Wenn Geschwister streiten

Eltern haben oft den Eindruck, ihre Kinder würden sich den ganzen Tag um Kleinigkeiten zanken. Bricht wieder einmal ein Geschwisterstreit aus, reagieren sie entsprechend genervt. Aber ein intaktes Familienleben besteht nicht nur aus Harmonie. Wir zeigen Ihnen, was hinter den Streitereien steckt und wie Sie locker damit umgehen.

Streitapfel Elternliebe

Unter Geschwistern herrscht eine unterschwellige Rivalität um die Gunst der Eltern. Die Älteren sehen das kleine Geschwisterchen als Eindringling und dieses wiederum fühlt sich von dem älteren unterdrückt. Ein geringer Altersunterschied und das gleiche Geschlecht verstärken sogar noch die Konkurrenzsituation.

Sozialfaktor Streit

Obwohl Geschwister sich innig lieben und wie Pech und Schwefel zusammenhalten, streiten sie sich regelmäßig. Alles andere wäre merkwürdig. Bei Menschen, die auf engem Raum zusammen wohnen, treten unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen auf. Kinder müssen erst lernen, sich mit den eigenen Vorstellungen und denen der anderen zu arrangieren.

Wenn Geschwister ihre Konflikte austragen, setzten sie ihre jeweiligen Stärken ein. Die Großen wenden ihre körperliche Überlegenheit an, die Kleinen agieren eher mit List. So unterschiedlich die Temperamente sein mögen, entwickeln sich die Kinder in ihrer Persönlichkeit weiter. Sie lernen Streitereien zu überstehen und die Folgen zu ertragen. Auch wer sich rücksichtslos durchsetzt, hat Gewissensbisse. Eine Niederlage muss verkraftet werden. Und irgendwann erkennen die Kinder, dass es sich manchmal lohnt, einem Streit aus dem Weg zu gehen.

Auf Streit reagieren

Wenn Kinder sich streiten, geht es meistens darum, die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen. Auf welche Seite werden sich die Eltern schlagen, wen haben sie lieber? Vernünftige Eltern halten sich so oft wie möglich aus den Streitereien ihrer Kinder heraus.

Ganz wichtig: Lassen Sie sich auf keinen Fall in die Rolle des Schiedsrichters drängen. Sie werden niemals genau herausfinden, wer im Recht ist. Unbewusst schlagen sich Eltern auf die Seite des vermeintlich Schwächeren und die Auseinandersetzung gerät zum erbitterten Machtkampf. Einen Streit, den Kinder anzetteln, sollten sie möglichst unter sich schlichten. So gibt es keinen Gewinner und keinen Verlierer.

Tipps für genervte Eltern

  • Kinder streiten sich oft, wenn sie müde oder gelangweilt sind. Entschärfen Sie diese Situationen. Schlagen Sie eine getrennte Beschäftigung vor.
  • Beugen Sie Streitereien vor, indem Sie unterschiedliche Rechte und Pflichten unter den Kindern verteilen, die ihrem Alter entsprechen. Zum Beispiel darf das jüngere Kind nicht so lange fernsehen.
  • Lassen Sie sich von beiden Streithähnen die Situation erklären, ohne sie jedoch zu bewerten. Wenn beide streiten, haben sich beide beteiligt.
  • Kinder die ihren Streit alleine austragen können, entwickeln eine positive Beziehung untereinander.
  • Helfen Sie den Kindern, eine Lösung zu finden und den Streit selbstständig zu beenden. Machen Sie notfalls Vorschläge, wie das Problem gelöst werden kann.
  • Handeln Sie nicht impulsiv sondern überlegt und versuchen Sie die Kinder mit unerwarteten Aktionen zu überraschen: Sich zu den Streithähnen setzen und mitspielen. Ihnen eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Ein Rollenspiel mit vertauschten Identitäten vorschlagen.
  • Kinder sind erstaunlich tolerant. Nach kurzer Zeit ist ein Streit oft vergessen und die Streithähne wieder ein Herz und eine Seele.
  • Manchmal ist ein Kind zu wütend, um sich sofort zu vertragen. Akzeptieren Sie dieses Gefühl und erklären Sie es auch Ihrem anderen Kind.
  • Manchmal streiten sich Kinder immer wieder um eine bestimmte Sache. Finden Sie den Grund heraus und überlegen Sie in einer ruhigen Minute gemeinsam mit den Kindern, wie dieser Zankapfel ausgeräumt werden kann.
  • Kinder sollten sich nicht schlagen. Bestehen Sie auf diese Regel. Wenn die Wut zu stark ist, sollten die Kinder sich einige Zeit räumlich trennen.
  • Gerade Kinder mit geringem Altersunterschied verbringen zu viel Zeit miteinander. Fördern Sie getrennte Aktivitäten.
  • Eltern sind ein Vorbild für Ihre Kinder. Tragen Sie vor Kindern Konflikte aus, achten Sie aber auf einen respektvollen Umgang. Auch die Versöhnung sollte dazugehören.

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