Tipps zur interkulturellen Kommunikation mit Russen

Grosse russische Unternehmen zählen zu den weltweit begehrtesten Geschäftspartnern. Die Unternehmen werden nach internationalem Standard geführt. Wenn Sie mit kleineren russischen Unternehmen in Kontakt kommen, sollten Sie einige Eigenheiten beachten.

Interkulturelle Kommunikation in Russland:

Begrüßung

Wie bei uns, so wird auch in Russland dem Geschäftspartner zur Begrüßung die Hand geschüttelt. Die Nähe und der Körperkontakt spielen dabei eine große Rolle. Ein kräftiges Schulterklopfen als Sympathiebekundung ist dabei durch aus üblich. Kennt man sich schon länger, dann begrüßt man sich mit einer Umarmung und einem Wangenkuss, das gilt im Übrigen auch unter Männern.

Frauen hingegen schenkt man lediglich ein Nicken zur Begrüßung. Als Frau können Sie Ihrem Gegenüber durchaus die Hand reichen, sie wird eventuell geschüttelt oder sogar geküsst, aber das ist derzeit eher noch unüblich.

Ein kurzes Wort zur Sprache. Es mag sicherlich richtig sein, dass Englisch Geschäftssprache ist, im traditionellen Russland jedoch werden Sie Ihre Ziele eher erreichen, wenn Sie entweder Russisch sprechen oder aber einen Dolmetscher bei sich haben.

Anrede

Was in Schottland bei der Anrede der Mac ist, das ist in Russland das Anhängsel "owitsch" oder "owna" bei Frauen. In größeren Unternehmen mag der Standard bereits internationalisiert sein, jedoch nicht bei kleineren Firmen. Bei älteren und angesehenen Personen nutzt man noch die traditionelle Form der Anrede, die eine Kombination aus dem eigenen Vornamen sowie dem Vornamen des Vaters mit dem Anhängsel "owitsch" ist. "Sergej Iwanowitsch" bedeutet folglich Sergej, Sohn von Iwan. Bei einer Frau wäre es "Iwanowa", Tochter von Iwan.

Wenn Sie Ihren Geschäftspartner noch nicht kennen, dann ist es ratsam
eine gewisse rhetorische Distanz und Sachlichkeit zu wahren. Übertrieben
freundliches oder vertrauliches Verhalten wird eher nicht geschätzt und
wirkt auf die Russen zu amerikanisiert.

Gastgeschenke

Wie in vielen anderen Ländern, so sind auch in Russland Gastgeschenke Teil des Anstandes. Je länger Sie Ihren Geschäftspartner kennen, desto sorgfältiger sollten Sie das Geschenk auswählen. Qualitativ hochwertige Markenprodukte oder ein exzellenter Single Malt, ergänzt durch eine Schachtel hochwertiger Zigarren haben mit Sicherheit den gewünschten Effekt. Blumen werden stets in ungerader Zahl verschenkt, da man sie in gerader Zahl nur bei Begräbnissen findet; vermeiden Sie die Farben Gelb und Weiß, auch diese bedeuten Trauer.

Nur nebenbei bemerkt, jedoch nicht weniger wichtig ist der Aberglaube. Nach wie vor assoziiert man in vielen Teilen Russlands die Farben Schwarz und Weiß sowie die Zahl Dreizehn mit Trauer und Unglück. Rot ist eine positive Farbe sowie Grün, Blau und die Zahlen Drei, Sieben und Zwölf.

Nicht nur kleine Geschenke, sondern auch kleine Gefälligkeiten fördern
in Russland die Freundschaft und helfen, eine vertrauensvolle
geschäftliche Zusammenarbeit aufzubauen. Werden Sie gefragt, ob Sie sich
in Deutschland nach Immobilien umschauen könnten oder bei den
Einreiseformalitäten zu helfen, dann sollten Sie das nicht abschlagen.
Man wird es Ihnen umgekehrt nicht vergessen.

Smalltalk

Auch den Smalltalk gibt es in Russland. Eine Unterhaltung über die neuesten Trends (Auto, Computer, Handy, usw.) sind sehr geschätzt. Aber auch Themen wie Wissenschaften, Technik, Kunst oder ähnliches können Bestandteil des Smalltalk sein, denn Russen sind im Allgemeinen ein sehr belesenes Volk.

Kleidung

Kleidung ist in Russland ein Statussymbol. Ihre Kleidung sollte mit Hinblick auf Qualität und Marke sehr wohlüberlegt ausgesucht sein. Kleidung spiegelt in Russland den sozialen und beruflichen Status wieder und ist ein Symbol von Wohlstand und Macht.

Firmenhierachien

Die Firmenhierachien sind in Russland noch sehr strikt. Der Chef hat immer das letzte Wort und nur was über seinen Tisch geht, hat Gültigkeit. Flache Hierarchien, in denen Entscheidungsprozesse delegiert werden, findet man in Russland eher selten.

Für einen Außenstehenden mag es zunächst jedoch nicht immer ersichtlich sein, wer letztendlich die Entscheidungen trifft, von daher ist es sinnvoll, wenn Sie sich vorab diskret nach den Entscheidern erkundigen, um unnötige Verhandlungen zu vermeiden.

Machen Sie Zugeständnisse nur, wenn auch eine Gegenleistung dafür vereinbart wird. Man wird Ihre Verhandlungshärte sehr begrüßen und vor allem respektieren, denn eine zu hohe Kompromissbereitschaft gilt eher als schwache Grundlage für eine langfristige und erfolgreiche Geschäftsbeziehung.

Auch werden leicht Versprechungen gemacht, die jedoch teilweise unrealistisch sind. Vertrauen Sie bei Verhandlungen von daher auf Ihre Erfahrung und auf Ihren gesunden Menschenverstand und hinterfragen Sie lieber zweimal, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Pünktlichkeit

Eilen Sie Ihrem Ruf voraus, wenn es um deutsche Pünktlichkeit geht! Im Gegenzug sollten Sie jedoch nicht das Gleiche erwarten. Pünktlichkeit gehört nicht unbedingt zu den Stärken der russischen Geschäftsleute. Es kann von daher passieren, dass Sie bei Terminen versetzt werden. Planen Sie von daher Verzögerungen ein und seien Sie nicht allzu enttäuscht, es ist nicht persönlich gemeint.

Temperament

Bei Verhandlungen kann es durchaus vorkommen, dass Ihr gegenüber die Gesichtsfarbe wechselt und kräftig auf den Tisch schlägt. Seien sich nicht verwundert und reagieren Sie vor allem nicht über! Bleiben Sie sachlich und zeigen sich der Situation gewachsen. Sachliche Beschwichtigungen und faktische Argumente werden Sie in einem respektvollen Licht erscheinen lassen.

Überlegenheitsdemonstration oder Belehrungen sind hingegen nicht angebracht. Wutausbrüche sind ein Teil des russischen Temperaments und werden hin und wieder auch als taktisches Instrument eingesetzt, teils als Machtdemonstration oder aber auch nur um den Gegenüber zu testen.