Führungskräfte: Wer schafft den Sprung an die Spitze?

Wer schafft es in Wirtschaft oder Politik nach ganz oben? Der Talentierte, die Klügste, der Ehrgeizige, die Machtbewusste, der Strebsame oder schlicht derjenige mit dem "besten" familiären Hintergrund?

Für den Soziologen Michel Hartmann lautet die Antwort auf diese Frage: Das Elternhaus bestimmt über den Aufstieg. Sein Argument: 4 von 5 Top-Managern der 100 größten deutschen Unternehmen stammen aus der Oberschicht, die nur 3% der Bevölkerung ausmacht. Wer nicht aus diesen Kreisen stamme, so der Professor an der Technischen Universität Darmstadt, habe es schwer, ganz nach oben zu kommen.

Eine andere Auffassung vertritt Karl Ulrich Meyer, ebenfalls Soziologe. Er argumentiert: Natürlich befänden sich unter den Vorstandsvorsitzenden weniger Arbeiterkinder als deren Anteil an der Bevölkerung. Fakt sei aber auch, dass der überwiegende Teil der Führungskräfte Akademiker seien und unter ihnen finden sich viele soziale Aufsteiger. 1/3 des höheren Managements komme aus dem Milieu unterhalb von Gymnasiallehrern.

Konstantin Korotov, Professor an der European School of Management and Technologies (ESMT), an der High Potentials auf ihre Spitzenjobs vorbereitet werden, sieht sogar einen Vorteil darin, wenn Spitzenkräfte nicht immer zu den Privilegierten gehört haben: Wer gelernt hat, sich zu kämpfen, um Dinge zu verändern und Ziele zu erreichen, dem fällt es auch leichter, seine Mitarbeiter zu verstehen.

Bleibt die Frage, ob es Eliten im herkömmlichen Sinne in Deutschland überhaupt noch gibt? Eliten zeichnen sich eigentlich dadurch aus, dass sie eine gemeinsame Herkunft verbindet – wie früher den Adel –, dass sie sich in gemeinsamen Kreisen bewegen und eine ähnliche Gesinnung teilen. Deutsche Führungskräfte verbinden heute mit dem Begriff (Macht-)Elite aber vor allem den persönlichen Status. 81 % verbinden mit Elite Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik, Kultur oder Gesellschaft. Nur für 26 % ist der Elitebegriff mit herausragenden Leistungen verknüpft. 28 % assoziieren die Zugehörigkeit zu angesehenen Familien, 47 % dagegen eine hervorragende Ausbildung.