Leistungsbewertung von Schülern: Tipps für das Verfassen geeigneter Berichtszeugnisse

Zeugnisse schreiben bedeutet für viele Lehrer Stress. Der pädagogische Auftrag, ein Kind individuell zu fördern und zu ermutigen, steht oft im Widerspruch zum gesellschaftlichen Auftrag von Schule, Ausleseentscheidungen vorzubereiten und zu treffen. Zunehmend rückt der pädagogische Aspekt der Leistungsrückmeldung in den Vordergrund. Dem wird in Form von Berichtszeugnissen Rechnung getragen.
Sie erfordern:
1. Differenzierte Rückmeldungen statt einer kargen Übersetzung der Ziffernnoten in Worte, damit für die Eltern Stärken und Schwächen erkennbar sind. 
2. Darstellung des individuellen Lernprozesses und Lernverhaltens, der Anstrengungen des Kindes damit es generell in seiner Persönlichkeit anerkannt wird. Welche Aspekte des Lernverhaltens genannt werden, hängt davon ab, welche Verhaltensweisen positiv bekräftigt werden sollen und bei welchen Änderungen angestrebt werden. 
3. Ermutigung, um die Lernfreude zu erhalten. Die Wertschätzung der Stärken und persönlichen Lernfortschritte sind deshalb vor allem für schwächere und ängstliche Schüler unumgänglich. Eindeutig abwertende oder verletzende Bemerkungen sind nicht nur pädagogisch unerwünscht, sondern unzulässig. 
4. Förderempfehlungen, die zu zielgerichteter Weiterentwicklung ermutigen.

Tipps für Schulleiter:
So unterstützen Sie Ihre Kollegen im Umgang mit Berichtszeugnissen:
Planen und organisieren Sie vier Wochen vor dem Zeugnistermin mit einem Team der Lehrer, die Berichte schreiben, eine Besprechung „Rund um das Zeugnis“.
Thematisieren Sie die pädagogischen Intentionen (s. o.) und den Stil. Die Bemerkungen müssen für die Eltern verständlich und aussagekräftig sein. 
Ermöglichen Sie den Erfahrungsaustausch über Schwierigkeiten ebenso wie konstruktive Anregungen in einer „Erfahrungsrunde“: Jeder Kollege steuert seine „besten Tipps“ für das Zeugnisschreiben bei. 
Ermuntern Sie zum Austausch von Zeugnissen: So erhalten die Kollegen gegenseitige Anregungen für Formulierungen. 
Einigen Sie sich auf schulinterne Standards für Inhalt, Stil und Form der Zeugnisberichte. 
Verstärken Sie den Austausch zwischen Fachlehrern und Klassenlehrern. Sie sollten sich frühzeitig über die Schüler austauschen, damit auch Informationen aus dem Fachunterricht in die Zeugnisformulierungen einfließen können. 
Da das Erscheinungsbild der Zeugnisse immer Rückschlüsse auf die Schule erlaubt, lesen Sie die Zeugnisse der Kollegen mit kritischen Augen und geben Sie Anregungen, weisen Sie ggf. auf „Fehler“ hin und veranlassen Sie, dass das eine oder andere neu geschrieben werden muss.
Einigen Sie sich, wie Sie und die Kollegen mit dem Feedback umgehen wollen. Vermeiden Sie eine typische „Rotstift-Situation“, die Ihre kollegiale Beziehung auf eine Lehrer-Schüler-Ebene herunterzieht. Denken Sie an Ihre eigene Zeit als Lehrer! 
Teilen Sie Kritik an Zeugnissen, sei es inhaltlich, formal oder stilistisch, immer im Vieraugengespräch mit. 
Regen Sie einen Elternabend an, an dem die Eltern über die Grundgedanken und die Ausführung des Berichtszeugnisses informiert werden und Gelegenheit zur Diskussion bekommen.