Was sind die Ursachen für Mobbing?

Mobbing entsteht meist durch ein Gemisch aus inneren und äußeren Einflussfaktoren, bei dem bestimmte Charaktereigenschaften sowohl beim Täter als auch beim Opfer zusammentreffen. Kommen dann noch erschwerende Rahmenbedingungen im Betrieb hinzu, existiert ein idealer Nährboden für Mobbing.

Folgende Kategorien von Ursachen für Mobbinghandlungen können unterschieden werden:

  • Persönlichkeitsfaktoren beim Mobbingopfer, die die Gefahr von Mobbing erhöhen
  • bestimmte Rahmenbedingungen im Betrieb
  • soziale und gesellschaftliche Faktoren
  • die Mobbinghandlungen begünstigen Motive des Mobbingtäters.

Darüber hinaus wird im Folgenden erläutert, wie ein Mobbingprozess in den meisten Fällen abläuft. Doch zuerst zu den Ursachen im Detail.

Was der Betroffene möglicherweise selbst beiträgt

  • Häufiges Äußern von unerwünschter Kritik
  • Auffällige äußere Erscheinung
  • Eingeschränkte soziale Anpassungsfähigkeit
  • Außenseiterstatus in einem Team
  • Persönlichkeitseigenschaften wie sehr großer Ehrgeiz, Faulheit, Rücksichtslosigkeit, Unsicherheit, Konkurrenzstreben, Perfektionismus, Ängstlichkeit und Zwanghaftigkeit
  • Frauen in typischen Männerberufen, Männer in typischen Frauenberufen
  • Leistungsprobleme
  • Krankheiten und Behinderungen

Diese Persönlichkeitseigenschaften erhöhen die Wahrscheinlichkeit, zum Mobbingopfer zu werden. Jedoch dürfen solche Erkenntnisse keinesfalls dazu führen, dass die Verantwortung für Mobbinghandlungen vom Täter auf das Opfer verlagert wird.

Ursachen im Arbeitsumfeld

  • Veränderungen in der Branche und im Betrieb, wie Betriebsaufspaltungen, Firmenfusionen mit Reorganisation oder Neustrukturierungen, die zu Verteilungskämpfen und Unruhe führen.
  • Arbeitsbedingungen, die die Mobbinggefahr erhöhen, wie zum Beispiel ein schlechtes Betriebsklima, hohe Fluktuation, so dass man sich an neue Kollegen nur unzureichend gewöhnen kann, Existenzängste, großer Zeitdruck bei der Arbeit und unklare Aufgabenzuteilungen.
  • Weiterhin können Mängel in der Arbeitsorganisation, unklare Verantwortungsbereiche, Defizite im Führungsverhalten oder fehlende Transparenz von Entscheidungen den Nährboden für die Entstehung von Mobbinghandlungen begünstigen.

Mobbing als Kündigungsstrategie

Es ist nicht neu, dass Mobbing auch als Instrument zum Personalabbau genutzt wird. Hierbei wird es von der Unternehmensleitung geduldet, auch wenn dies aus rechtlichen Gründen niemals zugegeben würde.

Wenn sich Mobbing gegen mehrere Personen richtet, die einer bestimmten Altersgruppe angehören, einen alten Vertrag mit guten Leistungen innehaben oder zu einer bestimmten, langjährig bestehenden Abteilung gehören, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man die Betroffenen loswerden möchte.

Gesellschaftliche Ursachen

Mobbing lässt sich jedoch nicht nur auf persönliche Faktoren und die Arbeitssituation zurückführen, sondern auch auf gesellschaftliche Ursachen:

  • Hier kann vor allem die Vereinzelung und Entwurzelung durch zum Beispiel mehrere beruflich bedingte Umzüge genannt werden. Wenn Familie, Partner, Freundeskreis, Verein oder Gemeinde als natürliche Schutzzone eines Menschen wegfallen, ist der Betroffene unter Umständen angreifbarer, sensibler und verunsicherter.
  • Hinzu kommen zum Beispiel die Mehrfachbelastung und Rollenkonflikte von Frauen, die Familie und Beruf vereinbaren wollen.

Motive des Mobbingtäters

Motive der Mobber sowie ihre Charakterstruktur können in folgende Kategorien eingeteilt werden:

  • Mobbing zur Aufwertung der eigenen Persönlichkeit (Narzissmus)
  • Mobbing zur eigenen Entlastung (Suche nach einem Sündenbock)
  • Mobbing, um Macht auszuüben (ausgeprägtes Konkurrenzstreben)
  • Mobbing, um unbeliebte Kollegen loszuwerden
  • Bossing (wenn der Vorgesetzte der Mobbingtäter ist)
  • Mobbing von unten (umgekehrt: der Vorgesetzte wird von seinen Mitarbeitern gemobbt)
  • Mobbing unter Kollegen (jemand wird gemobbt, weil er zum Beispiel einfach „anders“ ist)

Die Faktoren beeinflussen sich gegenseitig

In der Regel liegt ein Wechselspiel zwischen inneren (personenbedingten) und äußeren (den Rahmen betreffenden) Einflussfaktoren des Mobbing vor. Wenn der Rahmen ungünstig ist und Mobbing ermöglicht und zudem entsprechende Persönlichkeitsfaktoren bei den Betroffenen hinzukommen, ist die Wahrscheinlichkeit für Mobbing deutlich erhöht.

Phasen, in die der Mobbingprozess eingeteilt werden kann

In welchen Phasen verläuft Mobbing eigentlich? Kommt es aus heiterem Himmel oder ist es vorhersehbar? Und wie erklärt es sich, dass ein Mobbingprozess sich durchschnittlich über 18 Monate hinziehen kann, ohne dass er unterbunden wird?

Die Anfangsphase

Auslöser ist immer ein Konflikt, wie er im Kollegenkreis immer mal wieder auftritt, aber normalerweise beigelegt und geklärt wird. Bleibt er jedoch unbearbeitet und offen, kann er unterschwellig weiter wirken. Dies wirkt sich vor allem auf die Beziehungsebene aus und in der Folge kann die Stimmung unter den betroffenen Kollegen irritiert und gereizt sein, aber auch verunsichert und ängstlich.

Der Konflikt ist nun personifiziert. Ein Teil der Arbeitszeit wird ab sofort darauf verwandt, den vermeintlichen Gegner zu provozieren und erste Stresssymptome werden sichtbar. Die systematischen Angriffe beginnen.

Die Eskalation

Die gemobbte Person wird nun mehr und mehr isoliert. Sie ist verunsichert und macht Fehler. Aufgrund dieser Fehler wird sie weiter ausgegrenzt. Jetzt sind auch Arbeitsabläufe gestört und Vorgesetzte werden eingeschaltet. Der Konflikt hat sich mittlerweile herumgesprochen und der Betroffene gilt als problematischer Mitarbeiter. Es wird über eine Versetzung nachgedacht. Möglicherweise greift der Arbeitgeber auch zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen.

Der Ausschluss

Zu diesem Zeitpunkt ist der Betroffene im Betrieb entweder kaltgestellt, krankgeschrieben, gekündigt, abgefunden oder früh verrentet. Vielleicht führt er auch eine gerichtliche Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber. Dadurch werden die Fronten weiter verhärtet und eine Umkehr des Prozesses ist nicht mehr möglich.

Das Phasenmodell bietet nur eine ungefähre Orientierung, da in der Praxis nicht immer alle beschriebenen Phasen durchlaufen werden. Oftmals wird die erste Phase, die von einem ungelösten Konflikt gekennzeichnet ist, von den Betroffenen gar nicht bewusst wahrgenommen. Zudem sind Mobbinghandlungen oft versteckt und indirekt, so dass erst allmählich wahrgenommen werden.

In der Konsequenz kann Mobbing zu psychischen und psychosomatischen Beschwerden führen, wie zum Beispiel Schlafstörungen und Ängsten.

Jetzt, wo Sie die möglichen Ursachen für Mobbing kennen, können Sie vielleicht dafür sorgen, dass es in Ihrem Umfeld möglichst nicht zu ungelösten Konflikten kommt.

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