Fukushima: Die Halbwertszeit von Sushi

Nach mehreren Explosionen im Kernkraftwerk Fukushima erhöhte sich dort die örtliche Strahlenbelastung bis auf die etwa sechsfache Menge der jährlichen mittleren Strahlendosis in Deutschland. Viele Verbraucher in Deutschland fragen sich, ob der Verzehr von Lebensmitteln, besonders Fisch aus Japan, gefährlich werden kann oder sogar schon ist.

Fukushima: Welche radioaktiven Stoffe können bei Unfällen in einem AKW austreten?
Die bisherigen Radioaktivitätsmessungen aus Japan informieren nicht über die Höhe der Freisetzungen aus dem beschädigten Kraftwerk. Allerdings ist bereits bekannt, dass radioaktives Jod, Cäsium und Strontium als gefährliche Bestandteile radioaktiver Strahlung freigesetzt wurden.

Die Folgen der Katastrophe in Fukushima für die Gesundheit der japanischen Bevölkerung sind kaum einzuschätzen, denn radioaktive Strahlung kann die Gesundheit unterschiedlich beeinträchtigen. Unklar ist nur, was niedrige Strahlendosen bewirken. Klar ist aber, hohe Strahlendosen führen zur akuten Strahlenkrankheit und in kurzer Zeit zum Tod.

Mit welchen Krankheiten ist nach Fukushima zu rechnen?
Besonders in der Nähe des Unfallortes Fukushima führen radioaktive Stoffe zu einem erhöhten Leukämie- und Krebsrisiko. Die Erkrankungen treten oft Jahre bis Jahrzehnte nach der Strahlenexposition auf, die Wahrscheinlichkeit hängt von der Höhe und Intensität der Strahlenbelastung ab.

Die japanische Regierung hat zur Einnahme von Jodtabletten aufgerufen. Diese enthalten Kaliumiodid und verhindern, dass sich radioaktive Isotope in der Schilddrüse anreichern. Wichtig: Sie müssen rechtzeitig eingenommen werden. Bereits nach 3 h einer Strahlenbelastung, reduziert sich der Schutz auf nur noch 50 %, nach 10 h ist er gar nicht mehr vorhanden.

Einnahme von Jod-Tabletten in Deutschland überflüssig
Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekenkammer, rät von der Einnahme von Jodtabletten in Deutschland ausdrücklich ab. Die Tabletten sollten nur nach behördlicher Aufforderung eingenommen werden. Anderenfalls sind schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen möglich.

Ist der Verzehr von Lebensmitteln aus Japan bedenklich?
Das Bundesverbraucherministerium sieht keine Gefährdung durch Lebensmittel aus Japan. Man habe keine Erkenntnisse, dass sich belastete Produkte in Deutschland befänden. Eingeführte Produkte werden an den EU-Grenzen überwacht. Wenn sich die Lage in Japan verschärfen sollte, greift ein EU-Krisenplan.

Aigner hält Lebensmittel aus Japan weiter für ungefährlich. "Unsere Erkenntnisse sind, dass momentan keine Lebensmittel kontaminiert sind", sagte Aigner. Zudem gebe es wegen der Katastrophe derzeit gar keine Einfuhren aus Japan. "Alle Handelswege sind praktisch zusammengebrochen", sagte die Ministerin. Melde Japan selbst eine erhöhte Strahlenbelastung bei Lebensmitteln, solle ein EU-Krisenmechanismus in Kraft gesetzt werden.

Singapur untersucht Lebensmittel auf radioaktive Strahlung
In Singapur wurde inzwischen begonnen, bestimmte Nahrungsmittel aus Japan auf radioaktive Strahlung zu untersuchen. Es gehe vor allem um Frischware, teilte eine Sprecherin der Lebensmittel- und Veterinärbehörde (AVA) am 14. März mit. Es handle sich dabei aber lediglich um eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Wie hoch sind in Deutschland Importe und Exporte aus Japan?
Japans gesamte Importe nach Deutschland belaufen sich für dieses Jahr auf insgesamt etwa zwei Prozent. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gibt bekannt, dass der Import von Lebensmitteln davon nur rund 0,1 Prozent beträgt. Demnach ist die Gefahr, so das Bundesverbraucherschutzministerin, gering.

Ist Deutschland durch die radioaktive Luftverschmutzung in Japan gefährdet? Experten halten eine radioaktive Belastung Deutschlands durch die Katastrophe in Fukushima für unwahrscheinlich. Die in die Atmosphäre freigesetzten radioaktiven Stoffe werden mit dem Wind verteilt. Dabei nimmt ihre Konzentration mit wachsender Entfernung kontinuierlich ab und somit auch ihre Schädlichkeit für Gesundheit und Umwelt.

Die Konzentration der radioaktiven Stoffe nimmt zusätzlich dadurch ab, dass einige Radionuklide schnell zerfallen. Das Auswaschen der radioaktiven Partikel aus der Atmosphäre bei jedem Niederschlag über dem Pazifischen Ozean verringere auch die radioaktive Gesamtbelastung. Fachleute rechnen damit, dass dadurch in Europa allenfalls geringfügige Auswirkungen zu erwarten seien.

Strahlenbelastung gibt es schon immer
Natürliche Radioaktivität und künstliche Radioaktivität führen zu einer ständigen Strahlung. Wir alle sind also ständig einer gewissen Strahlenbelastung ausgesetzt. Als Strahlenbelastung wird meist die Äquivalentdosis, die ein Körper in einer bestimmten Zeit aufnimmt, angegeben. Man nennt diese Größe auch Dosisleistung und misst sie in Millisievert je Jahr (mSv/a).

Die natürliche Strahlenbelastung ist nicht überall gleich groß. Sie hängt vom konkreten Umfeld ab. Die natürliche Strahlenbelastung gibt es schon so lange, wie die Erde existiert. Sie hat auch die Entwicklung des Lebens auf der Erde begleitet und führt nach allen Erkenntnissen zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Zusätzliche Strahlenbelastung durch künstliche Strahlungsquellen
Vergrößert hat sich die Strahlenbelastung allerdings durch künstliche Strahlungsquellen. Zusätzliche Gefährdungen bestehen auch dadurch, dass durch Kernexplosionen oder durch Unfälle in Kernkraftwerken radioaktive Stoffe freigesetzt werden und zu einer zusätzlichen Strahlenbelastung führen können.

So gelangt Cäsium in die Nahrungskette
Da das freigesetzte Cäsium mit Kalium verwandt ist, wird es von den Organismen schnell im Stoffwechsel verarbeitet. Erfahrungsgemäß kann es zuerst im Plankton nachgewiesen werden. Danach sind auch Muscheln und Algen, die einen größeren Wasserumsatz benötigen, betroffen. Erst einige Wochen später kann das Cäsium auch in den örtlichen Meerwassertieren nachgewiesen werden.

Fazit:
Momentan kann noch nicht abgeschätzt werden, so die Experten, wann und ob die Grenzwerte für Lebensmittel aus Japan erreicht werden. Bis heute ist eine Gefährdung durch kontaminierte Fische, Algen und Meeresfrüchte noch ausgeschlossen.