Aus Fehlern lernen: Warum Fehler auch wichtig sein können

Wir bringen unseren Kindern bei, dass Fehler falsch sind. Wir erwarten in der Schule, dass alles fehlerfrei ist. Wir leben in einer Welt, in der Fehler verpönt sind. Dabei sind Fehler wichtig, denn aus Fehlern kann man lernen.

Auf die Frage, was Fehler sind, ist es nicht einfach, eine Definition zu finden. Eine recht plausible Definition von „Fehler“ lautet nach M. Weingardt: „Als Fehler bezeichnet ein Subjekt angesichts einer Alternative jene Variante, die von ihm als so ungünstig beurteilt wird, dass sie unerwünscht erscheint.“

Entscheidend hierbei ist, dass die Beurteilung des „Fehlers“ vom Subjekt selber aus geschieht – und nicht etwa von einer dritten Person die darüber urteilt, was „richtig“ und „falsch“ ist.

Laufen lernen Kinder durch eigene Erfahrungen

Wenn Kinder laufen lernen, fallen sie hin, kommen ins Straucheln und stehen wieder auf. Sie versuchen diesen Vorgang des Laufen-Lernens so lange, bis sie es können – sie können so aus Fehlern lernen, entwickeln eine Frustrationsgrenze und finden selbständig Lösungen, wie es besser geht. Alle Kinder lernen Laufen, indem sie ihre eigenen Erfahrungen machen.

Sie lernen mit viel Spaß und absolutem Elan Laufen – und zwar ganz alleine durch ihre Erfahrungen. Sie lernen es nicht, weil die Erwachsenen sie festhalten, wieder aufheben oder ihnen sagen, dass sie langsamer laufen sollen. Sie lernen es durch Ausprobieren.

Dieser Vorgang des Ausprobierens, wieder Aufstehens und von vorne Versuchens ist angeboren. Kinder kommen mit dem angeborenen Drang zur Welt, lernen zu wollen und das mit einem Elan, der uns Erwachsene als Vorbild dienen sollte. Sie brauchen nicht zu hören, dass etwas falsch ist. Wenn eine Sache nicht funktioniert, wissen sie selber, dass es so nicht geht und können so aus Fehlern lernen und suchen eigenständig nach Lösungsmöglichkeiten.

Allerspätestens wenn die Kinder in die Schule kommen, hören sie das Wort „Fehler“ öfter als ihnen lieb sein wird. Wir geben ihnen nicht die Möglichkeit, nach ihren angeborenen Fähigkeiten zu lernen, sondern kritisieren sie und verbessern sie. Es konnte nachgewiesen werden, dass dieses Verhalten dem Selbstbewusstsein der Kinder nicht gut tut und sie so weit kommen können, dass sie selber an sich zweifeln.

Franz Hammerer sagt dazu: „Das Überarbeiten und eventuelle Verbessern von gemachten Aufgaben ist wichtiger Bestandteil eines jeden Lernvorgangs.“ Selbstverantwortung schließt die Kontrolle und Überarbeitung ein, da ein Arbeits- und Lernprozess erst dann zu Ende ist.

Die Kinder brauchen die Möglichkeit, ihre Fehler selber zu finden und so aus diesen Fehlern lernen zu können. Dies ist wiederum ein wichtiger Lernprozess der zur Selbständigkeit und Selbstverantwortung führt. Den Kindern wird heute in der Schule viel abverlangt, unter anderem selbstständiges und selbstverantwortliches Lernen. Dazu gehört aber auch, eigene Wert zu kontrollieren und eventuelle Fehler eigenständig zu finden und zu beheben.

Fehler sind nicht zum Fürchten

Fehler haben einen Sinn. Sie zeigen uns, dass wir Dinge überdenken und noch einmal nacharbeiten sollten und sie ermöglichen uns das Lernen. Würden wir keine Fehler machen, würden wir nicht lernen.

„Wer Fehler erkennen und korrigieren kann hat ein hohes Maß an Selbständigkeit, Unabhängigkeit und innere Sicherheit gewonnen“ (F. Hammerer).

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