Viele Wege führen zum Abitur

Eltern geraten oft in Panik, wenn ihr Kind am Ende der Grundschulzeit den Übertritt an das Gymnasium nicht geschafft hat. Sie denken, der Zug zu einem akademischen Beruf sei nun abgefahren. Doch weit gefehlt, das deutsche Schulsystem bietet eine Menge Abschlüsse mit den passenden Anschlüssen. Lesen Sie hier, welche Alternativen es gibt.

Klassischer Weg zum Abitur über das Gymnasium
Der bekannteste Weg zum Abitur ist das Gymnasium. Hier durchlaufen die Schüler nach der Grundschule die Sekundarstufe I bis Ende der Jahrgangsstufe 10. Ist die erfolgreich beendet, zählt dies automatisch als "Mittlerer Schulabschluss". Daran schließt sich die gymnasiale Oberstufe an. Sie ist über die Bundesländer hinweg nicht einheitlich geregelt, besteht jedoch überall aus einer Einführungs- und einer Qualifikationsphase.

In 3 Jahren im neunjährigen (G9) und in 2 Jahren im achtjährigen Gymnasium (G8) führt sie dann zur Hochschulreife. Da die Bundesländer nach und nach vom G9 auf das G8 umsteigen, wird das Gymnasium immer mehr der Weg für die Schnell-Lerner. Wer rasch auffasst, ein ausgezeichnetes Gedächtnis hat, viel Lernstoff verarbeiten kann und auch komplizierte Aufgabenstellungen rasch durchblickt, ist dort richtig.

Weiterhin in 9 Jahren zum Abitur
Doch auch die klassische Gesamtschule z. B. in NRW, Niedersachsen oder Hessen, die neue Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein und Berlin oder die Stadtteilschule in Hamburg ermöglichen neben den Abschlüssen "Hauptschule" und "Mittlerer Bildungsabschluss" auch das Abitur.

Allerdings ist dies kein Schnelldurchgang, sondern dauert 9 Jahre. Das kommt den Schülern dieser Schularten sehr entgegen. Denn meist sind es sogenannte "Spätentwickler" oder kluge Köpfe, die etwas mehr Lern- und Übungszeit brauchen und die eine Stufe nach der anderen erklettern.

Anschlüsse nach der Mittleren Reife
Wer zuerst die Mittlere Reife z. B. auf einer Realschule absolviert hat, wem das Gymnasium nach der Sekundarstufe I zu schwer wird, oder wer nicht in allen Fächern gleich gut begabt ist, kann über die Fachoberschule (z. B. Bayern) oder das Berufskolleg (z. B. Baden-Württemberg, NRW) zur fachgebundenen Hochschulreife kommen. Welche Fachoberschule ein Schüler wählt, hängt von seinen Interessen und Kompetenzen ab: Kunst und Soziales, Wirtschaft oder Technik stehen zur Auswahl.

Fachoberschule und Berufskolleg verleihen den Zugang zu den deutschen Fachhochschulen, an denen die ursprünglich gewählte Fachrichtung fortgesetzt werden kann. Denn das breite Studienangebot von Fachhochschulen erstreckt sich über natur-, sozial-, wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Studiengänge auch auf technische und gestalterische. An den meisten Fachhochschulen schließt man mittlerweile mit gestuften Bachelor- und Master-Abschlüssen ab.

Viele Fachoberschulen bieten ein Zusatzjahr zur allgemeinen Hochschulreife – also zum Vollabitur – an.

Abiturleistungen im Vergleich
Das Abitur wird mittlerweile in allen Bundesländern zentral gestellt. Abitur ist also Abitur, egal an welcher Schulart. In Nordrhein-Westfalen haben im Jahr 2010 69.169 Schüler ihr Abitur mit einer Durchschnittsnote von 2,56 abgelegt. Dabei erzielten die Schüler der Gymnasien mit 2,51 eine etwas bessere Durchschnittsnote als die von Gesamtschulen (2,81). Auch die Durchfallquote ist an den Gymnasien besser: 1,95 vs. 5,95 an Gesamtschulen.

Ähnliche Unterschiede zeigen sich bei den Ergebnissen von Fachoberschulen und Berufskollegs. Bedenkt man jedoch, dass an diesen Schularten viele Schüler eine Bewährungs-Chance bekommen, die ihnen das Gymnasium nicht ermöglicht, kann man getrost über diesen Unterschied hinweg sehen.