Die Anlagedeckungsgrade zur Beurteilung der Liquidität

Wie bei allen bestandsgrößenorientierten Liquiditätskennzahlen vergleichen Sie auch bei den Anlagedeckungsgraden bestimmte Vermögens- und Schuldenpositionen, um daraus Rückschlüsse über die Liquidität ziehen zu können. Hierbei sind aber einige Einschränkungen zu beachten.

Grundsätzlich vergleichen Sie bei den Anlagedeckungsgraden – wie bei allen bestandsgrößenorientierten Liquiditätskennzahlen – bestimmte Vermögens- und Schuldenpositionen. Ziel dabei ist es, Rückschlüsse auf die eigene Finanzlage bzw. die Liquidität zu ziehen. Dies führt aber nur dann zu korrekten Aussagen, wenn Sie folgende Einschränkungen beachten:

  • Die Vermögenspositionen führen zukünftig zu Einnahmen
  • Die Schuldenpositionen führen in der Zukunft zu Ausgaben
  • Die Höhe der künftigen Einnahmen und Ausgaben entspricht genau dem Buchwert (damit werden beispielsweise stille Reserven nicht berücksichtigt)
  • Es fallen keine weiteren Einnahmen oder Ausgaben an

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Sie zur Beurteilung Ihrer Liquidität drei Anlagedeckungsgrade nutzen: Den Anlagedeckungsgrad I, den Deckungsgrad II und den erweiterten Anlagedeckungsgrad.

Der Anlagedeckungsgrad I als bestandsgrößenorientierte Liquiditätskennzahl

Bei langfristigen Deckungsgraden stellen Sie langfristig gebundenes Vermögen dem langfristig verfügbaren Kapital gegenüber. Durch diese Gegenüberstellung können Sie die Frage beantworten, inwieweit das langfristige Vermögen Ihres Unternehmens durch langfristiges Kapital gedeckt ist. Sehr bekannt ist beispielsweise der Anlagedeckungsgrad I, den Sie wie folgt bilden:

Anlagedeckungsgrad I= (Eigenkapital / Anlagevermögen) * 100

Aussagekräftig ist diese Kennzahl nur, wenn das Umlaufvermögen (UV) in Ihrem Unternehmen tatsächlich nur kurzfristig gebunden ist, das Anlagevermögen (AV) langfristig gebunden ist und das Eigenkapital (EK) langfristig zur Verfügung steht. Letzteres dürfte in der Regel immer der Fall sein, sofern kein Gesellschafter aus der Gesellschaft ausscheidet.

Steigern Sie die Aussagekraft mit dem Anlagedeckungsgrad II

In der Regel ist nicht das gesamte Umlaufvermögen tatsächlich auch kurzfristig gebunden. So werden Handels- und Produktionsunternehmen häufig Mindestbestände im Vorratsvermögen haben. Auch die Prämisse, dass das Fremdkapital immer kurzfristig ist, ist nicht zwingend. Es kann ebenso langfristig sein!

Eine Verbesserung des Anlagedeckungsgrades I liegt im Anlagedeckungsgrad II. Der Vorteil dieser Kennzahl ist darin zu sehen, dass der Aspekt von langfristigem Fremdkapital berücksichtigt wird. Denn: Nicht nur das Eigenkapital steht Ihnen in der Regel langfristig zur Verfügung, sondern auch das langfristige Fremdkapital (langfr. FK). Gebildet wird der Anlagedeckungsgrad II wie folgt:

Anlagedeckungsgrad II = ((EK + langfr. FK) / AV) * 100

Mit dem Anlagedeckungsgrad II betrachten Sie das langfristige Kapital und das langfristig gebundene Vermögen. Das Kapital besteht jetzt aber aus Eigenkapital und aus langfristigem Fremdkapital.

Der erweiterte Anlagedeckungsgrad

Beziehen Sie bei der Beurteilung der Liquidität auch die Vermögensseite in die Betrachtung mit ein, so können Sie als Kennzahl den erweiterten Anlagedeckungsgrad wie folgt bilden:

Erweiterter Anlagedeckungsgrad = ((EK + langfr. FK) / ((AV und Vorräte)) * 100

Beim erweiterten Anlagedeckungsgrad besteht das langfristig gebundene Vermögen aus Sachanlage-, Finanzanlagevermögen und dem gesamten Vorratsvermögen, welches Sie als langfristig gebunden ansehen.