Waldkindergarten: Ist mein Kind dafür geeignet?

In einem Waldkindergarten verbringen die Kinder den ganzen Tag draußen in der Natur. Viele Eltern haben Bedenken, ob die Vorschulförderung ausreicht. Welche Vor- und Nachteile hätte Ihr Kind bei einer solchen Betreuungsform? Hier lesen Sie mehr zum Thema.

Waldkindergärten gibt es in fast allen Gegenden Deutschlands und werden mit unterschiedlichen Konzepten geführt. In der Regel aber findet der Alltag bei jedem Wetter ganztags im Freien statt. Einzige Behausung ist meist eine in der Nähe befindliche Schutzhütte oder ein Bauwagen. So ist gesichert, dass die Kinder bei sehr schlechten Witterungsbedingungen Schutz und Wärme finden.

Alltag findet ohne Spielzeug statt

Ein Waldkindergarten kommt ohne eine umfangreiche Spielzeugsammlung oder speziell eingerichtete Themenspielecken aus. Die Kinder finden das Spielmaterial direkt in der Natur. Ein großer Vorteil dabei ist, dass sie unvoreingenommen die Natur entdecken können und mit ihr umgehen lernen. Sie beobachten das Leben im Wald und fertigen sich aus Ästen, Steinen, Zapfen und anderem Naturmaterial ihr eigenes Spielzeug.

Besondere Förderung der Motorik

Waldkindergartenkinder werden genauso gefördert wie Kinder in einem normalen Kindergarten. Zwar üben sie hierbei nicht den Umgang mit der Schere, können nicht puzzeln oder mit dem Stift malen. Dafür allerdings trainieren sie verstärkt ihre motorischen Fähigkeiten und ihr Immunsystem. Indem sie täglich über unebenen Boden laufen, auf Bäume klettern oder über Hindernisse balancieren, entwickeln sie ein viel besseres Körpergefühl. Die Feinmotorik wird beim Sammeln von Baumfrüchten und Basteln geschult. Das Schreiben der ersten Zahlen und Buchstaben erfolgt mit einem Stöckchen auf dem Sand.

Waldkindergarten fördert das soziale Miteinander

Mangels vorhandenen Spielzeugs sind die Kinder in einem Waldkindergarten gezwungen, sich täglich neu mit den Gegebenheiten der Natur auseinanderzusetzen. Sie erfinden Rollenspiele und schaffen sich das nötige Spielzeug dazu selbst. So müssen sie einerseits viel mehr miteinander reden und sind gleichzeitig kreativ dabei. Außerdem lernen sie, dass nicht alles gleich auf Anhieb gelingt und üben sich so im Erproben verschiedener Möglichkeiten.

Ein Waldkindergarten ist für alle gleichermaßen geeignet, egal, ob hyperaktiv, schüchtern oder mit Behinderung. Jeder kann sich ausprobieren und muss sich nicht schon frühzeitig in streng geregelte Tagesabläufe zwängen lassen.

Richtige Kleidung ist Voraussetzung

Wer sein Kind in einen Waldkindergarten gibt, muss sich bewusst sein, dass es dort wirklich bei jedem Wetter im Freien sein wird. Witterungsgerechte Kleidung und vor allem Regenschutz sind deshalb eine wichtige Voraussetzung. Im Sommer sollte unbedingt auch ein Sonnenschutz zur Ausrüstung gehören. Festes Schuhwerk muss in allen Jahreszeiten vorhanden sein. Erfahrungsgemäß härten sich die Kinder im Laufe der Zeit ab und können auch mit nasskaltem Wetter umgehen.

Eingeschränkte Betreuungszeiten und Zeckengefahr

Ein großer Nachteil von Waldkindergärten sind die verminderten Betreuungszeiten, die sich in der Regel auf 3 bis 4 Stunden am Tag beschränken. Wer also höheren Betreuungsbedarf hat, wird sich eine andere Einrichtung suchen müssen. Auch die immer größer werdende Gefahr der Erkrankung durch Zeckenbisse ist nicht zu unterschätzen. Lange Kleidung und Zeckenschutz sind nicht immer wirksam genug. Das Kind muss also täglich nach Zecken abgesucht werden.

Als Alternative bieten immer mehr Kindertagesstätten ein gemischtes Programm aus Naturzeiten und üblicher Kindergartenbetreuung an.

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