Bewegungsmangel bei Kindern: Was können Sie tun?

Kinder, die in städtischen Gebieten aufwachsen, haben heutzutage wenig Gelegenheit, in ihrem häuslichen Umfeld und in ihrer Umwelt Bewegungserlebnisse zu sammeln. Das Umfeld von Kindern entwickelte sich innerhalb der vergangenen Jahre geradezu bewegungsfeindlich. Manche Kinder verbringen ihre Freizeit in totalem Bewegungsmangel im Elternhaus oder vor dem Fernseher im Kinderzimmer.
Gerade im Krippen- und Kindergartenalter vollziehen sich jedoch elementare frühkindliche Bildungsprozesse über Bewegung: Kinder stärken über Bewegung nicht nur ihre Motorik, sondern auch die kognitive, soziale, emotionale Entwicklung.
Wirken Sie diesem Bewegungsmangel bei Kindern entgegen, indem Sie in Ihrer Kindertageseinrichtung gezielte Bewegungsförderung betreiben. Ihr Ziel sollte dabei sein, dass Sie durch Ihre Angebote die Eigenaktivität der Kinder anregen und ihnen zahlreiche Möglichkeiten zum freien Experimentieren und kreativen Erproben der Bewegungsangebote bieten.
Schrittweise gezielte Bekämpfung von Bewegungsmangel bei Kindern
Setzen Sie Ihr Programm gegen den Bewegungsmangel bei Kindern in diesen 4 Schritten um:
1. Eigene Haltung der Erzieherinnen
Sie sind ein Vorbild für die Erzieherinnen in Ihrer Einrichtung. Wenn Sie selbst während der Freispielzeit hauptsächlich Tischspiele für die Kinder anbieten, im Stuhlkreis das ruhige Sitzen mit den Kindern trainieren und auf dem Außengelände das Spiel der Kinder ausschließlich beobachten, tun Sie selbst nur wenig, um Ihren Mitarbeiterinnen ein positives Modell in Bezug auf Förderung der kindlichen Bewegung zu sein.
Stimmen Sie sich teamintern ab, wie Sie professionell Bewegungserfahrungen für Kinder schaffen können. Dabei spielt die Haltung jeder Erzieherin die entscheidende Rolle. Sowohl durch Ihr eigenes Vorbild, als auch durch Anregungen, die sowohl freie Bewegung, als auch gezielte Bewegungsanbote beinhalten, setzt jede einzelne Erzieherin Ihres Teams eigene Akzente, die Bewegungserlebnisse von Kindern in Gang bringen.
2. Bewegungsfreundliche Gestaltung Ihres Gruppenraumes
Werfen Sie gemeinsam mit Ihrem Team einen kritischen Blick auf Ihre Raumgestaltung und auf die Ausrichtung Ihres Außenspielbereiches. Gehören Sie auch zu den so genannten "Sitzkindergärten", in deren Gruppenräumen 30 Stühle stehen, die um Mal-, Bastel- und Spieltische gruppiert sind und dadurch die Kinder in ihrem Bewegungs- und Gestaltungsraum hemmen?
Kinder malen liebend gerne großflächig. Staffeleien und Wandtafeln, die auch aus Ihrer Gruppe in den Flurbereich ausgelagert werden können, sorgen beim malenden Kind für eine optimale Körperhaltung und Sie gewinnen gleichzeitig Platz für Bewegungsangebote in Ihrem Gruppenraum.
Hüpfkästchenspiele oder Riesenbilderbücher, die am Boden betrachtet werden und die das Kind vor sich wie eine Leinwand aufstellen kann, sind genauso möglich wie eine Knuddelecke aus Matratzen- und Kissen oder eine Sprossenwand im Gruppenraum.
Wenn Sie zeitlich begrenzt eine Musikecke mit CD-Player und Spiegel in Ihrer Gruppe einrichten, animiert dies die Kinder zu rhythmischen, modernen Tänzen und zu Experimenten über die Bewegungsmöglichkeiten des eigenen Körpers.
3. Akzente im Außenspielbereich setzen
Manche Spielgeräte auf dem Außengelände von Kindertagesstätten waren teuer in der Anschaffung und ihr Spielwert ist dennoch gering, gerade wenn Kinder das Gerät wenig oder nur nach Aufforderung der Erzieherinnen nutzen.
Auf Ihrem einrichtungseigenen Spielplatz können Sie jedoch auch mit kleinen Mitteln Impulse setzen, die die Kinder zu Bewegungserfahrungen einladen. Ein altersgerechter Fuhrpark animiert alle Kinder zu Bewegung: Roller mit Luftreifen, kleine Fahrräder, Laufräder und Rollschuhe sollten in keiner Ausstattung von  Kindergärten fehlen; Horte unterstützen Bewegungserfahrungen durch Fahrräder in unterschiedlichen Größen, Inlineskates, Skateboards, Schlittschuhe, Schlitten, Einräder und Pedalos.
Ein langes Tau zum Seilspringen lädt Kinder ein, ihren persönlichen Rekord immer wieder zu steigern, Jongliermaterial, Reifen und Bälle, mit denen durch angeleitete Spiele das Fangen und Werfen beim Kind geübt wird, sind günstig zu erwerben und für die Bewegungsförderung bei Kindern von unschätzbarem Wert. 
4. Attraktive Bewegungsanreize bieten
Wenn Sie gezielt den Bewegungsmangel bei Kindern bekämpfen wollen, könnten Sie in Ihrer Einrichtung Interessensgruppen ausrufen, zu denen sich die Kinder gruppenübergreifend anmelden können.
Über einen zeitlich festgelegten Rahmen, der sich beispielsweise über 4 Wochen 2 bis 3 mal wöchentlich bis zu den Sommerferien erstreckt, könnten Sie Neigungsgruppen wie z.B. Fahrradkurs, Inlineskating, Schwimmen, Fußball, Tanz oder Artistik anbieten.
Lassen Sie diese Gruppen mit einem Elternfest enden, bei dem jede Kindergruppe etwas Gelerntes präsentiert. Überprüfen Sie auch Ihre Ausflüge und Exkursionen hinsichtlich der Bewegungserfahrungen fürs Kind. Schnitzeljagd, Schatzsuche, Schwimmbadbesuche, Picknick im Wald ergänzen Ihre Bewegungsförderung in ganz idealer Weise.