So können Sie das Staatsbürgerschaftsrecht praxisorientiert vermitteln

Das Staatsbürgerschaftsrecht in Deutschland sieht eine doppelte Staatsbürgerschaft nur in Ausnahmefällen vor. Viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte scheuen sich deshalb, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, da sie ihre nichtdeutsche Staatsbürgerschaft dann ablegen müssten. Wie bringen Sie Ihren Schülern die doppelte Staatsbürgerschaft nahe?

Erörtern Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern, inwiefern eine doppelte Staatsbürgerschaft die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte fördern könnte.

Fragen Sie nach Gründen für die doppelte Staatsbürgerschaft

Könnte die doppelte Staatsbürgerschaft zum Wohlbefinden der zugewanderten Bevölkerung beitragen? Empirische Untersuchungen belegen einen Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und Integrationsbereitschaft. Wenn sich Zuwanderer in der Aufnahmegesellschaft wohl fühlen, dann sind sie eher bereit sich zu integrieren.

Erörtern Sie, ob der Zwang, die angeborene Staatsbürgerschaft ablegen zu müssen, wenn die deutsche angenommen wird, als Ausgrenzung empfunden werden könnte. Kann dieses potentielle Empfinden von Ausgrenzung die Lebenszufriedenheit so schmälern, dass auch eine Integration abgelehnt wird?

Spiegelt die Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft politisches Desinteresse an Integration?

Politisch wird die doppelte Staatsbürgerschaft abgelehnt. Es stellt sich die Frage, ob als Hintergrund für eine solche strikte Ablehnung, der Wunsch nach Assimilation gesehen werden kann. Assimilation bezeichnet die vollkommene Anpassung an die Aufnahmegesellschaft.

Fragt man in der Bevölkerung nach, so wird Assimilation von vielen gefordert. Wird die Politik mit ihrer Ablehnung der doppelten Staatsbürgerschaft, dem Wunsch der Bevölkerung nach Assimilation der Zugewanderten gerecht? Ist es für eine notwendige Integration förderlich, auf Assimilation zu beharren, oder würde ein liberaleres Staatsbürgerschaftsrecht Integration mehr fördern? Erörtern Sie diese Fragen im Unterricht.

Emotionale Haltung zur Staatsbürgerschaft

Viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte wünschen sich die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft. Sie möchten die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen aber sie fürchten den Verlust ihrer Herkunftskultur, sofern sie sich ausschließlich für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden.

In vielen Ländern wird die Staatsbürgerschaft als fester Bestandteil der Identität empfunden. Dies ist in Deutschland vielfach nicht so. Erörtern Sie im Unterricht die emotionale Einstellung zur Staatsbürgerschaft. Spielt bei der emotionalen Haltung zur Staatsbürgerschaft auch der Wunsch nach Rückkehr in das eigene nichtdeutsche Heimatland oder die Heimat der Eltern oder Großeltern eine Rolle?

Die nachwachsende deutsche Zuwanderer-Generation

Das Staatsbürgerschaftsrecht wurde im Zuge der Förderung von Integration verändert. In Deutschland geborene Kinder erhalten die deutsche Staatsbürgerschaft auch dann, wenn ihre Eltern zugewandert sind. Dies, wenn ein Elternteil bei der Geburt des Kindes länger als acht Jahre in Deutschland lebt und eine Aufenthaltsberechtigung hat oder wenn ein Elternteil seit drei Jahren eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besitzt.

Diese Kinder haben diese Staatsbürgerschaft jedoch nur befristet. Bis zur Vollendung ihres 21. Lebensjahres müssen sie einen Antrag auf Beibehaltungsgenehmigung stellen, sonst verlieren sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft. Viele zugewanderte Eltern haben diese Änderung des Staatsbürgerschaftsrechts begrüßt. Dennoch erscheint diese Regelung als nicht gänzlich unproblematisch.

Besprechen Sie in der Klasse, inwiefern diese Regelung problematisch sein kann. Kann es für Eltern emotional schwierig sein, damit zu leben, dass ihre Kinder eine andere Staatsbürgerschaft haben, als sie selbst? Würde die Möglichkeit der Doppel- oder Mehrstaatlichkeit hier helfen können?