Personalentwicklung im Gesundheitswesen: Bachelor für Hebammen – ja oder nein? (Teil 6)

Hebammen galten bereits im Mittelalter als besonders weise Frauen, auch wenn deren Wissen von Frau zu Frau - mehr oder minder unsystematisiert - weiter getragen wurde. In den letzten Jahrzehnten hat sich ein qualifiziertes Berufsprofil mit hohen theoretischen und praktischen Anforderungen herausgeschält. Aber brauchen Hebammen auch ein darüber hinausgehendes akademisches Profil als Bachelor?

In vielen pflegerischen Assistenzberufen werden Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Personalentwicklung gesucht, um über eine erhöhte vertikale berufliche Mobilität die Attraktivität des Berufes zu erhöhen. Damit soll auch die gewachsene Hierarchiedistanz zwischen Arzt und Assistenzberufen ausgehebelt werden.

Der Gedanke ist prinzipiell richtig. Viele Berufe wie z. B. der der Arzthelferin, aber auch der der der Hebamme, laufen durch ihre Monokontextualität der Ausbildung in eine Sackgasse.

Abhilfe schaffen durch Fortbildung für Hebammen?
Am Beispiel der Hebammen Aus- und Weiterbildung lässt sich aber auch die Zwiespältigkeit ablesen. Auf der einen Seite soll horizontale und vertikale Berufsmobilität erzeugt werden, auf der anderen Seite soll aber auch ein echter zusätzlicher Nutzen entstehen.

Inhalte der Hebammenausbildung
Wenn man in das Berufsbild der Hebamme/Entbindungspfleger hineinschaut, sind folgende Kernkompetenzen verankert:

  • Geburtshilfe, Entbindungspflege
  • Geburtsvorbereitung, Geburtsnachbereitung
  • Gynäkologie (Pflege, Assistenz)
  • Kinderheilkunde (Pflege, Assistenz)
  • Patientenbetreuung
  • Säuglingspflege
  • Schwangerschafts- und Wochenbettgymnastik

Um diese Aufgaben erfüllen zu können, bedarf es weiterer Kompetenzen, z. B. in Krankenhaus- und Praxishygiene, Pharmakologie, Qualitätsmanagement. 

3 Semester bis zum Bachelor für Hebammen
Ab jetzt lässt sich auch Geburtshilfe studieren. Die Fachhochsule Osnabrück bietet einen Bachelor of Science in Midwiferie für Hebammen an. Dort studieren Frauen, die bereits eine Hebammenausbildung absolviert haben. Mit dem Bachelor sollen Sie international anschlussfähig werden.

Die Aufgabenstellung im Studium ist tiefer als bei der Erstausbildung. Es sollen Leitlinien hinterfragt werden können oder aber auch Kenntnisse über evidenzbasierte Entscheidungsfindung erworben werden.

Meines Erachtens bietet das Studium für Hebammen eine Vielzahl von sinnvollen Kompetenzerweiterungen und Reflexionsmöglichkeiten, aber ob sich am Ende etwas an der Tätigkeit verändern wird, erscheint mir eher fraglich.