Übervorsichtige Eltern und Auswirkungen auf die Kinder

Übervorsichtige Eltern, die von Experten auch als sogenannte "Helikopter-Eltern" bezeichnet werden, stellen mittlerweile eine große Gefahr für ihre Kinder dar. Betroffene werden niemals lernen, wie man Probleme des Lebens eigenständig meistern kann.

In den meisten Fällen wollen Eltern nur das Beste für ihr Kind. Das behaupten anfangs auch übervorsichtige Eltern von sich. Im Grunde machen sie jedoch das genaue Gegenteil: Sie schaden ihren Kindern mit ihrer Übervorsichtigkeit. Diese Art von Eltern setzt alles daran, ihre Kinder vor unangenehmen Erfahrungen zu bewahren. Doch genau das ist der Knackpunkt: Kinder müssen ihren Weg selber gehen, eigene Fehler machen und durch ihre Fehler lernen. Diese Aufgabe können Eltern nicht für sie übernehmen.

Sind Sie auch übervorsichtig?

Wenn Sie Ihr Kind vor jeder noch so kleinen Gefahr beschützen, es rund um die Uhr kontrollieren und sich in jede Kleinigkeit einmischen, dann sind Sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu vorsichtig. Menschen, die ihre Kinder rund um die Uhr bewachen und um sie herum kreisen, werden als Helikopter-Eltern bezeichnet, weil sie an einen Polizeihubschrauber erinnern, der unaufhörlich über dem Ziel-Objekt herumkreist, sobald er es gefunden hat. Hin und wieder sprechen Experten diesbezüglich auch von der sogenannten Einmischeritis.

Übervorsichtige Eltern und die Folgen

Kinder, die durch übervorsichtige Eltern aufgezogen werden, entwickeln für das Sozialverhalten so bedeutende Kompetenzen wie ein gesundes Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen sowie die Fähigkeit zur eigenständigen Lösung von Problemen nicht in gleichem Maße wie Kinder weniger vorsichtiger Eltern. Wenn Sie Ihrem Kind gegenüber immer wieder als übervorsichtig auftreten, wird es zunehmend ängstlicher. Später traut es sich nur sehr wenig zu, hat kein Vertrauen in seine Selbstwirksamkeit und ist lange von seinen Eltern abhängig. Manches betrachtet sich sogar als Mittelpunkt der Welt.

Warum Eltern immer übervorsichtiger werden

Von Kindern des 21. Jahrhunderts wird viel gefordert. Zum einen sollen sie den Anforderungen der Leistungsgesellschaft gerecht werden, zum anderen gerät die Individualität des einzelnen Kindes aus dem Blickfeld. Doch auch der Druck auf die Eltern wächst zunehmend. Während sie früher noch in Großfamilien lebten und Unterstützung von Verwandten, Nachbarn und Freunden erhielten, werden sie heute mehr und mehr mit ihren Erziehungsproblemen alleine gelassen. Sie erziehen alleine, also sind sie auch für das Ergebnis im negativen wie im positiven Sinne selbst verantwortlich – so die Ansicht der Gesellschaft heutzutage. Außerdem treffen Eltern mittlerweile kaum noch intuitive Entscheidungen. Vielmehr wägen sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Thematiken ab und entscheiden anschließend auf der Grundlage dieser rationalen Vorüberlegungen.

Was können übervorsichtige Eltern tun?

Damit sich Ihr Kind positiv entwickeln kann, ist es wichtig, dass Sie Ihre Übervorsichtigkeit im Umgang mit Ihrem Kind aufgeben. Erkennen Sie, dass es normal und menschlich ist, Fehler zu machen. Machen Sie sich außerdem bewusst, dass auch Kinder mit der Fähigkeit ausgestattet sind, die Folgen von Fehlern auszuhalten. Wenn Sie Ihrem Kind gegenüber immer wieder als übervorsichtig auftreten, wird es mehr und mehr verängstigt und reagiert auf alles um sich herum besonders zögerlich. Später trauen sich solche Kinder nur sehr wenig zu, haben kein Vertrauen in ihre Selbstwirksamkeit und sind lange von ihren Eltern abhängig.

Erst in der Pubertät kommen die Probleme richtig ans Tageslicht

Übervorsichtige Eltern müssen damit rechnen, dass ihr Kind in der Pubertät mit 12 oder 13 Jahren plötzlich gegen ihr Verhalten rebelliert. In den meisten Fällen haben Kinder, die solche Erziehung genossen haben, nur sehr wenige Freunde, denn auf andere Menschen zuzugehen fällt ihnen sehr schwer.

Schlusswort

Wenn Sie wollen, dass es Ihrem Kind gut geht, dann legen Sie Ihr übervorsichtiges Verhalten endgültig ab. Alles andere wäre fahrlässig. Machen Sie sich bewusst, was Sie mit Ihrem Verhalten bei Ihrem Kind anrichten können. Lassen Sie Ihr Kind alleine zur Schule gehen, wenn Gleichaltrige dasselbe tun, anstatt es tagtäglich hinzufahren. Rufen Sie beim nächsten Mal ausnahmsweise auch nicht sofort die Polizei an, wenn jemand Ihrem Kind eine Süßigkeit anbietet. Eine normale Unsicherheit, wenn Ihr Kind zum ersten Mal alleine zur Schule geht, mit dem Bus fährt oder einkaufen geht, ist völlig normal.

Sie müssen lernen, mit Fürsorge und Loslassen richtig umzugehen. Sie verfügen nicht über Allmacht, was das Leben Ihres Kindes angeht. Stellen Sie sich selbst die Frage, ob Sie an einer Angst leiden und ob Sie eventuell Ihre Angst unbewusst auf Ihr Kind projizieren. Ihr Kind darf hin und wieder traurig, ängstlich oder wütend sein. Machen Sie Ihr Lebensglück nicht von Ihrem Kind abhängig. Je älter es wird, umso mehr wird es sich automatisch von Ihnen lösen. Das können Sie auch mit übervorsichtigem Verhalten nicht unterbinden. Sorgen Sie dafür, dass SIE glücklich sind und lassen Sie Ihr Kind seinen Weg gehen.

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