In sechs Schritten zur Hospitation und gegen Betriebsblindheit

Immer wider geistert der Begriff der „Betriebsblindheit“ durch die Einrichtungen, wenn mal wieder etwas übersehen wurde. Wenn Tätigkeiten zur Routine geworden sind und keiner mehr weiß, warum diese Dinge eigentlich so gemacht werden, wie sie gemacht werden: Dann spricht man von Betriebsblindheit. Gegen solche betriebliche Routine hilft Hospitation in einer ähnlichen Einrichtung, wie der Ihren. Hospitation bedeutet, einen Kollegen bei seine Arbeit zu begleiten und zu beobachten, wie die Probleme des Pflegealltags in anderen Einrichtungen gelöst werden.

Risiken der Routine
Routine hat auch etwas Gutes: Sie gibt Sicherheit und spart Zeit. Sie wissen, was als nächstes passiert und sind weitestgehend vor Überraschungen gefeit. Aber dann kommt der Moment, wo z.B. ein neuer Auszubildender Verfahrensweisen und Routinen zu hinterfragen beginnt. Das sind häufig die Situationen, in denen einem die eigene "Betriebsblindheit" bewusst wird.

Sicherlich ist es nicht möglich, alle Abläufe eines Tages zu hinterfragen. Trotzdem sollten Sie und Ihre Kollegen sich bewusst machen, dass Routine auch Risiken birgt.  

So beugen Sie aktiv der Betriebsblindheit vor
Als Qualitätsbeauftragte muss es Ihr Interesse sein, dass Ihre Kollegen mit offenem Auge und kritischem Blick ihre tägliche Arbeit hinterfragen. Dafür können Sie z.B. Hospitationen in anderen Pflegeheimen durchführen. Ihre Kollegen lernen in einer solchen Maßnahme, über den eigenen "Tellerrand" hinaus zuschauen. Ein weiterer positiver Effekt einer Hospitation ist, dass die Kollegen die Vorteile und Vorzüge der eigenen Einrichtung wieder etwas mehr zu schätzen lernen.

In sechs Schritten zur Hospitation gegen Betriebsblindheit
Hospitationen zu organisieren ist einfacher, seit sich die stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen wie auch die Kliniken und Krankenhäuser mehr und mehr nach außen öffnen. Die folgenden sechs Schritte unterstützen Sie dabei:  Schritt 1: Suchen Sie Partner
Suchen Sie einen Kooperationspartner, der Ihre Kollegen hospitieren lässt und dessen Mitarbeiter im Gegenzug bei Ihnen hospitieren können. Das kann ein anderer Bereich Ihrer Einrichtung sein. Besser ist jedoch eine Pflegeeinrichtung aus Ihrer Umgebung.

Schritt 2: Beginn und Dauer
Vereinbaren Sie Beginn, Dauer und Ende der Hospitationen. Regelmäßige Hospitationen von sieben bis vierzehn Tagen über das Jahr verteil sind am effektivsten. An diesen Tagen begleiten die Mitarbeiter die Kollegen bei ihren Arbeitsabläufen.

Schritt 3: Aufgaben festlegen
Legen Sie fest, welche Aufgaben der Mitarbeiter in der Hospitation übernehmen darf und wie die Arbeitszeitgestaltung aussehen soll.

Schritt 4: Mitarbeiter informieren
Informieren Sie gemeinsam mit der kooperierenden Pflegeeinrichtung alle Mitarbeiter in einer gemeinsamen Informationsveranstaltung. So haben diese die Gelegenheit, sich schon einmal im Vorfeld der Hospitation kennen zu lernen.

Schritt 5: Patenschaften bilden
Führen Sie die Hospitation durch. Jeder hospitierende Mitarbeiter sollte einen festen "Paten" als Ansprechpartner in der Hospitation erhalten. Diesen begleitet er während der gemeinsamen Hospitation bei seiner alltäglichen Arbeit.

Schritt 6: Erfahrungsaustausch
Werten Sie die Erfahrungen der Hospitation gemeinsam bei sich in der Einrichtung aus. Was hat gut geklappt? Was weniger? Wo gibt es Ansätze zur Verbesserung der eigenen Dienstleistung?

Hospitation: Die Erfahrungen werden an alle weitergegeben
Der Vorteil der Hospitation ist, dass beide Einrichtungen vom Wissen und Können der jeweils anderen profitieren. Ihr Mitarbeiter wird seinen Kollegen von seinen Eindrücken und Erfahrungen berichten. Dadurch multipliziert er diese im Team.