Frauen: Bilder der Geschichtsschreibung richtig deuten

Frauen: Bilder der Geschichtsschreibung müssen als Spiegel des jeweiligen Zeitgeistes gesehen und gedeutet werden. Unterschiede in der Betrachtung und Bewertung der Geschichte können sehr gravierend sein. Dies verdeutlicht der Vergleich zweier wissenschaftlicher Darstellungen.

So veröffentlichte Herr Narr, ein Professor der Vor- und Frühgeschichten, in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in seinem Buch "Urgeschichte der Kultur", noch folgende einseitige Sätze: "Die Hilflosigkeit der Neugeborenen, die noch größer gewesen sein dürfte als bei den jungen Menschenaffen, und die lange Dauer der Jugendphase, die bereits für die Australopithecinen (erste Menschengattung) belegt ist, erfordert eine ebenso lang andauernde Fürsorge der Erwachsenen.

Es ist also durchaus nicht abwegig, wenn man nicht die "Urhorde", sondern die Familie als das von Natur dem Menschen Vorgegebene ansieht."

Frauen: Bilder der Geschichte als Grundlage der Rolle der Frau als Hausfrau
In seinem Text führt Narr weiter aus: "Weiterhin machen unterschiedliche Größe und Stärke der Geschlechter und die häufige, im zeugungs- und gebärfähigen Alter wohl fast ständige Behinderung der Frauen durch Schwangerschaften und Säuglinge, es fast zur Gewissheit, dass die Jagd Sache der Männer war, während den schwächeren Gliedern der Gesellschaft, vornehmlich den Frauen, die Tätigkeit des Sammelns und der Sorge für Feuerholz und Unterhaltung des Feuers sowie für die Lagerstelle zugefallen sein dürfte – also den einen die mehr abwechslungsreiche und unbeständige, aber aktive und höchsten Einsatz fordernde Tätigkeit, den anderen die mehr stetige und einförmige Beschäftigung." (1)

Dieses Zitat spiegelt ganz deutlich die geschlechtsbezogenen Eigenschaftszuordnungen wieder, wie sie über die Jahrhunderte im Abendland tradiert wurden. Die Frauen werden als schwächer bezeichnet, die Männer hingegen als stark und aktiv. An einer anderen Stelle seines Buches umschreibt Narr die Frau als eher stupide, schwach und dumm, während er den Mann mit Attributen wie "schöpferisch" bzw. "denkend" beschreibt.

Dabei wird die Trennung der Arbeitsbereiche nach natürlichen körperlichen und geistigen Eigenschaften durch den Wissenschaftler nicht nur beschrieben, sondern auch bewertet. Aus den unterschiedlichen Arbeitsbereichen ergeben sich für Narr automatisch verschieden zu bewertende Eigenschaften.

So gab es für ihn eher aktive und höchsten Einsatz fordernde als auch eher stetige und einförmige Arbeiten. Die Rangordnung dürfte klar sein wodurch eine Unterordnung der Frauen gerechtfertigt erschien. So wie Narr seine Gegenwart erlebte bzw. in den 60er Jahren sah, so beschrieb er auch "seine" Vorstellung der Vergangenheit.

 (1) Narr, Karl J.: Urgeschichte der Kultur