Produktpiraterie belastet deutsche Wirtschaft immer stärker

Der Schaden durch Produktpiraterie hat mittlerweile eine nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Dimension erreicht, die sich teilweise in erheblichen Umsatzeinbußen widerspiegelt. Die Studie "Plagiatschutz - Handlungsspielräume der produzierenden Industrie gegen Produktpiraterie" kommt zu dem Schluss, dass die Bedrohung durch Produktpiraten in den letzten Jahren ständig zugenommen hat.

Aktuellen Schätzungen zufolge geht man in dieser Untersuchung zur Produktpiraterie davon aus, dass der Schaden, den diese Form der Wirtschaftskriminalität verursacht, bei etwa 660 Milliarden EUR, beziehungsweise 9% des Welthandelsvolumens liegt.

Von der Produktpiraterie sind insbesondere auch deutsche Unternehmen betroffen. So melden 18% der betroffenen Unternehmen gemäß der VDMA-Untersuchung "Produkt- und Markenpiraterie in der Investitionsgüterindustrie 2007" Umsatzrückgänge von 10% und mehr, 4% meldeten Umsatzrückgänge von 20% und mehr und 27% der betroffenen Unternehmen meldeten Umsatzrückgänge von immerhin 5% und mehr. 

Nicht nur Markenartikel von Produktpiraterie betroffen
Von Produktpiraterie sind nicht nur Konsumgüterhersteller betroffen. Immer mehr geraten auch Industrieprodukte in den Fokus der Plagiatoren. Diese Produkte werden teilweise exakt nachgeahmt und weltweit angeboten – zu meist erheblich günstigeren Preisen als die Originale, da sich die Fälscher die enormen Forschungs- und Entwicklungskosten sparen.

Diese Entwicklung bei der Produktpiraterie wird durch die eingangs erwähnte VDMA-Studie bestätigt. In zahlreichen festgestellten Fällen wurden komplette Maschinen nachgebaut. Ersatzteile und Komponenten, bei denen z. B. die Unternehmen des Maschinenbaus die größten Margen erzielen, sind ebenfalls Gegenstand der Produktpiraterie.
  

Strategien bei der Produktpiraterie
Bei den Herstellungsländern der Plagiate wurde China von 75% der betroffenen Unternehmen als Ursprungsland der Produktpiraterie genannt. Berücksichtigt man weiter die Listung anderer asiatischer Länder wie Taiwan und Korea, so hat die überwiegende Mehrheit der Produktpiraterie ihren Ursprung in dieser Region. Mit 14% wird in zunehmendem Maße auch in Indien Produktpiraterie betrieben.

Innerhalb Europas kommt Produktpiraterie mit 17% vor allem in Italien, gefolgt von der Türkei mit 11% vor.

Bei den Absatzmärkten von Plagiaten ist China wiederum Spitzenreiter und wurde von 49% der betroffenen Unternehmen genannt. In zunehmendem Maße gelangen die Plagiate jedoch auch auf den Europäischen Markt (22%) sowie den Weltmarkt (18%).

Folgen der Produktpiraterie für Unternehmen
Die Bedrohung durch Produktpiraterie hat vielfältige Auswirkungen für die Unternehmen. Neben dem Umsatzverlust sind als unmittelbare Folgen der Produktpiraterie insbesondere zu berücksichtigen:

  • Steigende Kosten für Schutzmaßnahmen gegen Produktpiraterie, insbesondere die Kosten für die Absicherung von Innovationen durch Schutzrechte, die anschließende Marktüberwachung und die Rechtsdurchsetzung bei Verstößen.
  • Kosten für technische Schutzmaßnahmen gegen Produktpiraterie an den Produkten selbst sowie Kosten für technische und organisatorische Schutzmaßnahmen im Unternehmen (Installation von Zutrittskontrollen etc.).

Zu den möglichen mittelbaren Folgen der Produktpiraterie, die erst mit einem gewissen zeitlichen Verzug spürbar werden, gehören vor allem:

  • Ein Absinken des Preisniveaus durch die Produktpiraterie, da die Originalhersteller – zumindest teilweise – gezwungen werden, sich den niedrigeren Preisen anzupassen.
  • Verlust des Know-how-Vorsprungs durch Produktpiraterie, da das in Produkte umgesetzte Wissen nicht mehr einzigartig am Markt ist.
  • Imageverluste durch die Produktpiraterie, da die Exklusivität der Marke gemindert wird und sich zudem negative Erfahrungen der Kunden mit den Nachahmungen auf die Originale auswirken können.

Aufbau eines Schutzes gegen Produktpiraterie
Unternehmen sichern ihre Produkte in den meisten Fällen nur durch rechtliche Maßnahmen ab, um sich gegen Produktpiraterie zu schützen. Allerdings ist die Rechtsdurchsetzung bei Produktpiraterie in vielen Auslandsmärkten noch mit großen Problemen behaftet – selbst dann, wenn die Rechtslage bei der Produktpiraterie auf dem Papier eindeutig ist.

Hinzu kommt, dass juristische Mittel gegen Produktpiraterie auf Grundlage von Schutzrechten (Patentschutz, Geschmackmustergesetz, Markenschutz etc.) zwar von großer Wichtigkeit sind, sie ihre Wirkung aber erst entfalten, wenn der Schaden schon eingetreten ist.

In Zukunft müssen Unternehmen ihre Produkte durch umfassend angelegte Strategien gezielt vor Produktpiraterie schützen. Hierzu muss der Schutz auf die gesamte Wertschöpfungskette ausgeweitet werden. Einbezogen werden müssen zum Schutz gegen Produktpiraterie nicht nur die Unternehmensabteilungen (insbesondere auch Einkauf, Entwicklung, Produktion, Personalabteilung, IT, Vertrieb und Controlling), sondern die gesamte logistische Kette über Zoll und Händler bis hin zum Kunden.

Für den Aufbau eines wirksamen Schutzes gegen die Produktpiraterie liefert die Studie "Plagiatschutz – Handlungsspielräume der produzierenden Industrie gegen Produktpiraterie" wertvolle Tipps.