Generation Praktikum: So viel müssen Sie einem Praktikanten bezahlen

Bei der Frage, ob Sie einem Praktikanten eine Vergütung zahlen müssen oder nicht, kommt es auf die Art des Praktikums an. Unter Umständen ist eine angemessene Vergütung fällig. Aber was bedeutet das konkret für die Praktikanten, die Sie in Ihrem Unternehmen einsetzen?

Wie der Jurist so schön sagt: Das kommt darauf an. Nämlich darauf, um was für ein Praktikum es sich handelt. Dabei gibt es zwei wesentliche Formen von Praktika, die nach unterschiedlichen Regeln zu behandeln sind. Unterscheiden Sie daher unbedingt zwischen einem Pflichtpraktikum und einem freiwilligen Praktikum.

Der Unterschied zwischen Pflichtpraktikum und freiwilligem Praktikum
Ein Pflichtpraktikum hat seine Grundlage in dem entsprechenden Schul-, Hochschul- oder Ausbildungsrecht. Oftmals ist es dort oder in der jeweiligen Ausbildungs- oder Studienordnung verbindlich vorgeschrieben. Ein Pflichtpraktikum dient der Ergänzung der theoretischen Ausbildung. Es ist fester Bestandteil der Ausbildung.

Im Gegensatz dazu steht das freiwillige Praktikum: Der freiwillige Praktikant führt dieses komplett auf freiwilliger Basis durch, da er sich davon eine Verbesserung seiner Berufschancen oder das Sammeln von Erfahrungswissen verspricht. Entscheidend ist, dass keine Verpflichtung zur Absolvierung des konkreten Praktikums besteht.

Wann Sie für ein Praktikum bezahlen müssen – und wann nicht
Eine Vergütungspflicht besteht für Pflichtpraktika nicht. Jedenfalls nicht auf gesetzlicher Grundlage. Es ist aber vorstellbar, dass ein Tarifvertrag eine Vergütung vorsieht. Und schließlich können Sie natürlich auch mit einem Praktikanten, der ein Pflichtpraktikum absolviert, vereinbaren, dass Sie eine Vergütung zahlen. Ist diese Vereinbarung im Praktikumsvertrag einmal getroffen, müssen Sie sich daran auch halten.

Anders ist die Situation bei freiwilligen Praktika. Hier hat der Praktikant einen aus § 26 in Verbindung mit § 17 Berufsbildungsgesetz abgeleiteten Vergütungsanspruch. Sie müssen eine angemessene Vergütung zahlen. Diese soll eine finanzielle Hilfe für den Praktikanten sein, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wie gesagt: Es handelt sich hier um einen gesetzlichen Anspruch, auf den der Praktikant auch nicht verzichten kann.

Was bedeutet angemessene Vergütung für Sie?
Gelegentlich ist in Tarifverträgen auch die Höhe der Vergütung von Praktikanten geregelt. Entscheidend ist, ob Praktikanten in den Tarifvertrag einbezogen sind. Auskünfte dazu erteilen Ihnen im Bedarfsfall die tarifvertragsschließenden Parteien, also die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.

Ist im Tarifvertrag nichts geregelt, so hilft unter Umständen ein Blick in die Regelungen über die Ausbildungsvergütung in dem jeweiligen Beruf. Informationen hierzu erhalten Sie entweder bei den zuständigen Industrie- oder Handwerkskammern oder auf der Internetseite des Instituts für berufliche Bildung.

Der Vergütungsanspruch kann entfallen, wenn der Praktikant bei einem sehr kurzen Aufenthalt im Unternehmen (weniger als ein Monat) oder bei nur passiven Betriebsbesuchen ohne Einbindung in den Arbeitsprozess, keinen wirtschaftlich verwertbaren Beitrag zum Betriebsergebnis leistet. Hierbei kommt es auf die Situation im Einzelfall an.