Doppelpunkte im Englischen: Hält doppelt wirklich besser?

Das Problem: Wie übersetzt man Sätze wie diesen mit Doppelpunkt ins Englische? Denn: Dieses Satzzeichen gibt es zwar auf Englisch, benutzt wird es viel weniger. Fazit: Wenn Sie auf Englisch schreiben, schränken Sie den Doppelpunkt ein.

Der Doppelpunkt auf Deutsch ist ein starkes Satzzeichen. Wer auf es zugreift, zeigt, dass seine Gedanken gut geordnet sind, dass er weiß, wo es langgeht, dass eine gegebene Schlussfolgerung unausweichlich ist.

  • „Denn eins ist klar: Unsere Strategie muss weiterentwickelt werden.“
  • „Unsere Kooperation: Eine einzige Erfolgsgeschichte.“
  • „Unser Fazit: unzureichend.“

Wenn solche Sätze auf Englisch formuliert werden sollen, ist die Versuchung groß, sich auf die Worte zu konzentrieren und die Satzzeichen zur Seite zu lassen. Den Doppelpunkt gibt es schließlich auch auf Englisch und er hat so ungefähr dieselbe Rolle. Nur: So oft und mit demselben Effekt lässt er sich nicht einsetzen.

Lesen Sie, wo sie den Doppelpunkt ersetzen müssen – und wie Sie das machen.

Kurz und gut: schlecht für Doppelpunkte im Englischen

Der Doppelpunkt auf Englisch bettet sich gern in langen Sätzen ein, um diesen etwas Klarheit und Aufgeräumtheit zu verleihen. Bei kurzen Sätzen, die allein wegen der knappen Wörterzahl stark sind, ist er überflüssig und stört den englischen Lesefluss.

  • „Die Meinung der Prüfer: Die Insolvenz ist unausweichlich.“

Bei lediglich acht Wörtern ist dieser Satz schon zu kurz für einen Doppelpunkt – zu kurz für das Englische, Punkt. Im typischen englischen Duktus werden Sätze komplett ausformuliert, wo dies nur geht.

  • The opinion of the auditors: insolvency is unavoidable.

Das ist zwar verständlich, aber hört sich eher nach Newsticker-Schlagzeile oder hastig gekritzelte Notiz an. Diese Sätze fügen sich viel besser in einen Fließtext ein:

  • In the opinion of the auditors, there is no way around insolvency.
  • The auditors are of the opinion that there is no way around insolvency.

Die typisch-deutsche Schlussfolgerungssätze mit „Unser Fazit:“ oder „Das Ergebnis:“ müssen auch mit etwas Futter versehen werden. Denn ein Doppelpunkt nach schon zwei Wörtern zerhackt den englischen Satz, statt ihn prägnanter zu gestalten.

  • „Das Fazit: Das kommende Jahr wird entscheidend.“
  • In conclusion, next year will be crucial.

Das Komma erreicht hier viel mehr als der Doppelpunkt, denn die Aufmerksamkeit wird dadurch auf das Entscheidende in der zweiten Satzhälfte verlegt. Wenn Sie mehr darüber wissen, wessen Fazit hier wiedergegeben wird, zeigen Sie es am besten.

  • Our conclusion is that next year will be crucial.
  • The auditors conclude that next year will be crucial.

Liste & Zitate

Bei Auflistungen oder Zitaten wird der Doppelpunkt mehr oder weniger wie auf Deutsch eingesetzt.

  • We purchased the following items: printer paper, stationary, mobile phone chargers.
  • When questioned, she replied: „I don’t know“. He looked at her: „Okay, I believe you.“

Doppelpunkt: Kein Verbersatz

Auch das gehört zum deutschen Schreibstil: Der Doppelpunkt als Verbersatz, vor allem für „sein“. Im Englischen ist dieser Griff zwar theoretisch möglich, kommt aber fast ausschließlich in der Dichtung oder in literarischer Prosa vor.

  • „Unsere neue Strategie: Garant für weiteres Wachstum“

Auf Englisch sollen auch solche Feststellungen komplett ausformuliert werden, entweder mit to be statt Doppelpunkt, oder mit einem anderen Verb, das sich aus der Umgebung ergibt.

  • Our new strategy is our guarantee for continued growth.
  • Our new strategy will guarantee continued growth.
  • Our new strategy secures continued growth.

Doppelter Punkt, doppelte Regeln.

Auf Britisch-Englisch folgt auf den Doppelpunkt Kleingeschriebenes (Ausnahmen: Wörter die immer großgeschrieben sind, wie etwa Namen). In USA wird wie im Deutschen immer dann nach einem Doppelpunkt großgeschrieben, wenn der Satzteil auch alleinstehend einen Satz bilden könnte.

Längere Sätze: Heimat des englischen Doppelpunktes

Nur in längeren Sätzen kommt der Doppelpunkt im Englischen vor. Dann ist er aber ein eleganter Griff, der eine Verbindung zwischen zwei Gedanken herstellt, ohne den Lesefluss durch zu viele Kommas zu überdehnen oder durch einen Punkt einem Ende zu setzen. Denn der deutsche Schreibduktus bevorzugt viele kleine, klare Sätze: Im Englischen werden zu viele Punkte ungern gesehen.

  • „Wir sind Weltmarkführer in dieser Branche. Unser Erfolg beruht auf langjähriger Recherche und enger Kundenbindung.“
  • We are world leaders in this industry sector: our success is based on long-term research programmes and close contacts to our customers.

Mein Fazit: Ein richtig eingesetzer Doppelpunkt macht einen englischen doppelt so schön wie zwei kurze Sätze. Aber ein falsch gesetzter veringert die Schöhnheit um die Hälfte!

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