Präsentismus – hohes Risiko durch kranke Mitarbeiter am Arbeitsplatz

Kommen Mitarbeiter zur Arbeit, obwohl sie krank sind, spricht man von Präsentismus. Dieser Begriff, der gerade in Deutschland Einzug zu halten beginnt, bezeichnet ein lange bekanntes, aber oft unter Risiko- und Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten unterschätztes Phänomen. Kann das Personalmanagement Präsentismus erkennen, wie soll es reagieren und warum ist es eigentlich ein Problem?

Falsch verstandenes Pflichtbewusstsein, Angst um den Arbeitsplatz oder Selbstüberschätzung sind die Gründe für Mitarbeiter, trotz offensichtlich krankheitsbedingt verminderter Leistungsfähigkeit zur Arbeit zu erscheinen. Amerikanische Studien haben ergeben, dass dadurch verursachte Kosten und Produktivitätsverluste wesentlich höher sind, als wenn diese Mitarbeiter krank zu Hause blieben und nach Genesung wiederkommen.

Präsentismus führt zu Fehlern
Anwesenheit trotz Krankheit kommt am häufigsten bei Erschöpfungszuständen oder anderen psychischen oder psychosomatischen Belastungen vor. Aber auch andere Krankheiten, wie saisonal oder wiederkehrend auftretende Beschwerden (Heuschnupfen, Migräne etc.) zählen dazu. Arbeiten Mitarbeiter trotz dieser Leistungseinschränkung, kommt es verstärkt zur Nichteinhaltung von Leistungsstandards oder zu Fehlern.

Konkret bedeutet dies zum Beispiel: Ein Gabelstaplerfahrer unter Einfluss von Grippemedikamenten fährt unsicherer und verursacht eher Schäden oder Unfälle. Ein Sachbearbeiter mit Migräne erstellt fehlerhafte Bescheide und sagt einem Kunden zu hohe Zahlungen zu. Hier wird deutlich, dass es sich bei Präsentismus um ein Risiko handelt, das auf die Leistungserbringung des Unternehmens einwirkt.

Präsentismus verzögert die Genesung
Ist ein Mitarbeiter krank und gönnt sich nicht die zur Rekonvaleszenz notwendige Ruhe und Zeit, wird sich der Gesundungsprozess insgesamt verzögern. Die tatsächliche Ausfallphase verlängert sich, wodurch die durch den Präsentismus verursachten Produktivitätseinbußen und Kosten weiter steigen.

Präsentismus vermeiden
Mitarbeiter und Führungskräfte müssen darüber aufgeklärt werden, dass es niemandem nützt, wenn ein Mitarbeiter krank zur Arbeit erscheint. Welche Maßnahmen helfen, kommt darauf an, warum Mitarbeiter trotz Krankheit zur Arbeit kommen. Ihnen muss die Sicherheit gegeben werden, dass eine echte Krankheitsabwesenheit nicht zum Nachteil führt.

Ursachen können insb. bei psychischen Ursachen im privaten oder betrieblichen Bereich liegen. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann helfen, Präsentismus zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu gestalten. Dieses sollte für alle Mitarbeiter sichtbar, leicht zugänglich und kostenfrei sein.

Präsentismus messen
Während die Abwesenheit wegen Krankheit leicht zu messen und zu dokumentieren ist (Krankenquote), kann Präsentismus nur beobachtet, aber kaum gemessen werden. Da Präsentismus aber langfristig zu krankheitsbedingten Fehlzeiten führt, sollten Gegenmaßnahmen am Ende zu einer Senkung der Krankenquote führen. Ursachen- / Wirkungszusammenhänge herzustellen, fällt hier schwer.

Mehr zur Kranken- und Fehlzeitenquote lesen Sie hier.