Risikomanagement: Unternehmerische Risiken identifizieren (Teil 1)

Jede unternehmerische Entscheidung birgt grundsätzlich Risiken in sich. Ein wirksames Risikomanagementsystem ist daher die Grundlage einer jeden Unternehmenssicherung.

Risiken können sowohl intern als auch extern begründet sein. Manche sind unbedeutend, andere können Existenz bedrohend sein. Manche Risiken haben kurzfristige Auswirkungen, andere entfalten ihre negative Wirkung erst nach einem längeren Zeitraum. Alle Risiken haben – trotz ihrer Unterschiedlichkeit – eines gemeinsam: Sie müssen rechtzeitig erkannt und identifiziert werden, um ihrer negativen Wirkung entgegen zu treten.

Um mit den vielfältigen Risiken und ihren sehr unterschiedlichen potenziellen Auswirkungen richtig umzugehen, bedarf es daher eines Systems, mit dem alle internen und externen Risiken regelmäßig und systematisch identifiziert, erfasst und bewertet werden. Die anschließende Priorisierung ergibt sich aus der Kombination der möglichen Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit des Schadens.

Externe und interne Risiken
Externe Risiken ergeben sich für das Unternehmen durch Faktoren, die nicht unmittelbar beeinflusst werden können, wie z. B. Veränderungen bei Markt, Wettbewerb und Konjunktur sowie technologischer und rechtlicher Bedingungen. Die jüngste Wirtschaftskrise hat dies deutlich gezeigt: Zwei Jahre danach kämpfen noch viele Unternehmen mit deren Auswirkungen.

Auch Veränderungen der rechtlichen und steuerlichen Umfeldbedingungen zählen zu den externen Risiken, wie die geplanten Abgaben auf Flugtickets oder die Brennelemente-Steuer zeigen.

Interne Risiken sind steuerbar
Im Unterschied zu den externen Risiken sind die internen Risiken durch operative Entscheidungen und Handlungen des Unternehmens direkt beeinflussbar und steuerbar. Interne Risiken resultieren aus der Leistungserstellung inklusiv Beschaffung, aus dem finanzwirtschaftlichen Bereich, aus dem Personalwesen, aus der Organisation (Aufbau- und Ablauforganisation) und der Leitung des Unternehmens. Gefahrenquellen können hier z. B. sein:

  • geringe Auslastung bzw. hohe Ausfallwahrscheinlichkeit (Personal, Technik)
  • Datenverlust (durch Zerstörung oder Manipulation)
  • Vertragsrisiken (z. B. mit Lieferanten)
  • Management, Organisations- und Prozessrisiken
  • fehlende Produktinnovation
  • nicht marktgerechte Preispolitik

Daneben spielen finanzwirtschaftliche Risiken wie beispielsweise Zahlungsausfälle oder Zinserhöhungen (etwa durch ein schlechteres Rating nach Basel II) eine nicht unwesentliche Rolle bei der Gesamtrisikobetrachtung eines Unternehmens.

Speziell bei inhabergeführten Unternehmen stellt die nicht geregelte Unternehmernachfolge ein mögliches Risiko für die Fortführung dar. Gerade in Deutschland gehört die Unternehmensnachfolge im Mittelstand immer noch zu den am stärksten vernachlässigten Bereichen.

Selbst internen Risiken kann im Unternehmen nicht immer wirksam begegnet werden. Häufig fehlen die erforderlichen Ressourcen, um die notwendigen Gegenmaßnahmen zu planen und umzusetzen. Daher ist es von elementarer Bedeutung, dass der Risikomanagementprozess und der Planungsprozess aufeinander abgestimmt werden, denn beide Prozesse ergänzen sich gegenseitig und sind verzahnt zu behandeln.

Risikomanagementsysteme müssen nicht teuer sein
Die Einführung eines wirksamen Risikomanagementsystems wird – speziell bei kleineren Unternehmen – häufig vernachlässigt. Zum einen fehlt intern vielerorts das methodische Know-how, um ein solches System aufzubauen, zum anderen herrscht die irrige Meinung vor, dass Aufbau, Implementierung und Unterhalt eines solchen Systems sehr teuer ist. Dabei zeigt die Erfahrung, dass oft mit einigen wenigen Maßnahmen die Risiken im Unternehmen schnell beherrschbar sind.