Die Betreuungsquote – der BMI des Personalbereiches

Ist Ihre Personalabteilung schlank, mollig oder gar fett? Mit diesen plakativen Attributen bezeichnet die capgemini-Studie HR-Barometer 2007 die Betreuungsquote, also die Relation zwischen HR-Mitarbeitern und Mitarbeitern des Unternehmen.

Auch in anderen Untersuchungen führender Unternehmensberatungen wird die HR-Betreuungsquote erhoben, so dass sich Unternehmen ein Bild darüber machen können, ob ihr Personalbereich gut aufgestellt ist oder Rationalisierungspotenzial hat. Wenngleich "fette" HR-Bereiche durchaus kritisch gesehen werden dürfen, muss berücksichtigt werden, dass es berechtigte Gründe geben kann, warum ein Unternehmen nicht "schlank" aufgestellt ist.

Die Ausgestaltung der Personalarbeit und damit die Besetzung mit Mitarbeitern im Personalbereich variiert stark zwischen einzelnen Branchen und Unternehmensgrößen. Auch ist es kein Widerspruch, wenn ein Unternehmen, das insgesamt stark von Rationalisierung (Personalabbau) betroffen ist, relativ viele Mitarbeiter in Personalfunktionen beschäftigt. Schließlich sind gerade solche Projekte besonders (personal-) arbeitsintensiv.

Neben Qualifizierungs- oder Trennungsgesprächen müssen diverse administrative Aufgaben bis hin zur Zeugnisschreibung bewältigt werden, so dass erst nach erfolgtem Personalabbau eine Verschlankung der Personalabteilung möglich ist.

Bevor man das eigene Unternehmen in die in den veröffentlichten Studien angegebenen Raster einsortiert, ist es wie bei jeder Kennzahl wichtig, im Detail zu wissen, welche Grundgesamtheiten zu Grunde zu legen sind. Welche Mitarbeiter werden einbezogen, welche HR-Funktionen werden berücksichtigt? Gibt es ausgelagerte Bereiche, die zwar als Headcount im Personalbereich nicht mehr auftauchen, aber Sachkosten verursachen (z. B. Outsourcing der Gehaltsabrechnung). Gibt es zum Personalbereich zählende Mitarbeiter, die funktional keine HR-Aufgaben wahrnehmen?

Vergleicht man verschiedene Studien (hier: capgemini, Towers Perrin, Baumgartner) miteinander, stellt man fest, dass alle auf eine in etwa gleiche durchschnittliche Betreuungsquote in deutschen Unternehmen von 1:76 kommen; ein Wert, den capgemini als "mollig" bezeichnet. Demzufolge ist nach wie vor Rationalisierungspotenzial vorhanden.

Dass dieses trotz der seit Jahren geführten Diskussion um die Wertschöpfungsbeiträge der Personaler noch nicht realisiert wurde, gibt zu denken. Sitzen die Personalfunktionen noch so fest im Sattel, dass sie immun gegen Rationalisierungsbestrebungen sind? Sind die für eine Rationalisierung aufzuwendenden Investitionen (insb. IT) höher als das Einsparpotenzial? Oder sind die "schlanken" Best-Practice-Beispiele nicht repräsentativ und auf andere Unternehmen nicht übertragbar?

Die Antwort darauf bleiben die Studien vorerst schuldig. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie so oft in der Mitte und besteht aus einer Kombination verschiedener Faktoren. Die vorliegenden Zahlen bieten jedoch eine gute Basis, um Personalabteilungen zu veranlassen, ihre Organisationsform und Ausstattung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.

Die erwähnten Studien finden Sie auf den Internetseiten der jeweiligen Unternehmensberatungen.