Lambertz: Wie eine kleine Printenbäckerei durch geschickte PR ganz groß wurde

Kennen Sie sich aus in der Welt der Reichen und Schönen? Hermann Bühlbecker schon. Bühlbecker ist der Chef von Lambertz und selbst ernannter Printenprinz aus Aachen. Obwohl er zu den 100 führenden Lieferanten des Lebensmittelhandels gehört (Platz 61), kann er im Gegensatz z.B. zu Berentzen (Platz 60) auf Werbung weitgehend verzichten. Bühlbecker wirbt für Lambertz allein durch seine Anwesenheit auf Promi-Partys und seiner eigenen Promi-Party "Lambertz Monday Night". Lernen Sie von Lambertz und Herrn Bühlbecker, wie Sie Ihrer Firma ein Gesicht geben – Ihr Gesicht!

Erst die Arbeit, dann die Party
90 % seiner Arbeitszeit verbringt Bühlbecker am Schreibtisch in einem schmalen Büro im 2. Stock des Verwaltungsgebäudes auf dem Firmengelände in Aachen. Hier wird hart gearbeitet, und zwar mit Vorsicht und Bedacht, wie Bühlbecker betont: „Als Privatunternehmer kann man sich nicht allzu viele Fehler leisten", sagt er. „Eine Fehlinvestition kann einen Mittelständler wie mich an den Rand des Abgrunds führen." Bühlbecker ist damit gut gefahren, sonst hätte er nicht die marode Printenbäckerei seines Onkels saniert. Heute ist er hinter Bahlsen Deutschlands größter Gebäckhersteller.

Betreiben Sie PR mit nüchternem Kalkül
Bühlbecker hat früh erkannt, dass seine Firma ein Gesicht braucht. Der ehemalige Tennisprofi wusste aus dem Sport, wie wichtig der Promi-Faktor für den geschäftlichen Erfolg ist. Statt ein bekanntes Gesicht einzukaufen, das für ihn wirbt, übernahm Bühlbecker die Aufgabe für Lambertz selbst. Er bereichert bei Galas und so genannten Society-Events das Büfett mit seinen Printen und Schokoladen. Dann lässt er sich mit den Prominenten ablichten.

Inzwischen ist Bühlbecker selbst prominent und solvent genug, um Gastgeber zu sein. Jährlich lädt er zur „Lambertz Monday Night" und zur „Schoko & Fashion-Party" ein. So schaffte es Bühlbecker, dass heute Lambertz-Printen den Leserinnen von Zeitschriften wie „Gala" und „Bunte" bestens bekannt sind. Denn die sind es, die im Supermarkt Lambertz-Gebäck in den Einkaufswagen legen. Das alles ist Teil eines ausgeklügelten Marketingkonzepts.

Heben Sie nicht ab
„Wir dürfen uns nicht in Repräsentation ergehen", sagt Bühlbecker. Er gehört nicht zu den Unternehmern, die die Bodenhaftung verloren haben. Die Einkäufer der großen Handelsketten sind seine besten Ratgeber. Er liefert, was der Markt fordert. Das war unter seinem Onkel, der als ehemaliger preußischer und belgischer Hoflieferant Lambertz-Produkte nur über Confiserien vertrieb, noch anders. Bühlbeck hingegen erfüllt Kundenwünsche: Gebäck in Dosen, wie schon der Onkel, aber auch in billigen Folienpackungen Weihnachts- ebenso wie Ganzjahresgebäck, Produkte der Marke Lambertz oder „No-Names" für die Handelsmaken des Einzelhandels. Willkommen ist, womit sich Geld verdienen lässt.

Wachsen Sie langsam, aber gesund
Wer eine Firma mit einer über 300-jährigen Tradition führt, denkt in langen Zeiträumen. So auch Bühlbecker. Als beispielsweise sein Wettbewerber, der Lebkuchenhersteller Kinkartz, zu Verkauf stand, griff er nicht zu. Der Kaufpreis war ihm zu hoch. Stattdessen übernahm der zum Südzucker-Konzern gehörende Eisproduzent Schöller die Firma. Als der Südzucker-Konzern sie vereinfachte und von allem trennte, was nicht zum Kerngeschäft gehört, griff Bühlbecker bei Kinkartz zu.

Das rät der Experte:
Kümmern Sie sich persönlich um Ihre Kunden: Bühlbecker ist jederzeit für seine Kunden erreichbar. Weil ihn der Dienst am Kunden groß gemacht hat, kümmert er sich persönlich um die Anliegen der Einkäufer. Das fordert er auch von seinen Führungskräften. Lassen Sie zufriedene Kunden für sich werben: Printen sind ein typisch deutsches Produkt. Sie werden von unseren Politikern gerne als Aufmerksamkeiten bei Staatsbesuchen überreicht. Ab und an erreichen Bühlbecker dann Dankesbriefe, wie lecker seine Produkte schmecken. Bühlbecker veröffentlicht die Schreiben auf seiner Internetseite. So machen es „moderne Hoflieferanten".

Firmen-Portrait „Lambertz“
Die Ursprünge der Aachener Printen-und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH& Co. KG reichen bis ins Jahr 1688 zurück. Damals erhielt Henry Lambertz die Erlaubnis, in Aachen eine Bäckerei zu betreiben. Noch heute befindet sich das Unternehmen in Privatbesitz. Der heutige Alleininhaber Hermann Bühlbecker übernahm 1976 die hoch verschuldete Firma von seinem Onkel. In den folgenden Jahren baute der promovierte Betriebswirt den Familienbetrieb zu einem der größten Süßwarenhersteller Deutschlands aus. Im Bereich Weihnachtsgebäck ist Lambertz Weltmarktführer. Die Unternehmensgruppe Lambertz beschäftigt 3.500 Mitarbeiter. Der Umsatz lag im vergangenen Geschäftsjahr bei rund 500 Mio. Euro. Firmenhomepage: http://www.lambertz.de/