Managergehälter in der Kritik

Mangagergeälter sind Gegenstand einer anhaltenden öffentlichen Debatte. Vor allem der kräftige Anstieg der Managergehälter bei großen Kapitalgesellschaften auch in wirtschaftlichen Krisenjahren und überhöhte Abfindungen für ausscheidende Vorstandsmitglieder werden zunehmend als ungerecht empfunden.

Der kräftige Anstieg der Managergehälter vor allem bei großen Kapitalgesellschaften auch in wirtschaftlichen Krisenjahren und die überhöhten Abfindungen für ausscheidende Vorstandsmitglieder – so für den ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser in Höhe von 60 Millionen DM oder Chrysler-Chef Robert Eaton von knapp 100 Millionen US-$ – sind in großen Teilen unserer Gesellschaft kaum noch zu vermitteln.

Ob die Höhe der Managergehälter nun gerechtfertigt ist oder nicht, darüber kann sich jetzt jeder selbst ein Bild machen: Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) wurde eine Literaturstudie erstellt, die sich mit den Managereinkommen und ihrer Entwicklung auseinandersetzt.

Die Studie räumt jedoch ein, dass mittlerweile auch namhafte Betriebswirte mit Kritik an der Höhe der Managergehälter nicht mehr zurückhalten. Teilweise spricht man schon von einer "verlorenen Generation" und fordert ein "Zurück zum ehrbaren Kaufmann", um das Urvertrauen in unserer Gesellschaft wiederherzustellen. Offensichtlich ist die Entwicklung bei den Managergehältern von solcher unternehmens- wie gesellschaftspolitischer Relevanz, dass sie

  • die Arbeitsmotivation der Arbeitnehmer,
  • den Zusammenhalt der Gesellschaft und
  • die Bereitschaft in der Bevölkerung für notwendige Reformen

beeinträchtigen kann.

Zur Kritik an den Managergehältern

Hohe Gehälter unterliegen nicht generell einer Kritik. So werden sie zum Beispiel im Film- und Musikgeschäft durchaus akzeptiert und auch Vermögensmehrungen bei erfolgreichen Eigentümer-Unternehmern, die im Vergleich zu den Managergehältern immer noch ein Vielfaches betragen können, stehen selten in der Kritik. Kritisiert werden aber die Top-Managergehälter großer Gesellschaften.

Höhe der Managergehälter

Bezüglich der Höhe und der Entwicklung der Managergehälter lässt sich feststellen, dass die absolute Höhe der Managergehälter seit den 1990er Jahren stark angestiegen ist. So haben sich allein im Zeitraum zwischen 1995 und 2000 die durchschnittlichen Managergehälter der Vorstände deutscher Unternehmen fast verdreifacht und die Grundvergütung mehr als verdoppelt. Im Jahre 2006 verdiente ein Vorstandsvorsitzender eines der DAX-30 Unternehmen rd. 3,4 Millionen Euro, und zwar ohne aktienkursbezogene Vergütungsbestandteile. Im Durchschnitt waren dies etwa 7 Prozent mehr als im Jahre 2005.

Managergehälter haben sich anders entwickelt

Übliche Gehälter der Arbeitnehmer und Managergehälter haben sich auseinanderentwickelt. Es ist zu einer Spreizung in der Gehaltsstruktur gekommen; die Einkommensungleichheiten haben in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen.

So haben sich die Einkommen des durchschnittlichen Arbeitnehmers kaum verändert, sodass für breite Teile der Bevölkerung das verfügbare Realeinkommen eher gesunken ist. Demgegenüber haben Spitzenmanager auch dann Gehaltszulagen verbuchen können, als die Mehrzahl der Arbeitnehmer froh war, wenn sie ihr Realeinkommen sichern konnten.

Diese zunehmende Einkommensungleichheit wird nach den Studienergebnissen schon innerhalb des Vorstandes von Aktiengesellschaften erkennbar. Lag im Jahre 2004 das feste Managergehalt eines Vorstandsvorsitzenden eines DAX-Unternehmens bei etwa 3 Millionen Euro, wurde durchschnittlich in den Vorstandsetagen "nur" 1,54 Millionen Euro verdient. Diese im Vergleich zu den Managergehältern der DAX-Vorstände als ungerecht empfundene Entwicklung setzt sich dann auf der nächsten Hierarchieebene fort. Angehörige der obersten Hierarchieebene, also Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer, verdienen in der Regel wieder mehr als das Doppelte eines Managers der zweiten Hierarchieebene.

Managergehälter bei der Deutschen Bank AG

Dieses Abkoppeln der Managergehälter lässt sich exemplarisch an einer Auswertung der Vergütungen für Vorstände bei der Deutschen Bank AG über die vergangenen Jahrzehnte verdeutlichen. Im Jahr 1967 betrug das Managergehalt eines Vorstandsmitgliedes noch etwa das Zweiundvierzigfache eines durchschnittlichen Mitarbeiters. Diese Relation sank Mitte der 70er Jahre auf den Wert 30. Dramatische Veränderungen zeigen sich dann seit Ende der 90er Jahre. So betrugen die Managergehälter der Vorstände 1997 das Fünfzigfache, 1998 bereits das Achtzigfache, 1999 das Zweihundertfache und im Jahr 2000 schließlich fast das Dreihundertfache des durchschnittlichen Bruttoverdienstes eines Arbeitnehmers in Deutschland. Einen vergleichbaren Trend zeigt die Studie für alle durchgängig im DAX gelisteten Unternehmen, wobei das Wachstum der Managergehälter bei der Deutschen Bank, Allianz, Siemens und TUI deutlich über dem Durchschnitt und die Wachstumsrate beispielsweise bei Bayer, BMW, Continental und VW unter dem Durchschnitt lag. Variable Teile der Managergehälter

Bei den Managergehältern fällt darüber hinaus der zunehmende Anteil an variablen Vergütungsbestandteilen auf. Etwa seit Mitte der neunziger Jahre gewinnt das angloamerikanische Konzept der Aktienoptionspläne als Mittel der variablen Managervergütung auch hierzulande an Bedeutung. So gewähren Aktienoptionen (Stock Options) dem einzelnen Manager das nicht übertragbare Recht, innerhalb einer gegebenen Periode (häufig zwischen fünf oder zehn Jahren) zu einem fixierten Preis eine bestimmte Anzahl von Aktien der eigenen Gesellschaft zu erwerben.

Die Relevanz dieses Entlohnungsinstruments hat in Deutschland vor allem seit dem Auflegen der Aktienoptionspläne der Daimler Benz AG und der Deutschen Bank AG im Jahr 1996 stark zugenommen.

Geringe Transparenz bei den Managergehältern

Die Transparenz hinsichtlich der gesamten Höhe der Managergehälter ist damit eher gering, da variable Vergütungsformen wie Aktienoptionspläne nicht in der Bilanz erscheinen.

Die Intransparenz bei den Managergehältern wird durch weitere diverse Extras und Pensionszusagen eher noch gefördert, und auch das Offenlegungsgesetz schafft über manche Vergütungsbestandteile nur begrenzt Transparenz.

Managergehälter außerhalb Deutschlands

Vergleicht man die Managergehälter in Deutschland mit den Managergehältern in anderen Ländern, so erkennt man durchaus eine vergleichbare Entwicklung.

Vor allem in den USA liegen die durchschnittlichen Managergehälter der von S&P erfassten 500 Unternehmen noch um einiges höher als in der Bundesrepublik. So erhielt zum Beispiel ein CEO (Chief Executive Officer) 1993 ein durchschnittliches Managergehalt von 3,7 Millionen US-$. Im Jahre 2003 waren die durchschnittlichen Managergehälter bereits auf 17,4 Millionen US-$ angestiegen.

Auffällig bei den Managergehältern in den USA ist wiederum der Bedeutungszuwachs des variablen Anteils an der Gesamtvergütung. Machte der Anteil der aktienbasierten Vergütung an den Managergehältern im Jahr 1993 gut 40 Prozent aus, stieg dieser Anteil an den Managergehältern bis zum Jahre 2000 auf 78 Prozent an, sank danach allerdings bis zum Jahre 2003 wieder auf 59 Prozent.

Ungleiche Entwicklung der Managergehälter auch in den USA

Auffällig sind ebenfalls – wie bei den Managergehältern in Deutschland – die Befunde zur wachsenden Ungleichheit der Managergehälter in den USA. So lag 1970 das Verhältnis eines durchschnittlichen Managergehalts eines CEO inklusive variabler Vergütungsbestandteile zum durchschnittlichen Industriearbeiterlohn bei rund 26:1. Die heute ausgewiesenen, ähnlich konstruierten "CEO-to-Worker wage ratios", die das Verhältnis der durchschnittlichen Managergehälter des Vorstandsvorsitzenden zu dem Durchschnittsgehalt eines Angestellten erfassen, weisen vollkommen andere Größenverhältnisse auf. So betrug das durchschnittliche Managergehalt eines CEO im Jahre 1992 das rund 82-Fache, im Jahre 2003 das rund 400-fache eines normalen Arbeitnehmers.

Anteil der Managergehälter am Gewinn

Laut den Studienergebnissen sind die für die Spitzenkräfte aufgewendeten Managergehälter für eine Aktiengesellschaft durchaus beachtlich. So machte der Anteil der Managergehälter für die fünf Top-Manager im Drei-Jahres-Zeitraum 1993-1995 bei US-amerikanischen Gesellschaften mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 50 Millionen US-$ noch rund 5 Prozent, im Zeitraum von 2001 bis 2003 aber bereits 9,8 Prozent der aggregierten erwirtschafteten Gewinne aus.

Deutsche Managergehälter im europäischen Vergleich

Die durchschnittlichen Managergehälter der Vorstände in der Bundesrepublik liegen im europäischen Vergleich im oberen Bereich. Allerdings liegen die Managergehälter hierzulande immer noch um einiges unterhalb des britischen und französischen Niveaus. So lagen die Managergehälter der Vorstandsvorsitzenden im Jahre 2004 in Großbritannien bei 4,6 Millionen Euro, in Frankreich bei 3,1 Millionen Euro und in der Bundesrepublik bei 3 Millionen Euro.

Die sehr interessante Studie "Zusammenhänge zwischen Unternehmensverflechtungen und -gewinnen, Rekrutierung von Führungskräften und deren Einkommenssituation", die Teil des Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung ist, steht mit allen Detailangaben als PDF-Datei (1,27 MB) auf Mausklick zum Download bereit.