteus

Das Arzneimittelbild von Proteus ist  genau wie das von Sycotic co. so umfangreich, dass ich mich hier auf ein paar typische Merkmale beschränken werde:

Enttäuschung durch andere infolge mangelnder Beachtung und unterstellte negative Motivation, Tadelsucht und grundloser Wutausbruch, Unverträglichkeit von Kritik, rasende Wut, explosiver Zornausbruch mit Mordgelüsten, Impuls zu töten, Gewalttätigkeit; Selbstbeherrschung aus Angst vor der Meinung anderer mit verströmender Freundlichkeit, aber Zorn in den Augen; Zorn evtl. im Wechsel mit Erschöpfung und Nervosität, Gefühl der Überanstrengung, Weinen.

Krampfartige Beschwerden, Harnwegs-, Kreislauf-, Verdauungsprobleme, arthritische und rheumatische Beschwerden, Infektionen wie Anginen und Herpes. (Quelle: Louis Klein: „Miasmen und Nosoden“)

Anwendung:

Zuerst dachte ich, dass ich Proteus nur dann verordnen dürfe, wenn bei der betreffenden Person die typischen Gemütssymptome bestehen, was ich nur einmal erlebt habe.

Doch dann klärte mich meine Kollegin Christiane Petras darüber auf, dass Proteus ein typisches Mittel gegen Stress und Überforderung sei, mit plötzlichen und heftigen Symptomen. Da Proteus nach ihrer Erfahrung auf psychischer Ebene hilft, aber weniger tief wirkt als manche andere Nosoden, kombiniert sie in solchen Fällen Proteus mit den tiefer wirkenden Darmnosoden Bacillus Nr. 7, Dysenteriae und häufig auch mit Morgan.

Sycotic co.

Hauptthema: Nervöse, aufbrausende Reizbarkeit, plötzlicher Zorn, Furcht vor Dunkelheit und Alleinsein, Pingeligkeit, Tadelsucht, Schüchternheit, Traurigkeit, Weinen, Nägelbeißen.

Kopfschweiß, Augenblinzeln, Zucken der Gesichtsmuskeln, Nasenbluten, Aufwachen wegen eiligem Stuhldrang, Allergien, vielfältige Haut- und Schleimhautsymptome, Entzündungen, Eiterungen, reichlicher Schleim der Atemwege, Bewegungsapparatbeschwerden, krampfhafte Schmerzen, Kribbeln; spätes Einschlafen und nächtliche Ruhelosigkeit.

(Quelle: Sat Purkh Kaur van Gestel: „Homöopathisches Linksystem Sat“)

Anwendung:

Sycotic co. habe ich häufig jungen, aufbrausenden, schnell gereizten oder aggressiven Schülern, mitunter mit Lernproblemen, verordnet – wie in den Fallbeispielen zu Morgan beschrieben, aber auch Erwachsenen mit chronischen Bewegungsapparat- und Verdauungsbeschwerden. Diese Erwachsenen wirkten zwar kritisch bis pingelig, aber anders als die erwähnten Schüler eher ausgeglichen als leicht reizbar.

Sycotic kombinierte ich in diesen Fällen häufig mit anderen Nosoden, Darmnosoden oder Carcinosinum (bei ausgeprägter Gewissenhaftigkeit und der Einstellung, dass man nur mit starkem Bemühen im Leben zurechtkommt) oder Luesinum (bei seltsamen Ängsten, resignierter Lebenseinstellung und fehlender Hoffnung auf Besserung).

Bei Carcinosinum und Luesinum handelt es sich um sehr tief wirksame Erbnosoden, die aus den Krankheitsprodukten von Erbkrankheiten hergestellt werden.

Fazit:

Der Einsatz von Darmnosoden bietet unverzichtbare Vorzüge. Sie lassen sich

  • relativ leicht verordnen
  • allein anwenden
  • vielfältig kombinieren

Vor allem aber erzielen sie, wenn sie passen,

  • eine zuverlässige
  • dauerhafte
  • tiefe
  • spezielle, ihnen vorbehaltene
  • unentbehrliche Wirkung.

Lesen Sie weitere Hinweise zu den Darmnosoden in: Darmnosoden: Besonders wirksame homöopathische Arzneien.

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