So führen Sie kooperative Konfliktgespräche

Konflikte treten auf, wenn Menschen zusammenarbeiten und gemeinsam Ziele erreichen sollen, aber uneins sind, wie das geschehen soll. Schnell geht es dann nicht mehr um die Sache, sondern um die Beziehung zueinander. Was ist, wenn der Konflikt zunehmend das Handeln blockiert und keine Lösung in Sicht ist?

Klären Sie mit sich selber, was der Konflikt für Sie bedeutet

Viele Menschen leugnen Konflikte aus falsch verstandenem Harmoniebestreben. Besser ist es, einen vorhandenen Konflikt als existent anzuerkennen. Dazu gehört es, eigene Emotionen wie Ärger, Wut und Enttäuschung wahrzunehmen und zuzulassen.

Das heißt jedoch nicht, gleich an Ort und Stelle entsprechend zu handeln! Man darf sich erst einmal Luft machen -“ allerdings weder bei den betroffenen Konfliktparteien noch bei unbeteiligten Dritten! Sich Luft machen kann eine „Auszeit“ sein, eine Runde ums Gebäude, ein Gang zur Toilette, ein Sich-zurück-ziehen in ein leeres Büro, um erst einmal tief durchzuatmen. Manchmal kann auch ein Vor-sich-hin-Schimpfen oder ein kräftiger Hieb gegen den Punchingball hilfreich sein.

Ist der erste Adrenalinschub vorbei, ist Platz vorhanden, um sich ein klareres Bild der Konfliktlage zu verschaffen. Fragen Sie sich:

  • Worüber haben wir uns gestritten?
  • Was wollte ich mit meinem Handeln erreichen? Was wollte der andere erreichen?
  • Was hat mich dazu gebracht, so zu reagieren? Was hat den anderen meiner Meinung nach dazu gebracht, so zu reagieren?

Ohne gegenseitiges Vertrauen ist eine Konfliktklärung nicht möglich

Nach der Selbstklärung kommt die Beziehung zwischen den Konfliktpartnern in den Blick. Ohne eine geklärte Beziehungsebene und ein gewisses gegenseitiges Vertrauen kann nicht auf der Sachebene gearbeitet werden. Dazu braucht es eine offene und ehrliche Kommunikation.

  • Sprechen Sie mit Ich-Botschaften. Ein konfrontatives „Du bist immer so…“ drängt den Konfliktpartner immer mehr in die Defensive. Sprechen Sie Ihre Hoffnungen, Wünsche oder Befürchtungen aus Ihrer persönlichen Sicht aus.
  • Unterlassen Sie alles, was den anderen provozieren, verletzen oder schwächen könnte. Auch wenn es gerade in hitzigen Konflikten noch so wohltuend wäre, einen K.O.-Sieg zu landen, Verlierer „rächen“ sich meistens, denn nichts ist schwerer zu ertragen als ein Gesichtsverlust. Und dann geht der Konflikt in die nächste Runde.
  • Hören Sie aktiv zu, was den anderen bewegt, welche Wünsche oder Befürchtungen er hat. Sehen Sie den Konflikt mit seinen Augen. Denn selten sind die Rollen in Konflikten so klar verteilt, dass einer recht hat und der andere unrecht.

Die gemeinsame Problembearbeitung ist das Kernstück der Konfliktklärung

Hierbei lassen sich die Methoden der Konfliktmoderation bestens anwenden. Folgende Fragen helfen bei der Strukturierung des Konfliktes:

  • Worum geht es im Konflikt?
  • Was sind die Streitpunkte?
  • Was hat den aktuellen Konflikt ausgelöst?
  • Was stört wen?
  • Wer ist vom Konflikt direkt oder indirekt betroffen?

Aber bitte: Jede Konfliktpartei braucht den Raum, ihre Sichtweise ungestört und ohne Unterbrechung darzulegen. Sobald beide Parteien gleichzeitig sprechen und dabei immer heftiger und lauter aufeinander einreden, kann eine Konfliktklärung kaum noch erreicht werden. Zuhören und ausreden lassen erfordert von beiden Seiten ein hohes Maß an Selbstdisziplin, gerade wenn kein Dritter dabei ist, der die Konfliktparteien im Umgang miteinander „zur Ordnung“ ruft.

Vereinbaren Sie Lösungen, mit denen beide gut leben können

Bei der Lösung von Konflikten muss jeder sein Gesicht wahren können. Dort wo es Sieger und Verlierer gibt, halten Konfliktlösungen meist nicht allzu lange. Deswegen ist die erstbeste Lösung meistens auch nicht die beste. Suchen Sie unterschiedliche Lösungsalternativen. Gute und tragfähige Lösungen sind solche, die die Interessen sowohl der einen als auch der anderen Konfliktpartei berücksichtigen.

Nur wenn Sie mit der Lösung einverstanden sind, ist der Konflikt nachhaltig geklärt

Anders als in Konflikten, in denen Sie nur Moderator oder Zuschauer sind, müssen Sie mit Lösungen von Konflikten, in denen Sie selbst beteiligt sind, „hautnah“ leben. Deswegen sollten Sie sich nach der Konfliktklärung fragen, ob die gefundene Lösung zukunftsfähig ist oder ob schon der Keim für neue Konflikte darin verborgen ist. Ist der Kompromiss für mich persönlich in Ordnung? Wenn ein Grummeln im Bauch verbleibt, muss die Lösung ggf. noch einmal nachgearbeitet werden. Nur so halten Konfliktlösungen dauerhaft.

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