Schüchterne Kinder behutsam fördern

In unserer Gesellschaft sind Menschen gefragt, die sich behaupten können. Deshalb haben es schüchterne Kinder ziemlich schwer. Eltern sollten Schüchternheit nicht als Makel ansehen sondern als eine positive Charaktereigenschaft: Schüchterne Kinder vermeiden Gefahren und verletzen sich viel seltener. Mit etwas Geduld und unseren Tipps können Eltern helfen, dass sich schüchterne Kinder nicht zu sehr in ihre Ängste hineinsteigern.

Charaktereigenschaft Schüchternheit

Es hängt vom Temperament der Kinder ab, ob sie ohne nachzudenken auf schwankenden Brücken balancieren oder ob sie allem Neuen eher zurückhaltend gegenüberstehen. Eltern sollten sich überlegen, ob sie vielleicht auch als Kind eher schüchtern waren. Schüchternheit an sich ist keine Schwäche sondern eine ganz normale Charaktereigenschaft.

Wenn Schüchternheit zum Problem wird

Es ist vernünftig, wenn Kinder sich erst einmal alles Neue in Ruhe anschauen wollen. So können sie Gefahren einschätzen. Leider übertreiben schüchterne Kinder häufig. Sie sehen Gefahren, die gar nicht existieren und bauen sich Mauern auf, die sie alleine gar nicht mehr bewältigen können. Auch kann es passieren, dass sich schüchterne Kinder bei Konflikten immer sofort zurückziehen. Schwierig wird es, wenn Kinder in einer Gruppe keinen Anschluss finden und sich mit ihrem Verhalten selber im Weg stehen.

Bewahren Sie Geduld

Wenn Ihr Kind zum Beispiel nicht auf eine Geburtstagsfeier möchte, weil es sich vor der unbekannten Situation fürchtet, verlieren Eltern leicht die Geduld. Denken Sie immer daran, dass Ängste auf andere irrational wirken. Wer Spinnen mag, kann nicht verstehen, wieso sich jemand panisch vor diese kleinen harmlosen Tierchen fürchten kann. Mit vernünftigen Argumenten lassen sich Ängste bei niemandem einfach so weg reden.

Wie Eltern schüchterne Kinder fördern können:

Schüchterne Kinder brauchen Selbstvertrauen

Es hilft schüchternen Kindern überhaupt nicht, wenn sie bedrängt werden oder für ihr zurückgezogenes Verhalten getadelt werden. Auch sollte die Schüchternheit niemals vor den Kindern besprochen werden. Stattdessen brauchen sie viel Lob und Anerkennung. Wenn Kinder an sich selber zweifeln, brauchen sie Bestätigung. Erinnern Sie Ihr Kind an Situationen oder Begebenheiten, welche es gut bemeistert hat. Denn niemand ist in allem gleich gut. Ihr Kind ist zwar schüchtern, hat dafür aber tolle andere Eigenschaften und Talente.

Schüchterne Kinder brauchen kleine Aufgaben

Vermitteln Sie Ihrem Kind Erfolgserlebnisse. Trauen Sie ihm zu, kleine Aufgabe zu meistern. Zunächst hilft es im Haushalt beim Kochen, Abwaschen oder Blumen gießen. Später kann es einen Teller zum Nachbarn zurückbringen oder sich alleine ein Eis kaufen. Schätzen Sie realistisch ein, ob Ihr Kind diese Aufgaben auch schon allein bewältigen kann. Wichtig ist eine behutsame und langsame Förderung, denn das Kind soll nicht jeden Tag unter Stress stehen.

Schüchterne Kinder dürfen ihr Tempo finden

Oft werden ängstliche Kinder unterschätzt. Viele schaffen es ganz allein, die Ängste abzulegen und sich zum Beispiel einer Gruppe Kinder anzuschließen. Aber sie haben ihr eigenes Tempo und ihre eigene Methode. Eltern brauchen jetzt wieder viel Geduld, um einfach abzuwarten und die Kinder zu beobachten. Auf keinen Fall sollten Sie die Kinder bedrängen oder ihnen Aufgaben abnehmen, an denen sich die Kids mühsam ausprobieren.

Situationen in Rollenspielen erproben

Viele Ängste spielen sich bei Kindern im Kopf ab. Darum kann es helfen, schwierige Situationen vorab in einem Rollenspiel zu erproben. Dabei kann das Kind in unterschiedliche Rollen schlüpfen. Geben Sie auch Tipps, wie es reagieren könnte, wenn es zum Beispiel von einem anderen Kind geschupst wird.

Schüchterne Kinder melden sich lautstark

Üben Sie spielerisch mit ihrem Kind, sich auch einmal lautstark zu melden. Eine gute Übung ist eine wilde Kissenschlacht oder ein Schreiduell. Wer kann lauter schreien, Sie oder Ihr Kind?

Schüchterne Kinder akzeptieren

Jeder Mensch ist zum Glück unterschiedlich. Selbst mit unseren Tipps wird aus einem schüchternen Kind niemals der schillernde Mittelpunkt einer Gruppe. Aber es lernt, das Leben auf seine Weise zu meistern. Eltern sollten ihr schüchternes Kind akzeptieren und es nicht ständig unter Druck setzen. Bleiben Sie gelassen, denn jedes Mal, wenn das Kind seine Schüchternheit überwunden hat, lernt es dazu und baut nach und nach viele Hemmschwellen ab.

Bildnachweis: UMB-O / stock.adobe.com