Lebensmittel: Was kommt nach der Bio-Welle?

Die Krise im Bio-Markt ist da: In der ersten Hälfte von 2008 wurden 5 Prozent weniger Gemüse aus biologischem Anbau verkauft; gleichzeitig ging der Umsatz in Naturkostläden und Bio-Supermärkten zurück – zum ersten Mal seit vielen Jahren. Die Bio-Wellte hat ihren Höhepunkt überschritten, so der Trendletter.

Höhere Lebensmittelpreise und eine Trendwende im Konsumentenverhalten haben diese Krise ausgelöst: Wechselkäufer, bei denen Bio lange Zeit einfach schick war haben mit ihrer Nachfrage den Boom am Laufen gehalten. Diese springen jedoch zunehmend wieder ab. Übrig bleiben nur noch die Überzeugungstäter; doch deren Zahl stagniert.

Wie geht es weiter? Die Kundenströme werden sich weiter verschieben, Bio-Läden dürften weiter Käufer an Discounter und Fachmärkte verlieren. Darüber hinaus machen zwei Bewegungen Bio künftig die Stellung streitig:

Die erhaltende Landwirtschaft gewinnt Anhänger. Öko-Landwirtschaft hat eine oft übersehene Kehrseite: Um auf Pflanzenschutzmittel verzichten zu können, müssen Bio-Bauern ihre Äcker häufig umpflügen – mit negativen Nebenwirkungen. Die Erosion wird beschleunigt, der Boden verliert Nährstoffe, viel Arbeits- und Kraftstoffaufwand ist erforderlich. Erfahrung aus Australien zeigen, dass der Boden von Öko-Farmen ist nach zehn Jahren so ausgelaugt ist, dass die Landwirte auf neue Flächen weiterziehen müssen.

Prognose: Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe werden zukünftig auf den so genannten erhaltenden Anbau (Fachwort: conservation agriculture) setzen. Dabei wird weitestgehend auf das Pflügen verzichtet und stattdessen wieder – moderat – Chemie eingesetzt. In Brasilien ist diese abgeschwächte Form des Bio-Landbaus bereits auf dem Vormarsch

Regio wird wichtiger als Bio. Die Diskussion um Klimaschutz und CO2-Bilanzen beginnt zu wirken: Konsumenten bevorzugen zunehmend Produkte, die beim Bauern um die Ecke erzeugt wurden. Händler, deren Obst und Fleisch lange Transportwege zurückgelegt haben, verlieren dagegen an Glaubwürdigkeit – ganz gleich, wie ökologisch korrekt die Ware produziert wurde. In den USA formiert sich bereits eine Bewegung von Extremkonsumenten, die sich Locavore nennen: Sie verzehren nur Nahrungsmittel, die in einem Umkreis von 160 km um ihren Wohnort produziert worden sind.