Religionsunterricht: Reformen anregen

Hinsichtlich des Religionsunterrichts sollte hinterfragt werden, ob zur Gleichstellung der Religionsformen ein islamischer oder sonstiger andersgläubiger Religionsunterricht eingeführt werden muss. Entsprechend ist zu fragen, ob eine Auflösung des konfessionellen Religionsunterrichts in seiner bisherigen Form nicht viel mehr zur Gleichstellung beitragen könnte?

Der Bau von Moscheen und anderer religiöser Räume (buddhistische Tempel u. dgl.), sowie die Einrichtung von Koranschulen oder anderer religiöser Lehrinstitutionen sollte für Muslime und alle anderen Religionsgemeinschaften ebenso möglich sein, wie der Bau beziehungsweise die Existenz von christlichen Kirchen. Dies entspreicht der zugesicherten Religionsfreiheit und trägt zur Gleichstellung der Religionsformen bei.

Doch gerade, da immer mehr Religionsformen in Deutschland heimisch werden, stellt sich die Frage, ob die nachwachsende Generation zu einem freien, toleranten und "menschlichen Miteinander" in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft herangezogen werden, wenn in den Schulen eine vorgegebene zwanghafte Trennung der Religionsgemeinschaften weiter beibehalten wird?

Erforderlich sind daher mehr Kenntnisse von fremden Kulturen, der Austausch kultureller Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie die Achtung vor der Kultur des anderen, aber auch vor der Kultur des Landes, in dem wir miteinander leben.“ (veröffentlicht in den Texten des Interkulturellen Rates in Deutschland 1, Frankfurt/M.)

Was muss der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen leisten?
Diesem Zweck Vermittlung solcher Kenntnisse sollte die Bildung in deutschen Schulen gerecht werden. Jede Religionsform hat ihre eigenen internen Möglichkeiten, um die Folgegeneration religiös zu unterweisen. Neben den verantwortlichen Eltern sind in diesem Zusammenhang beispielhaft der Konfirmandenunterricht, Kommunionsunterricht oder Koranschulen als religiöse Mittler zu nennen. Sofern diese Möglichkeiten der Weitergabe religiöser Kenntnisse nicht ausreichen, so sollte hinterfragt werden, ob es zwingend zur Aufgabe der öffentlichen Schulen in Deutschland gehört, hier Defizite abzufangen.

Überholten Beweggründen Rechnung tragen
Die Beweggründe für einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht scheinen zum gegenwärtigen Zeitpunkt sowohl historisch als auch gesellschaftlich überholt. In der modernen deutschen Gesellschaft, in der sich die gegebenen Werte vom Mutterboden der Religion lösen beziehungsweise längst gelöst haben, sollte auch über eine Modernisierung des konfessionsgebundenen Religionsunterrichts offen und frei nachgedacht werden können.

Die multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft in Deutschland macht es notwendig, dass gerade hinsichtlich der sogenannten "heiklen" Lebensfragen keine Trennung der Schülerinnen und Schüler nach Religionsgruppen erzwingen wird. Alle Vertreter unterschiedlichster Religionsformen sollten dann, wenn über eine bestimmte Religionsform und deren individuelle psychologische Auswirkungen und gesellschaftliche Folgen im Unterricht gesprochen wird, zuhören können.

Gegenwärtig sind jedoch die Schülerinnen und Schüler gerade dann, wenn im Religionsunterricht über solche Zusammenhänge gesprochen wird, nach ihrer jeweiligen Religionszugehörigkeit getrennt im Unterricht.