Interview: Einschulung von Kindern mit ADHS

ADHS, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität, kann den Schulanfang erheblich erschweren. Wir fragten Diplom-Psychologin Marion Walsdorff, wie Eltern die Einschulung für ihr Kind erleichtern können, wenn das Kind ADHS hat.

Was können Eltern vor der Einschulung tun, wenn ihr Kind unter ADHS leidet?
ADHS, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität, kann in der Tat den Schulanfang erheblich erschweren. Kinder, die bereits vor dem Schulbeginn die Diagnose ADHS erhalten haben, sind in der Regel bereits im Kindergarten auffällig geworden und Erzieher haben die Eltern auf die Problematik aufmerksam gemacht.

Die meisten Eltern reagieren sofort und suchen sich Unterstützung bei Sozialpädiatrischen Zentren oder anderen Beratungsstellen. Es gibt aber auch Eltern, die erst einmal abwarten wollen und erst handeln, wenn das Kind in die Schule kommt und dort Probleme hat.

Warum fällt ADHS meistens erst auf, wenn das Kind in die Schule kommt?ADHS beschreibt viele Verhaltensweisen, die für Kinder durchaus normal sind, wie das Nicht-still-sitzen-können am Tisch, der große Bewegungsdrang, das Nicht-abwarten-können, der schnelle Wechsel von Tätigkeiten usw. Die Diagnose ADHS wird allerdings erst gestellt, wenn diese Verhaltensweisen ein altersgerechtes Maß überschreiten und so zum Problem werden.

Natürlich zeigen sich die für ADHS typischen Defizite besonders schnell im Schulalltag. Die Kinder müssen über längere Zeit still sitzen und zuhören. Sie sind dazu aufgefordert sich auf etwas zu konzentrieren, egal ob es ihnen Spaß macht oder nicht. Sie müssen lernen zu warten bis sie an der Reihe sind und sie müssen eine Reihe von Regeln lernen und befolgen, die das Zusammenleben betreffen. Dies stellt für Kinder, die unter ADHS leiden, schon eine große Herausforderung dar.                   

Wie können Eltern den Schulanfang für ihr Kind erleichtern, wenn das Kind ADHS hat?
Wichtig ist es, dem Kind nicht das Gefühl zu geben, dass es sowieso zum Problemfall in der Schule wird. Das Wissen um seine Defizite im Bereich der Impulskontrolle und der Konzentration sollte die Eltern dazu führen, hier auch nicht so viel von ihm zu erwarten. Aufklärende Gespräche mit dem Klassenlehrer können da ebenso hilfreich sein wie Gespräche mit den Lehrern von Problemfächern.

Sehr hilfreich ist es, wenn ein optimaler Sitzplatz für das Kind gefunden wird und es Absprachen mit den Lehrern gibt, dass das betroffene Kind mehr Pausen machen darf, als andere Kinder. Nach der Schule sollte das Kind möglichst wenig Medienkonsum genießen, dafür aber noch Zeit für Spiel und Spaß haben, bevor es eine Zeit der Ruhe und Erholung durchläuft.

Wichtig ist es, das Kind auch in seinen Stärken zu sehen und zu fördern. Kinder, die unter ADHS leiden, erfahren häufig mehr Kritik als Anerkennung seitens der Lehrer und der Mitschüler. Dies führt zu einem verminderten Selbstwertgefühl und kann auch zu Schulunlust führen. Hier ist es wichtig, dass die Eltern mit viel Lob und Anerkennung im häuslichen Bereich gegensteuern, damit das Kind nicht den Mut verliert.