Arbeitslosigkeit: Das Ende des Einstellungsbooms

Die Zeichen der Rezession sind untrüglich, das wird sich in den nächsten Monaten auch auf die Anzahl der offenen Stellen und auf die Arbeitslosenzahl negativ auswirken. Mit dieser neuen Situation müssen die Arbeitsplatzbewerber nach mehreren Jahren des Einstellungsbooms zurecht kommen. Dabei kann Personalentwicklung als interne Maßnahme nur gegen Arbeitslosigkeit schützen; Externe müssen sich auf eine Durststrecke einstellen, die sinnvoll überbrückt werden muss.

Die konjunkturellen Indikatoren verkündigen auch für die Arbeitnehmer und für die Arbeitsplatzbewerber Unheil. Die Anträge auf Kurzarbeit nehmen rapide zu, die Anzahl der offenen Stellen sinkt deutlich ab. Das hat zuerst besonders negative Folgen für die Arbeitsplatzbewerber; bevor entlassen wird, wird erst mal nicht mehr eingestellt.

Viele junge Absolventen der Berufsschulen und Universitäten hatten sich fast schon darauf eingestellt, dass der Facharbeitermangel zu einem Dauerphänomen wird; aber auch der dramatische Rückgang der Auftragslage im Anlage- und Maschinenbau wird dazu führen, dass es auch für mutmaßlich sichere Berufsausbildungen im gewerblich-technischen Sektor keine Beschäftigungsoptionen in diesem Jahr mehr geben wird.

Aus einer friktionellen Arbeitslosigkeit kann relativ schnell eine dauerhafte (strukturelle) Arbeitslosigkeit werden, wenn die Arbeitslosigkeit andauert und die Kompetenzen der Arbeitslosen verloren gehen.

Folgen von Arbeitslosigkeit 
Interessant ist die Tatsache, dass die Ergebnisse eine klassischen Feldstudie aus den zwanziger und beginnenden dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer wieder in kleineren Studien verifiziert werden konnten. Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld hatten in ihrer Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" vier verschiedene Haupttypen von Arbeitslosen beschreiben:

  • die innerlich Gebrochenen
  • die Resignierten
  • die Verzweifelten und
  • die Apathischen

Diese Einstellungen hatten – wie auch heute immer wieder beschreiben wird – negative Auswirkungen auf die Familienstruktur, Mobilität, schlechte Stimmung, Depressionen.

Gibt es Interventionsstrategien, um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken?
Jahoda und Laszarsfeld hatten resümiert, dass die entscheidende Dimension ist "für die Zukunft Pläne und Hoffnungen zu haben". Meines Erachtens müssen diese Pläne und Hoffnungen als Sinndimensionen außerhalb der aktiven Arbeitsmarktpolitik der Bundesagentur für Arbeit und der Betriebe für Arbeitsplatzbewerber vorrangig realisiert werden.

Das Stichwort Sozialverträglichkeit ist ein Paradoxon; es schützt und federt Interne in den Betrieben ab, ist aber gleichzeitig für externe Bewerber ein Einstellungshindernis. Externe wollen Chancen durch hohe Fluktuation in den Betrieben, Arbeitgeber und Betriebsräte haben aber vorrangig das Wohl der Beschäftigten im Blick.

Wege aus der Arbeitslosigkeit
Selbstverständlich kann eine berufliche Weiterbildung für Geringqualifizierte notwendig sein, aber eine Dissertation als Notlösung für Akademiker ist eher kontraproduktiv. In einer so scharfen Rezession kann man auch keinem raten, sein Glück in einer Selbstständigkeit zu suchen, wenn keine hohe intrinsische Motivation und eine Unternehmerpersönlichkeit vorhanden sind.

Kurzum, freie und gewerkschaftliche Arbeitsloseninitiativen und Wohlfahrtsverbände werden sich verstärkt auch um Arbeitsplatzbewerber kümmern müssen, soll sich nicht ein tiefes Enttäuschungsloch auftun und sollen sich nicht – wie oben beschrieben – dauerhafte negative Manifestationen zeitigen.