Methodenkompetenz und Sozialkompetenz: Entscheidungen treffen ist lernbar

Entscheiden ist ein weites Feld. Und sich zu entscheiden fällt nicht immer leicht. Lernen Sie hier, wie Sie Entscheidungen treffen.

Genau so wenig, wie ein Mensch "nicht kommunizieren" oder "nicht lernen" kann, kann er "nicht entscheiden". Eine Entscheidung kann man rational oder intuitiv treffen. Im Idealfall orchestriert die Entscheidungsfindung RATIO und EMOTIO.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass jede Entscheidung gegen eine Veränderung zugleich eine Entscheidung für die Beibehaltung des Status quo darstellt. Und damit ist auch jede aufgeschobene, nicht getroffene Entscheidung eine unausgesprochene und zum Teil unbewusste "Entscheidung" für die Beibehaltung des Status quo.

Entscheiden ist ein weites Feld. Es gibt große Lebensentscheidungen. Und es gibt Unmengen kleiner Alltagsentscheidungen, die wir im Vorbeigehen fällen, routiniert, in enormem Tempo. In der Summe und auf Dauer bestimmen sie unser Leben ähnlich stark wie die langfristigen Weichenstellungen.

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"Entscheiden" ist lernbar
Besser im Sinne von schneller, objektiver, experimentierfreudiger oder überlegter zu entscheiden kann man lernen. Sofern man sich dafür entscheidet. Die große und wachsende Zahl möglicher Optionen eröffnet nicht nur Freiheiten, bedeutet aber zugleich, dass wir immer mehr Entscheidungen nicht nur treffen dürfen, sondern gleichzeitig auch treffen müssen.

Und wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass jede Nicht-Entscheidung faktisch eine Entscheidung gegen eine Veränderung und für die Beibehaltung des Status quo ist. Denn genauso wenig, wie ein Mensch "nicht kommunizieren" kann (P. Watzlawik) oder "nicht lernen‘ kann, kann er auch "nicht entscheiden".

Relativ einfache Entscheidungen
Eine Entscheidung zwischen einer guten und einer deutlich schlechteren Alternative zu treffen, ist dabei noch vergleichsweise einfach – jedes Nutzenkalkül, ausgefeilt oder "Pi mal Daumen" abgeschätzt, weist dabei die richtige Richtung.

Ebenso ist die Entscheidung zwischen zwei oder mehr schlechten Optionen relativ einfach: Wenn der Status quo beibehalten werden kann, sollte er beibehalten werden; in Fällen, wo dies nicht möglich ist, mag ein "stop-loss"-Kalkül die Richtung zu der am wenigsten schmerzhaften Variante weisen.

Und richtig schwierige Entscheidungen
Richtig schwierig werden hingegen Entscheidungen zwischen mehreren einander ausschließenden Optionen, die jede für sich positiven Nutzen oder Unterstützung bei der individuellen Zielerreichung versprechen – und das in unterschiedlichen Dimensionen.

Jede Entscheidung für eine der Optionen bringt unweigerlich den Verzicht auf den Nutzen aller anderen Möglichkeiten mit sich. Betriebswirtschaftlich ist dieser entgangene Nutzen als Opportunitätskosten zu werten.

In einer solchen Situation ist Entscheiden echter Stress. Aufgrund dieser Unsicherheit und Angst, neigen wir dazu, Entscheidungen hinauszuzögern. Potenziell ist schließlich alles möglich, aber nur solange man sich noch nicht festgelegt hat. Auf andere mögliche Ursachen für Attentismus und Aufschieberitis wird an anderer Stelle näher eingegangen.

Entscheider-Typen
Es gibt vier Idealtypen von Entscheidern:

  1. Der wählerische Entscheider: Dieser Typ will Perfektion und gibt sich nicht mit Zweitklassigem zufrieden. Er ruht nicht eher, bis er eine Spitzenlösung gefunden hat und gibt sich keinesfalls mit "nur brauchbaren" Ergebnissen zufrieden. Motto: Lieber gar keine Entscheidung als eine falsche! Sein Problem ist, dass seine Entscheidungen sehr zeitaufwändig sind und viele Optionen nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Etwas mehr Pragmatik, handeln, sobald eine Lösung gefunden wird, die den Anforderungen genügt, wäre in vielen Fällen hilfreich.
  2. Der gefühlsmäßige Entscheider: Er entscheidet eher mit dem Herzen als mit dem Verstand und greift auf den Fundus seiner Assoziationen und Erinnerungen zurück. Wenn eine zu treffende Entscheidung absolutes Neuland betritt und keine relevanten Erfahrungen und Assoziationen vorliegen, greift diese Entscheidungsstrategie nur sehr eingeschränkt. Und dieser Entscheidertyp neigt zu vorschnellen Entschlüssen ohne ausreichende Prüfung der Konsequenzen.
  3. Analytische Entscheider planen den Weg zum Ziel nach allen Regeln der Vernunft systematisch, sorgfältig und kontrolliert. Seine Devise lautet: Lieber langsam und gründlich als "mit heißer Nadel gestrickt". Das Entscheidungsverhalten ist überlegt und – in der eigenen Wahrnehmung – überlegen. Auch dieser Entscheider sieht sich häufig vor dem Problem, dass der Entscheidungsprozess mit hohem zeitlichen und gedanklichen Aufwand verbunden ist. Für seine Mitmenschen ist seine Form der Entscheidungsfindung häufig sehr frustrierend. Ein weiteres Problem kann darin bestehen, dass sein Streben nach Effizienz und Gewissheit leicht den Blick für überraschende Chancen verstellen kann.
  4. Der pragmatische Entscheider wird von seiner Umwelt oft als "resolut" und "zupackend" und daher einerseits sympathisch in einem Umfeld von Zauderern und Taktierern, andererseits aber möglicherweise als skrupelloser Macher, wahrgenommen. Sein Problem, da er sich gern an Bekanntes und Bewährtes hält und damit zwar brauchbare Alltagsentscheidungen produziert, aber selten kreative oder nachhaltige Lösungen. Erste Ideen sind zwar in der Regel brauchbar, aber eben auch oberflächlich und abgenutzt; maßgeschneiderte Lösungen erfordern Zeit.

Glücklicherweise sind die wenigsten Menschen reinrassig einem dieser Entscheider-Typen zugeordnet. Je ausgewogener die Mischung aus verschiedenen Entscheider-Typen in einer Person, umso größer die Chance, zu rational-emotional ausgewogenen Entscheidungen zu kommen. Wer eindeutig einem Typus zugeordnet ist oder sich zugehörig fühlt, sollte bewusst die anderen Seiten im inneren Dialog auch angemessen zu Wort kommen lassen.