Wissensbilanz: Besser, Sie machen diesen Hype nicht mit

Unternehmen sollen Ihr Wissen in die Bilanz stellen, so die Zukunfts-Vorstellung. Eine Investition in Wissen würde dann nicht, wie bislang, zu 100 Prozent in die Kosten gehen und den Gewinn mindern - sondern als Vermögen in der Wissensbilanz erfasst.
Für wissensintensive Unternehmen wäre das ein Vorteil, denn sie würden ihr Vermögen in der Bilanz ausweisen.

Soweit das Ideal. Von dem sind wir noch ein gutes Stück enfernt. Immaterielle, selbst erstellte Werte dürfen nach wie vor nicht in die Bilanz gestellt werden, nur eine Ausnahme gibt es: Entwicklungsaufwand für marktnahe Produkte dürfen Sie in einer Wissensbilanz anführen, also etwa die Ingenieur-Gehälter, die hier anfallen.

Freilich gibt es jetzt eine Änderung. Unternehmen sollen künftig über nichtmonetäre Leistungsindikatoren berichten, sagt eine neue Bestimmung. Der Lagebericht soll nicht nur die Zahlen-Welt (Bilanz, GuV) enthalten, sondern auch Veränderungen beim Wissensvermögen (Humankapital). Empfohlen wird etwa, dass Fluktuation, Fehlzeiten, Bildungsausgaben und weitere Indikatoren ausgewiesen werden. Befürworter sagen, das sei ein Schritt zur Wissensbilanz.

Aber Skepisis ist angeraten: Beteiligen Sie sich im Zweifelsfall nicht an dieser Praxis. Einwände:

  • Eine Wissensbilanz macht viel Zusatzarbeit (Daten ermitteln, aufbereiten, zusammenfassen).
  • Es gibt keine allgemein gültigen Standards, was die Brauchbarkeit der Wissensbilanz etwa in der Kommunikation gegenüber der Bank stark einschränkt.
  • Jedes Unternehmen kann nach Gusto berichten, Vergleichbarkeit gibt es nicht.
  • Die Wissensbilanz ist freiwillig, kein Unternehmer ist dazu verpflichtet.
  • Ergebnisse der Wissensbilanz münden in Allgemeinplätzen
    (Beispiel: "Schulung der Verkäufer verbessert Vertriebsleistung").

Sinnvoll ist die Berichterstattung nur in Einzelfällen, beispielsweise dann, wenn sie strategischen Zwecken dient. Ein wissensintensives Unternehmen etwa, das auf engen Märkten rekrutiert, kann seine Wissensbilanz einsetzen, um Werbung für die Qualität seiner Arbeitsplätze zu machen.