Personalentwicklung und Lernpsychologie: Soziales Lernen (Teil 3)

Nachdem mit dem Behaviorismus und dem Kognitivismus zwei unterschiedliche Theorie- und Praxisstränge der Lernpsychologie vorgestellt worden sind, versuchen Integrationsmodelle durch die Kombination von psychologischen und soziologisch induzierten Lernvorgängen eine größere Komplexität zu verdeutlichen.

Behaviorismus und gestaltpsychologische Denkansätze sind als Gegensätze in der lernpsychologischen Forschung bereits beschrieben worden. Mit dem Begriffen und Kategorien der Sozialisation und des sozialen Lernens wird auf  Integrationsmodelle des Lernens verwiesen.

Definitionen der Sozialisation und des sozialen Lernens
Sehr vereinfachend kann unter Sozialisation eine soziale Prägung durch die allgemeinen Erwartungsmuster verstanden werden. Damit würde man aber der Dynamik der Sozialisation nicht ausreichend gerecht werden, weil der Begriff Prägung auf mehr bio-soziale Sozialisationsvorgänge verweisen würde. Besser erscheint mir eine Formulierung Hurrelmanns, der einmal etwas spezifischer formulierte:

"Im heute allgemein vorherrschendem Verständnis wird mit Sozialisation der Prozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit den sozialen und dinglichen-materiellen Lebensbedingungen verstanden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt der historischen Entwicklung einer Gesellschaft existieren".

Hinter diesem monumentaler gefasstem Begriff der Sozialisation versteckt sich ein wenig mehr als es der Begriff des sozialen Lernens wie er auf  lernpsychologischer Ebene – einstmals von Bandura  und Walters eingebracht -, verstanden wird: als einem Integrationsmodell, das auf operantes Konditionieren basiert, das klassische Konditionieren zulässt, aber auch auf Lernen durch Nachahmung (Imitation) setzt.

Personalentwicklung und Sozialisation
Während bis in die siebziger und achtziger Jahren hinein unter Sozialisation fast ausschließlich ein Prozess der Kindheit und Jugend verstanden wurde, sind verschiedene Forschungen zur Sozialisation im Erwachsenenalter und zum Lernen im fortgeschrittenen Lebensalter gemacht worden. Sowohl die Ergebnisse zur beruflichen Sozialisation als auch zur Sozialisation im späten Lebensalter, ermutigen dazu, den Prozess der Sozialisation als einen "lebenslangen" zu begreifen.

Damit soll ausgedrückt werden, dass der Mensch über Umweltanreize und selbstorganisiertem Lernen bis in das betagte Lebensalter zum Wissensaufbau fähig ist, aber auch in seine Persönlichkeit  in Abhängigkeit von seinen Milieubedingungen zu reifen.

Personalentwicklung und berufliche Weiterbildung müssen in diesem Sinne – mehr denn je – auch als einen Prozess des Personalmanagements verstanden werden, Lernanreize und Entwicklungprozesse so zu gestalten, dass Persönlichkeitsentwicklung und der Erhalt von dauerhafter Arbeitsplatzfähigkeit und Arbeitsplatzsicherheit (Employability) möglich werden.